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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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einfacher Rückstoßzauber, aber es funktionierte. Jeremy ließ seinen Arm los und taumelte zurück. Als ich mich ungeschickt vor ihn zu werfen versuchte, um ihn zu schützen, landeten wir beide auf dem Boden. Ich drehte mich um und sah eben noch, wie Hulls Rücken zwischen den Bäumen verschwand.
    Jeremy setzte ihm nach, aber schon einen Moment später teilten uns das Kreischen von Reifen und das Aufheulen von Autohupen mit, dass Hull die Straße erreicht hatte. Dort konnte Jeremy ihn nicht weiter verfolgen.
    Ich zögerte nur eine Sekunde lang; dann stürzte ich zurück zu Clay.
    An diesen Weg erinnere ich mich nur undeutlich – Zweige, die mir ins Gesicht peitschten, Ranken, die nach meinen Füßen griffen. Nick und Tolliver kauerten neben Clay. Seine Augen waren geschlossen.
    Eine kalte Nase drückte sich in meine Handfläche, als Jeremy neben mir erschien. Ich taumelte und griff nach ihm, grub die Finger tief in den Pelz in seinem Nacken, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, aber meine Knie gaben nach, und alles wurde schwarz.

[home]
Wenn
    A uf dem Rückweg schnappte ich Fetzen der Unterhaltung auf. Ich bemühte mich, sie zu verfolgen, nur um diejenigen Worte zu hören, die mir gestatten würden, wieder einzuschlafen. Endlich kamen sie: Clay war am Leben. Immer noch bewusstlos und mit hohem Fieber, aber er war am Leben.
    Ich glitt zurück in den Schlaf.
     
    Als ich aufwachte, war mein erster Gedanke, dass ich in einem Krankenhausbett lag. Die Laken waren glatt und kühl, die Luft ringsum ebenfalls kühl, die Jalousien zugezogen, die Lichter aus; der Raum war in die unheimliche Stille getaucht, die den Genesenden und Sterbenden vorbehalten zu sein scheint. Das einzige Geräusch war das Summen der Klimaanlage. Das Einzige, was noch fehlte, war der Geruch nach Desinfektionsmitteln und verkochtem Essen.
    Als ich mich hochstemmte, hörte ich aus dem Nebenraum gedämpft Jeremys Stimme herüberdringen; sie klang angespannt und frustriert. Ich sprang auf. Mein ganzer Körper schien protestierend aufzubrüllen, und ich erstarrte. War ich verletzt? Nein. Ich hatte einen Schnitt quer über die Hand, aber mein Körper protestierte aus purer Erschöpfung – er hatte eine Kostprobe der Erholung bekommen und schrie jetzt nach mehr. Ich wollte mich schon zurücksinken lassen …
    Clay.
    Ich rappelte mich auf. Eine Hand schloss sich um meinen nackten Arm.
    »Es ist okay«, flüsterte Nick von seinem Posten neben dem Bett aus. »Leg dich wieder hin. Ruh dich aus.«
    »W-wo ist Clay?«
    »Alles in …« Nick unterbrach sich, als wäre er außerstande, die Lüge auszusprechen. »Er ist … so weit in Ordnung. Jeremy kümmert sich um ihn. Und dieser Arzt – Tolliver.«
    Ich versuchte, mich wieder aufzurichten, aber Nicks Griff wurde fester.
    »Tolliver?«, sagte ich. »Und woher können wir uns sicher sein, dass …«
    »Er sich nicht an uns rächen will?«, ergänzte Nick. »Jeremy vertraut ihm. Und Jeremy ist dabei und sieht sich jeden Handgriff an. Wenn irgendwer Clay helfen kann, ist es Tolliver. Er hat alles, was Clay brauchen könnte. Das ist es, was Zoe für ihn erledigt. Sie stiehlt Medikamente und anderes Zeug, das er für seine Notunterkünfte und so weiter braucht.«
    »Ich möchte ihn …«
    »Er ist okay, Elena.« Nick hielt meinen Blick fest. »Würde ich das sagen, wenn’s nicht stimmen würde?«
    Ich forschte in seinen Augen und sah Besorgnis darin, aber keine Panik.
    »Wenn es so ist, warum darf ich ihn dann nicht sehen?«
    »Weil du dich dann aufregst, und Jeremy hat im Moment schon genug um die Ohren.«
    Ich zwinkerte verblüfft; eine Sekunde lang fragte ich mich, ob ich richtig gehört hatte. Diese Worte und dieser Tonfall klangen nicht nach dem Nick, den ich kannte. Er schob sich näher heran und legte den Arm um mich.
    »Ich habe recht, oder nicht?«, fragte er. »Wenn du da reingehst und ihn da im Bett liegen siehst, bewusstlos und mit dem ganzen medizinischen Zeug überall, dann regst du dich auf. Du weißt genau, sie kümmern sich um ihn, aber wenn es nicht danach aussieht – wenn es so aussieht, als ob sie nur rumstehen und reden –, dann macht dich das verrückt. Wäre bei Clay genauso, wenn er dich da drin liegen sähe.«
    »Und das würde es für Jeremy noch schwerer machen«, sagte ich leise.
    »Weil er dann etwas tun möchte. Mehr tun möchte. Du bist hier, weil Tolliver will, dass du im Bett bleibst. Was da heute passiert ist … das ist zu viel für jemanden, der demnächst ein

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