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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Ich habe Nick schon bei früheren Gelegenheiten getäuscht. Wenn er die Wahl zwischen dem Verrat und einer möglichen Gehirnerschütterung hätte, würde er Letzteres nehmen.
    Als er also das nächste Mal nicht hinsah, griff ich nach meiner Haarbürste. Als er sich wieder umdrehte, schlug ich zu. Er zögerte, und einen fürchterlichen Moment lang glaubte ich, es hätte nicht funktioniert. Dann sackte er auf dem Bett zusammen.
    Ich überprüfte seinen Atem und seine Pupillen. Dann zerrte ich ihn ganz aufs Bett und stopfte neben ihm Kissen unter die Decke, bis eine einigermaßen menschengroße Form entstand. Es würde Antonio nicht lang täuschen, aber wenn er einfach nur einen Blick zu uns hereinwarf, würde es wahrscheinlich reichen.
    Als Nächstes: Schuhe und Handy. Dann war ich zur Tür hinaus.

[home]
Beschworen
    I ch trat hinaus in die Nacht. Jaime wartete unter der Hotelterrasse zwischen zwei halb abgestorbenen Fichten. Als ich näher kam, rührte sie sich nicht, als hoffte sie, gut genug verborgen zu sein, um einfach dort bleiben und mir aus dem Weg gehen zu können.
    »Du musst mir helfen, Hull zu finden«, sagte ich.
    Sie nickte, ohne eine Spur von Überraschung im Gesicht.
    »Du hast gesagt, du kannst einen Zombie beschwören, wenn du irgendwas von ihm hast. Würde es ein Finger tun?«
    Sie stand einfach da, spielte mit ihren Ringen und mied meinen Blick.
    »Wir können das nicht tun, Elena«, sagte sie schließlich. »Ich kann es nicht. Ich weiß, du willst es machen, aber du kannst nicht klar denken, und …«
    »Ich kann nicht klar denken?«
    Ich machte einen großen Schritt auf sie zu und baute mich vor ihr auf. Jaime trat zurück; ihre Augen wurden weit. Als ich den Gesichtsausdruck bemerkte, hielt ich inne und starrte sie an. Jaime war nicht einfach nur beunruhigt. Sie hatte Angst.
    »Du machst dir Sorgen, was Jeremy dazu sagen wird«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Doch, ja, aber darum geht es nicht. Darauf kommt es sowieso nicht an.«
    Sie sah so traurig aus in diesem Moment, so mutlos, dass sich eine Spur von schlechtem Gewissen in meine Entschlossenheit bohrte. Ich sollte sie nicht noch in dies mit hineinzerren. Aber allein konnte ich Hull nicht finden. Oder doch?
    »Bleib hier.« Ich setzte mich in Bewegung, zögerte und sagte dann: »Nein, komm lieber mit. Es ist sicherer.«
    Als sie ihrerseits zögerte, ging ich los. Keine Zeit, sie zu überreden. Einen Moment später hörte ich, wie ihre Schritte mich einholten.
    »Was machst du?«, flüsterte sie.
    »Ich suche die Gegend ab.«
    »Nach Hull?«
    »Ein Zombie ist wahrscheinlicher.«
    Ich blieb an einer Ecke stehen und ging auf die Knie. Hulls Fährte, aber sie war alt. Ich stand auf und ging weiter.
    »Was machst du, wenn du etwas findest?«
    »Verfolge die Fährte zu Hull zurück.«
    »Aber du kannst nicht mit Hull kämpfen, Elena. Nicht in deiner …«
    »Verfassung? Glaub mir, im Moment ist meine Verfassung genau das, was sicherstellt, dass ich ihn umbringen werde. Der wird nicht mal mehr Zeit zum Verhandeln haben.«
    Ihre Hand schloss sich um meinen Arm. Als ich herumfuhr, schluckte ich ein Fauchen hinunter, aber sie musste es gesehen haben. Furcht schoss durch ihre Augen, aber sie ließ mich nicht los.
    »Und was ist mit der Zeit, die er braucht, um eine Formel zu wirken?«
    »Er wird mich so nicht umbringen«, sagte ich. »Er sagt, es ist ihm nicht wichtig, ob die Babys tot oder am Leben sind, aber das ist gelogen. Deswegen hat er ja zu verhandeln versucht, statt mich einfach umzubringen. Wenn sie tot wären, müsste er sie sehr schnell verkaufen, bevor …« Die Worte blieben mir in der Kehle stecken; Bilder, die ich nicht sehen wollte, zogen vor meinem inneren Auge vorbei. »Viel besser, wenn sie am Leben sind. Dann hat er Zeit, einen guten Käufer zu finden. Ich sage ja nicht, dass er mich notfalls nicht umbringen würde – aber er wird es nicht gleich als Allererstes tun.«
     
    Ich umkreiste das Gebäude zwei Mal, fand aber nur alte Fährten von Hull – und eine von dem Bowlermann, der wohl irgendwann vorbeigekommen sein musste, um sich Anweisungen zu holen. Wie dumm waren wir eigentlich gewesen, überall nach dem Zombiemeister zu suchen, den wir bereits unter unseren Schutz gestellt hatten?
    Er war irgendwo dort draußen und wartete ab, was wir tun würden – irgendwo in einem dieser dunklen Bürogebäude oder auf einem der Dächer oder in einem der Parkhäuser, irgendwo, wo er es sehen konnte, wenn wir

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