Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Enterotoxin, Ricin und Anthrax.«
»USAMRID?« Colin hat sein Telefonat beendet. »Was hat denn das Militär damit zu tun? Was zum Teufel soll das mit Clostridium botulinum? Und habe ich da gerade Anthrax gehört?«
»Ich spiele nur die verschiedenen Möglichkeiten durch, und zwar nicht nur im Zusammenhang mit diesem Fall, sondern auch mit anderen«, erwidere ich. »Genauer gesagt, sind es drei Fälle, bei denen die geschilderten Symptome ähnlich, wenn nicht gar identisch sind.«
»Gehen Sie von einer Gefährdung der nationalen Sicherheit oder von Terrorismus aus? Denn ansonsten wird man sich bei USAMRID nicht drum kümmern. Natürlich ist mir klar, dass Sie über die nötigen Beziehungen verfügen.«
»Im Moment lautet die korrekte Antwort, dass wir den Feind nicht kennen«, erkläre ich ihm. »Allerdings muss ich auch an Barrie Lou Rivers und ihre beiden Mitgefangenen denken, die plötzlich und unter verdächtigen Umständen im GPFW gestorben sind. Die Betroffenen klagen über Beschwerden und bekommen dann rasch keine Luft mehr. Die Autopsie und der übliche Drogentest bleiben ohne Befund. Ich nehme an, dass Sie keine Proben auf Botulinumtoxin haben untersuchen lassen.«
»Wir alle haben keinen Grund dafür gesehen«, entgegnet Colin.
»Im Moment habe ich den Verdacht, dass hier ein Serienmörder am Werk ist, der seine Opfer mit Gift tötet. Niemand hofft mehr als ich selbst, dass ich mich irre«, füge ich hinzu. Dann beschreibe ich Colin und Chang die Kurierfahrerin, die gestern Abend mit dem Fahrrad eintraf, als ich gerade das Haus betreten wollte.
Später hätte ich dann den Eindruck gewonnen, dass Jaime das Sushi gar nicht bestellt hatte. Allerdings habe die Kurierfahrerin gesagt, das Restaurant kenne Jaimes Kreditkartennummer, da sie sich regelmäßig etwas nach Hause liefern ließe.
»Rückblickend betrachtet«, ergänze ich, »finde ich, dass diese Frau mir ungefragt eine Menge Details verraten hat. Zu viele Details. Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass mir das ein wenig merkwürdig erschienen ist. Etwas stimmte da nicht.«
»Vielleicht hat sie sich Ihnen gegenüber nur als Kurierfahrerin ausgegeben und war in Wirklichkeit gar keine«, wendet Colin ein. »Die Person könnte das Essen bestellt, abgeholt, vergiftet und dann so getan haben, als liefere sie es aus.«
»Wenn die Täterin im Restaurant arbeitet, lässt sich das ziemlich leicht nachvollziehen«, merkt Chang an. »Das wäre sehr riskant und ausgesprochen dumm von ihr.«
»Ich befürchte eher, dass es keine Mitarbeiterin des Restaurants war«, erwidert Colin. »Denn dann wird es verdammt schwierig, sie zu finden. Und wenn diese Person das schon länger treibt, ist sie alles andere als dumm.«
»Sie musste ihre Lebensgewohnheiten kennen.« Chang betrachtet die zugedeckte Leiche auf dem Bett. »Zum Beispiel, wo sie ihr Essen bestellt, was ihre Vorlieben sind, wo sie wohnt und so weiter. Hat Marino erwähnt, ob sie in der Gegend irgendwelche Freunde hat?«
Ich verneine und betone noch einmal, dass das Sushi gestern Abend offenbar nicht eingeplant war. Allem Anschein nach hatte Jaime nicht die Absicht, Sushi zu essen oder es uns anzubieten, da sie wusste, dass weder Marino noch ich es mögen. Danach berichte ich, mir sei bei meiner Ankunft in der Wohnung mit- geteilt worden, Jaime sei zu Fuß zu einem nahe gelegenen Restaurant gegangen, um etwas Essbares zu holen. Als sie zurückkehrte, habe sie mehr als genug für uns drei bei sich gehabt. Doch vor die Alternative Sushi gestellt, habe sie gewitzelt, sie sei danach süchtig, bestelle es mindestens dreimal pro Woche. Sie sei die Einzige von uns gewesen, die davon gegessen hat.
»Kathleen Lawler hat auch etwas Außerplanmäßiges gegessen «, füge ich hinzu. »Ihr Mageninhalt setzte sich aus Hühnchen, Nudeln und möglicherweise Käse zusammen, während an die anderen Gefangenen das übliche Frühstück, also Rührei aus Trockeneimasse und Grieß, ausgeteilt wurde.«
»Sie hat das Hühnchen und die Nudeln nicht im Gefängnisladen gekauft«, ergänzt Chang. »Außerdem war ihr Müllbeutel verschwunden, und in ihrem Waschbecken haben wir komisches Zeug gefunden.«
»Sofern man sie nicht mit der Aussicht auf ein Festmahl in einen anderen Raum gebracht hat, muss ihr jemand Hühnchen, Nudeln und wahrscheinlich Schmelzkäse in ihrer Zelle serviert haben«, erkläre ich den beiden. »Vermutlich ist Ihnen aufgefallen, dass Jaime an Eingangstür und Wohnungstür Überwachungskameras hat
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