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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Geräusch, jeder Anblick, sogar das Gefühl des schlammigen Bodens, der unter meinen Pfoten schmatzend nachgab – alles war ungleich verlockender als eine Vampirfährte. Der schwache Geruch von Holzrauch sagte: Komm her. Das Klopfen von Kaninchenpfoten: Abendessen – fang mich doch. Ein Lichtschimmer zwischen den Bäumen: Sieh nach, was das sein mag. Komm her, flüsterten sie, vergiss den Vampir …
    Dann witterte ich die Fährte, und die anderen Stimmen verstummten, übertönt von der überwältigenden Botschaft: Beute. Eine intelligente, menschenähnliche Beute, nicht die albernen kleinen Karnickel, die ich jederzeit bekommen konnte. Und ich hatte nicht nur die Erlaubnis, sie zu jagen – ich musste sogar.
    Ich stürmte den Pfad entlang, Clay dicht hinter mir. Es war nicht nötig, in Deckung zu gehen. Es würde hier keine weiteren Beutegreifer geben, und wenn wir einem Menschen begegneten, würde der höchstens ein Aufblitzen von Pelz sehen, bevor wir ins Unterholz abtauchten.
    So schwach Zoes Fährte war, mein Wolfshirn folgte ihr mit einer Konzentration, die ich als Mensch niemals zustande gebracht hätte. Sie lief in Richtung Schlucht. Hinter mir stieß Clay ein leises Knurren aus. Ich sah auf. Wir hatten bereits den höchsten Punkt der Klippe erreicht, und dort unter uns sah ich Zoes weißes T-Shirt den Pfad entlangwippen. Sie rannte nicht mehr, ging nur noch rasch, in der Gewissheit, dass sie die watschelnde Schwangere in dem Durchgang zurückgelassen hatte.
    Ich blieb oben am Pfad stehen und grub die Klauen in die Erde, um ein Gespür für den Boden zu bekommen. Weich, aber trocken. Gut. Mit der Schnauze voran den Hang hinunterzuschlittern war nicht der Auftritt, den ich mir vorgestellt hatte. Ein Schlag mit dem Schwanz, und ich jagte den steilen Hang hinunter, wurde mit jedem Schritt schneller.
    Ich war noch etwa drei Meter von Zoe entfernt, als sie mich schließlich hörte. Sie drehte sich um. Und ich bekam meine Belohnung in dem Sekundenbruchteil ihrer »O mein Gott«-Überraschung und, ja, Furcht. Erwischt man sie unvorbereitet, kann man offenbar sogar Vampiren Angst machen. Nicht schlecht.
    Zoe tat das, was jeder getan hätte, der einen siebzig Kilo schweren Wolf auf sich zustürmen sieht – sie versuchte wegzurennen. Aber bevor sie sich bewegen konnte, sprang ich und erwischte sie an der Schulter. Sie fiel, brachte es aber fertig, sich im Fallen noch abzurollen.
    Ich hätte ihren Arm packen können. Hätte es gekonnt … aber ich tat es nicht, weil das alles bisher zu einfach gewesen war. Normalerweise jage ich keine Menschen. An irgendeinem Punkt könnte mein adrenalinberauschtes Hirn vom Spielmodus in den Jagdmodus rutschen, und das konnte ich nicht riskieren. Aber Zoe Takano konnte ich nicht umbringen, nicht durch Zufall und ganz sicher nicht so ohne weiteres.
    Mein Biss würde sie nicht einmal zu einem Werwolf machen – Clay und ich hatten das festgestellt, als wir Aaron vor einer Weile geholfen hatten, einen vampirischen Unruhestifter zu finden. Also konnte ich gefahrlos mit ihr spielen. Selbst Jeremy hätte die Vorteile eingesehen, die es hatte, ihr als Verhandlungsargument für die Zukunft eine Kostprobe meiner Kräfte zu geben.
    Ich ließ Zoe ausweichen. Dann griff ich fauchend nach ihrem Arm, ohne mehr zu tun, als ihr die Haut aufzuritzen, aber es war eine gute schauspielerische Leistung. Eine kleine Erinnerung daran, dass sie nicht vollständig immun gegen Verletzungen war – ein wirkliches Zubeißen um Handgelenk oder Unterarm, und der Schaden wäre bleibend. Vampire können sich regenerieren, aber wenn sie ein Körperteil verlieren, wächst es nicht nach.
    Als ich wieder auf sie losging, täuschte sie nach der Seite. Und dann, halleluja, rannte sie endlich los.

[home]
Frustration
    I ch gab Zoe zehn Sekunden Vorsprung, während ich mich nach Clay umsah, und jagte dann hinter ihr her. Ich war eine überdurchschnittliche Läuferin, als Mensch ebenso wie als Wolf, und der Abstand verringerte sich schnell. Sie bog vom Pfad ab ins Unterholz, wo sie den Baumstämmen auswich und sich unter den Zweigen hindurchduckte, alles mit der Eleganz einer Turnerin.
    Clay blieb auf dem Weg und außer Sicht; er rannte weiter, um Zoe den Weg abzuschneiden, falls sie mir entkommen sollte. Ich kam ihr so nahe, dass mir der Dreck ins Gesicht flog, den sie mit ihren Stiefeln aufwirbelte.
    Aber sie stolperte oder strauchelte nicht ein einziges Mal, und ich fiel wieder hinter ihr zurück. Mein Bauch

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