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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wartete am Rand des immergrünen Gestrüpps auf uns. Nach einem kurzen »Alles in Ordnung?«-Schnuppern verschwand er zwischen den Bäumen, um sich zu wandeln. Ich machte den Beutel an Jeremys Hals los, und er trabte davon, um ebenfalls einen ruhigen Fleck zu finden.
    Ich drehte den Beutel mit dem zusammengerollten Brief in den Händen und versuchte, Worte zu erkennen. Aus meinen Recherchen wusste ich, was dort geschrieben stehen musste, aber Ripper-Fan oder nicht, wenn man etwas wie diesen Brief in den Händen hält, will man selbst sehen, was draufsteht. Aber wenn der Beutel geöffnet wurde, musste es mit Sorgfalt geschehen. Das Letzte, was ich brauchen konnte, war, meine DNA auf dem Brief zu hinterlassen.
    Ich versuchte immer noch, die Schrift zu erkennen, als Clay mich von hinten packte, hochhob und zu sich herumdrehte. Ein schmatzender Kuss, dann setzte er mich wieder ab.
    Ich sah an ihm hinunter. »Erzähl mir nicht, dass du ausgerechnet
hier
deine Kleider verlegt hast.«
    »Nee, ich dachte bloß, ich komme vorher nach dir sehen. Alles in Ordnung? Keine Komplikationen?« Er griff nach dem Beutel und begann ihn zu öffnen. »Das ist er also?«
    Ich schnappte ihn mir wieder. »Ja, und er ist ein wertvolles historisches Dokument, also nicht anfassen.«
    Er schnaubte. »Ein Brief von einem verkorksten Killer oder einem verkorksten Fan. Historisch wertvoll bloß insofern, als er beweist, dass die Menschen vor hundert Jahren schon genauso krank im Hirn waren, wie sie es jetzt sind.«
    Er nahm mir den Beutel aus der Hand und warf ihn auf den Boden; dann legte er mir die Arme um die Taille – beziehungsweise so weit, wie er jetzt noch kam. Ich wusste, ich sollte mich wirklich dagegen wehren, dass ein wertvolles historisches Dokument so behandelt wird, aber na ja, er war nackt, und mein Herz schlug immer noch von der Aufregung des Einbruchs.
    »Also«, sagte er, die Lippen an meinem Ohr. »Wie ist es gelaufen?«
    »Ohne Zwischenfälle …«
    »Enttäuscht?«
    »Ich werd’s überleben.« Ich legte ihm die Arme um den Hals und lehnte mich so dicht an ihn, wie mein Bauch es mir gestattete. »Wahrscheinlich war das schon mehr Aufregung, als der Arzt erlaubt. Und was ist mit dir?«
    »Ein paar gute Wachhunde wären nett gewesen. Ich war schon auf Ärger vorbereitet, habe gedacht, Xavier muss uns bei irgendwas angelogen haben, und dann … nichts. Verdammt enttäuschend.«
    »Ganz entschieden. Gründlich aufgekratzt …«
    »Und dann – kein Ventil.« Er biss mich sacht ins Ohr. »Das kann nicht gesund sein.« Seine Hände glitten am Rücken unter mein T-Shirt. »Man sollte da wirklich etwas unternehmen.«
    Ich vergrub die Hände in seinen Locken und hob das Gesicht, so dass meine Lippen nur noch eine Haaresbreite von seinem Mund entfernt waren. »Kennst du irgendwas, das hilft?«
    »Zwei Mittel. Erstens das Offensichtliche – machen, dass wir hier wegkommen, zurück ins Hotel und bis morgen Mittag die Tür abschließen.«
    »Und Nummer zwei?«
    Er hob den Kopf von meinem. »Was? Das gefällt dir nicht?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Aber du hast gesagt, du weißt zwei Mittel, also will ich mir erst alle verfügbaren Optionen anhören.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass du Nummer zwei mögen wirst … es ist eigentlich nicht ganz dein Stil. Nee, vielleicht sollte ich’s gar nicht erst erwähnen.«
    Ich zupfte an einer seiner Haarsträhnen. »Raus damit.«
    »Na ja, Nummer zwei endet auf die gleiche Art wie Nummer eins …«
    »Ist ja schockierend.«
    »… fängt aber damit an, dass wir rennen gehen. In der Stadt.«
    Ich schauderte und drückte mich an ihn. »Mhm, ja.«
    »Würde dir das gefallen?«
    Seine Stimme klang aufrichtig überrascht. Normalerweise liebte ich es wirklich, in der Stadt rennen zu gehen. Das war wie eine verbotene Frucht, nicht gerade die Sorte ungefährlicher Werwolfaktivität, die Jeremy absegnete. In jüngster Zeit allerdings war meine Einstellung zum Rennen im Allgemeinen nicht gerade normal gewesen. Jetzt dagegen … Na ja, ich hatte heute eine Kostprobe von Gefahr und Aufregung bekommen und war nicht willens, gleich wieder nach Hause zu fahren.
    Ich ließ die Hand an seinem Rücken hinabgleiten und hob die Lippen zu seinem Ohr. »Ich fänd’s fantastisch.«
    Hinter uns hörte ich einen Seufzer, gefolgt von einem Murmeln, das sich anhörte wie »passt«, und dieses wiederum gefolgt von »Elena, lass Clay los. Clay, zieh dich an. Jetzt.«
    »Wir haben bloß …«
    »Oh, ich weiß,

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