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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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machte es mir fast unmöglich, scharfe Haken zu schlagen.
    Eine Autohupe gellte, und meine Ohren schossen nach vorn. Das Rumpeln von Reifen, der Geruch von Abgasen, das schwache Schimmern von Straßenlaternen. Verdammt. Noch dreißig Meter, und wir würden den Park hinter uns lassen. Ich kam schlingernd zum Stehen, warf den Kopf zurück und heulte. Bevor der letzte Ton heraus war, hörte ich Clays antwortenden Ruf aus südwestlicher Richtung … und Zoe lief nach Süden. Er würde sie nicht mehr rechtzeitig abfangen können.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, durchforschte im Rennen die Dunkelheit. Zoes T-Shirt blitzte weiter links im Dickicht auf, aber ich wusste ja schon, dass sie dort war. Was ich wollte, war – dort, im Südosten: eine offene Lichtung.
    Ich flog vorwärts, aus Südwesten jetzt, näherte mich ihr von rechts, und wie jedes Wesen, das von einem Raubtier gejagt wird, änderte sie instinktiv ihre Richtung, fort von mir. Als sie den Rand der Lichtung erreichte, kauerte ich mich zusammen, zählte die Schritte zwischen uns, und dann … sprang ich.
    Ich erwischte Zoe zwischen den Schulterblättern. Sie stolperte, und als sie stürzte, drehte sie sich im Fallen, so dass wir Auge in Auge landeten, ich über ihr.
    Zoe sah auf und fing meinen Blick auf. Ihre Augen wurden weit vor Überraschung und … Entzücken. Ein kehliges Lachen.
    »Das
bist
doch du, richtig?« Sie streichelte meinen Nackenpelz. Ich knurrte, aber sie lächelte nur. »Dieses Haar ist unverkennbar. Ich weiß nicht, wer schöner ist – die Frau oder die Wölfin.« Ihre Augen glitzerten. »Eine so tödlich wie die andere, möchte ich wetten.«
    Sie vergrub die Finger in meinem Pelz. Ich schnappte. Sie lachte.
    »Reizbar. Das Jagen macht mehr Spaß als das Fangen, stimmt’s?« Ein tückisches Grinsen. »Wir könnten es noch mal probieren. Diese Runde hast du gewonnen, also gebe ich dir, was du haben willst – erzähle dir, was ich über den Brief weiß. Aber wenn du vorher noch ein bisschen spielen willst, habe ich nichts dagegen.«
    Ich hob den Kopf und sah mich nach Clay um. Zoe strich mit den Fingerspitzen durch den Pelz an meiner Kehle. Ich schnappte wieder.
    »Komm schon, ich bin bloß neugierig. Ich habe noch nie einen Werwolf berührt. Die beiden Einzigen, die ich je getroffen habe, waren nicht von der Sorte, mit denen ich mich unterhalten wollte, vom Anfassen ganz zu schweigen.«
    Sie legte den Kopf zurück, um besser sehen zu können. »Ein weiblicher Werwolf. Von der Sorte kann es nicht viele geben. Ein Jammer eigentlich. Frauen geben die besseren Beutegreifer ab, das habe ich schon immer gesagt. Oder jedenfalls die interessanteren.«
    Sie redete einfach weiter. Dass ich nicht sprechen konnte, lieferte mir eine gute Entschuldigung dafür, mich an der Unterhaltung nicht zu beteiligen. Zoe schien es nicht weiter zu stören. Sie lag einfach dort auf dem Rücken mit einem Wolf über sich und schwatzte so gelassen, als säßen wir wieder bei einem Bier im Miller’s.
    Etwa zehn Minuten, nachdem ich sie gestellt hatte, raschelten die Büsche. Clay erschien, in menschlicher Gestalt und in eine Trainingshose und ein viel zu großes T-Shirt gekleidet. Fundsachen von einer Wäscheleine.
    »Hab dir was zum Anziehen mitgebracht, Darling«, sagte er. »Müsste passen, aber wahrscheinlich nicht sehr gut.«
    Er legte die Sachen vor einem Gebüsch ab, hinter dem ich mich wandeln konnte. Beim Klang seiner Stimme war Zoe zusammengefahren. Dann sah sie zu ihm hinüber, und ihre Augen wurden schmal. Sie wandte sich wieder mir zu und sagte: »Ich glaube, wir können das unter uns abmachen, meinst du nicht auch?«
    Clay setzte einen Fuß auf Zoes Brustbein. Ich ließ von ihr ab und trabte ins Gebüsch, um mich zu wandeln.
     
    »Gott sei Dank«, sagte Zoe, als ich zurückkam. »Er hat nicht aufgehört zu reden, seit du weg warst.«
    Sie warf einen wütenden Blick zu Clay hinauf, der genau so dastand, wie ich ihn zurückgelassen hatte, den Mund geschlossen, so wie er es wahrscheinlich die ganze Zeit gewesen war.
    »Du kannst jetzt von mir runtergehen«, sagte sie.
    Er nahm den Fuß weg und kam zu mir herüber; seine Hand streifte meine. »Ich sehe mich um und sorge dafür, dass wir keinen Besuch kriegen. Wenn du mich brauchst, schrei einfach nach mir.«
    »Mache ich.«
    Clay warf einen Blick auf Zoe, dann auf mich. »Viel Spaß, Darling.«
    »›Dah-ling‹?«, äffte Zoe ihn nach, während er sich entfernte. Sie schauderte. »Bitte erzähl

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