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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bist du frei.«
    Rose musterte uns mit ihren fürchterlichen lidlosen Augen.
    »Du fühlst dich ihm doch nicht immer noch verpflichtet? Vielleicht war es so, weil er dir Aussicht auf ein zweites Leben gegeben hat, aber du wirst nicht vergessen haben, dass er dein erstes beendet hat. Du bist eine Dienerin. Eine untote Sklavin, die in dieses Portal geschleudert wurde, um ihm zu dienen. Und du hast ihm gedient, nicht wahr? Er hat dich verbraucht, und dann hat er dich sterben lassen, noch einmal und noch einmal, und dann hat er dich wieder hinter uns hergeschickt. Interessiert es ihn, ob du in Stücke fällst? Er hat noch jemand anderen. Einen Mann. Den du nicht verwesen siehst wie dich selbst – glaubst du, das ist Zufall?«
    »Tötet ihr ihn?«, fragte sie. »Den Zauberer oder was er immer ist?«
    »Es ist die sicherste Methode, das Portal zu schließen. Und irgendwas an dieser Geschichte sagt mir, dass Hull keinen von diesen Sonderurlaubsscheinen aus der Hölle bekommen wird.«
    Ihr Gesicht verzerrte sich zu einem fürchterlichen Lächeln. »Gut.«

[home]
Verraten
    E s stellte sich heraus, dass Hull das Hotel tatsächlich hatte bewachen lassen – von Rose. Ich weiß nicht, wie sie uns seiner Ansicht nach hätte aufhalten sollen, wenn wir Anstalten zur Abreise gemacht hätten. Aber wahrscheinlich hatte er ihr einfach eine unwichtige Aufgabe gegeben, um ihre verwesende Leiche nicht in der Nähe zu haben. Uns im Auge zu behalten war nicht entscheidend – selbst wenn wir abreisten, er konnte mich finden.
    Aber was war ihm dann hinreichend wichtig gewesen, dass er es währenddessen selbst erledigte?
    Rose wusste nur, dass Hull etwas »beschaffte«, eine Sache, die mit seinem aktuellen Vorhaben zu tun hatte. Dem also wohl, das er mit meinen Kindern finanzieren wollte … und wohl auch dem, das ihn überhaupt erst in seinen dimensionalen Wartesaal befördert hatte.
    Sie wusste nicht, wo genau er hingegangen war. Aber sie konnte ihn finden – sie verfügte über ein instinktives Wissen, das so sicher funktionierte wie das einer Brieftaube. Nur konnten wir Rose nicht gut in ein Taxi setzen, also mussten wir zu Fuß gehen, in ihrem Tempo und durch verlassene Nebenstraßen.
    »Wir sind nah dran«, murmelte sie eine Stunde später, als wir gerade eine schmale Lieferantenzufahrt zwischen zwei Gebäuden entlanggingen.
    »Vorsicht«, sagte Jaime mit einer Handbewegung zu einem Haufen Glasscherben hin.
    Ich manövrierte Rose um das Glas herum und versuchte, nicht zu schaudern, als ihre Knochenfinger sich an mich klammerten.
    Wir hatten den langen Durchgang zu zwei Dritteln hinter uns, als ich hinter uns die Glassplitter knirschen hörte. Ich verspannte mich, zwang mich aber weiterzugehen. Jaime warf mir einen »Was ist los?«-Blick zu.
    »Mein Rücken«, sagte ich. »Das Baby … Können wir einen Moment Pause machen?«
    Als ich mich von Rose losmachte, versuchte ich einen Blick nach hinten zu werfen.
    »Alles okay?«, fragte Jaime.
    Ich streckte demonstrativ den Rücken, nickte und winkte uns weiter. Wenn ich zu lang stehen blieb, würde derjenige, der uns folgte, wissen, dass ich ihn bemerkt hatte. Ich lauschte und witterte, aber beides war nutzlos. Nach einer Stunde in Roses Gesellschaft hätte ich mit dem Gesicht voran in eine dieser Mülltonnen dort fallen können, ohne irgendetwas zu riechen.
    Wenn ich noch einmal eine Entschuldigung zum Stehenbleiben fand, würde unser Verfolger wissen, dass ich ihn bemerkt hatte. Oder vielleicht doch nicht?
    Ich schob mich neben Jaime und sagte: »Ich muss mal.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was?«
    Ich drückte eine Hand auf den Unterbauch. »Meine Blase. Die spielt …«
    »Ah.« Sie lachte leise auf. »Wir unterbrechen diese lebenswichtige Mission, damit die schwangere Heldin pinkeln kann. Das ist der Teil, den man im Film nie zu sehen kriegt, was?« Sie sah sich um. »Ich weiß nicht, wo das nächste Restaurant ist, aber wenn wir umkehren …«
    »Nicht nötig. Geht einfach weiter, ich komme nach.«
    »Ah. In Ordnung. Brauchst du ein Taschentuch?«
    »Hast du welche?«
    Während sie in ihrer Handtasche wühlte, spähte ich den Durchgang entlang, aber wer unser Verfolger auch war, er musste in Deckung gegangen sein. Als Jaime und Rose weitergingen, schob ich mich in eine Lücke zwischen zwei Kartonstapeln. Sie waren nicht ganz so hoch wie ich, aber das war in Ordnung – ich hatte eine Entschuldigung dafür, in die Hocke zu gehen.
    Jetzt musste ich nur noch warten, bis entweder

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