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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Hoffnung auf Blutvergießen machen«, sagte ich.
    Ein Grunzen; als ich mich umsah, entdeckte ich nicht den goldhaarigen Wolf, mit dem ich gerechnet hatte, sondern einen pechschwarzen.
    »Äh, was gut ist«, fügte ich rasch hinzu.
    Jeremy verdrehte die dunklen Augen. Als er an mir vorbeikam, peitschte sein Schwanz mich in die Kniekehlen.
    »Ich habe über Clay geredet, nicht über mich«, sagte ich. »Ich bin nicht auf Blutvergießen aus. Ich hab’s versprochen. Ich werde nichts tun, das dieses Unternehmen amüsanter … äh, gefährlich macht.«
    Er legte den Kopf schief, und unsere Blicke trafen sich; dann stieß er ein leises Schnauben aus – er wusste, dass ich Scherze machte. Er trabte zu der Reihe von Bäumen hin und spähte zu dem Haus hinüber.
    Machte
ich Scherze, wenn ich sagte, dass ich mir etwas Aufregenderes wünschte? Auf der bewussten Ebene ja. Meine Alpträume waren eindeutig eine Warnung. Die Schwangerschaft musste so ereignislos wie nur möglich verlaufen. Trotzdem blieb eine nagende Rastlosigkeit – nicht der Wunsch, etwas Gefährliches zu tun, sondern der, das Adrenalin in Wallung zu bringen, die ganze überschüssige Energie loszuwerden. Mit etwas Glück würde dieser Ausflug genau das sein, was ich brauchte – ein ungefährliches Abenteuer, das mir über die nächsten paar Monate hinweghalf.
    Wieder ein Geräusch hinter mir, diesmal das scharfe Rascheln von totem Laub. Dann vibrierte der Boden, als Clay mit einem Satz neben mir landete.
    »Mich anzuspringen traust du dich jetzt nicht mehr, was?«, sagte ich. »Ich hätt’s wissen müssen, dass das nicht du warst vorhin. Du bist nie so leise.«
    Clay schob den Kopf unter meinen herabhängenden Arm, so dass meine Hand über seinen Kopf und weiter bis zu dem Pelzkragen an seinem Nacken glitt. Ich strich mit den Fingern durch den dicken Pelz, über die rauhen Deckhaare, und grub sie in den weichen Flaum darunter.
    Vor fünf Jahren noch wäre ich zurückgewichen, sobald er mich streifte. Ihn in Wolfsgestalt in der Nähe zu haben, während ich ein Mensch war, war mir unangenehm gewesen. Ich hatte akzeptiert, was ich war, aber der nächste Schritt war mir schwerer gefallen – mich darauf einzulassen, die beiden Gestalten nicht mehr als getrennte Identitäten, sondern als Zwillingsaspekte einer einzigen zu sehen.
    Inzwischen konnte ich mit Clay sprechen, wenn er ein Wolf war, ihn als Wolf berühren und ihn als meinen Liebhaber erkennen. Erkennen im nichtbiblischen Sinne, wohlgemerkt. Jede andere Version … das war eine Grenze, die zu überschreiten keiner von uns interessiert war.
    Ich ging neben ihm in die Hocke. Er lehnte sich an mich, und ich ließ die Hand auf seiner Schulter liegen. Wir saßen eine Minute lang so da und sahen zu dem Haus hinüber. Irgendwann stieß er einen Seufzer aus.
    »Bisschen enttäuschend, was?«, flüsterte ich, zu leise, als dass Jeremy es hätte hören können.
    Clay ließ sich schwer genug gegen mich fallen, dass ich die freie Hand ausstrecken musste, um mich abzustützen. Als ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, grollte es tief in seiner Brust – ein wölfisches Lachen. Dann drehte er den Kopf über die Schulter nach hinten und leckte mir die Hand.
    »Entschuldigung nicht angenommen«, knurrte ich.
    Ich packte seine Schnauze. Er befreite sich, schnappte nach meiner Hand und hielt sie zwischen den Zähnen fest, um sie kräftig zu schütteln. Und heftiger fielen unsere Spiele dieser Tage auch nicht mehr aus. Während ich das Bedürfnis hinunterschluckte, »ach, zum Teufel« zu sagen, ihn von mir zu schleudern und es auf eine richtige Balgerei anzulegen, rief ich mir ins Gedächtnis, dass die Dinge schließlich bald wieder in ihren Normalzustand zurückkehren würden.
    Ich lächelte, rieb Clay noch einmal nachdrücklich über den Rücken und stand auf.
    »Okay, wie wäre es also mit einem kleinen Einbruch?«
     
    Es stellte sich heraus, dass die Sache gar nicht so uninteressant war, wie ich befürchtet hatte. Ich spürte den hämmernden Adrenalinstoß, als ich das Nummernfeld der Alarmanlage berührte. Während meine latexbekleideten Finger die Zahlen eingaben, rasten durch mein Hirn die Gedanken, was alles schiefgehen konnte. Was, wenn ich danebentippte? Konnte die Sieben auf dem Papier nicht doch eine Eins sein? Was, wenn der Hausbesitzer den Code geändert hatte?
    Ich drückte auf die letzte Taste und hielt den Atem an, während ich auf die Alarmanlage wartete. Selbst als die nicht losging,

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