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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dem Sofa krampft mir den Magen zusammen und raubt mir beinahe den Atem.
    »Es geht doch nichts über Meeresfrüchte von gestern.« Colin verzieht das Gesicht.
    »Shrimpssuppe. Kammmuscheln.«
    »Da ist mir jede Wasserleiche lieber. Das stinkt ja bestialisch. « Er tütet einen leeren Behälter ein.
    »Das ist echt seltsam«, sagt Chang vom Schreibtisch aus. »Was ist mit ihrem Kopf passiert? Also, so was hab ich noch nie gesehen. Mist.«
    Wir ziehen die verschmutzten Handschuhe aus und gehen zu ihm hin.
    »Ich spule zurück zu der Stelle, an der sie vor die Linse der Kamera gerät.« Changs Finger bewegt sich auf dem Mousepad.
    Die hochauflösenden Bilder weisen bemerkenswert scharfe Schattierungen von Weiß und Grau auf. Die Eingangstür des Backsteinhauses. Das Eisengeländer der Vortreppe. Der Gehweg. Die Bäume. Das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos. Aufblitzende Scheinwerfer. Und da ist sie. Eine schemenhafte Gestalt auf der Straße. Chang hält den Film an.
    »Okay. Sie ist da unten links, genau vor dem Haus.« Er deutet aus dem Fenster auf die Straße. »Man erkennt sie und das Fahrrad kaum.« Er zeigt auf den oberen linken Bildrand.
    »Das da sind Sie, wie Sie auf die Gegensprechanlage drücken. Sie kommt näher. Allerdings fährt sie nicht auf dem Rad, sondern schiebt es über die Straße«, stellt Colin fest. »Sehr seltsam.«
    »Außerdem ist das Fahrrad unbeleuchtet«, ergänze ich, während ich die Aufnahme betrachte. »Als ob sie unbemerkt bleiben will.«
    »Das ist vermutlich der Grund«, stimmt Colin zu.
    »Es kommt noch besser.« Chang berührt das Mousepad. Der Film geht weiter. »Oder eher schlimmer.«
    Die Gestalt in der Ferne bewegt sich weiter die Straße entlang. Ich kann zwar ihre Umrisse ausmachen, allerdings kein Gesicht. Ein grauer Schatten schiebt die Silhouette eines Fahrrads näher heran. Ich bemerke, dass sie die rechte Hand hebt. Und im nächsten Moment blitzt etwas auf. Es ist ein blendend weißes Licht, das aussieht wie ein weißer Feuerball und ihren Kopf einhüllt.
    »Der Helm«, entfährt es mir. »Sie hat die Beleuchtung an ihrem Helm eingeschaltet.«
    »Warum sollte jemand die Beleuchtung am Helm einschalten, wenn er gar nicht fährt?«, wundert sich Colin. »Und weshalb damit warten, bis man am Ziel ist?«
    »Sie würden das vermutlich nicht tun«, erwidert Chang. »Aber sie hatte offenbar ihre Gründe dafür.«

29
    Es ist fast neun, als Marino und ich das Hotel erreichen. Hinten in seinem Transporter türmen sich Tüten mit Lebensmitteln sowie Wasserkästen, Töpfe, Pfannen, Küchenutensilien, ein Mini-Backofen und ein tragbarer Gaskocher.
    Während Chang und Colin die Beweismittel abtransportierten, hat er mich vor dem Haus abgeholt. Zuerst waren wir bei Walmart, um die Dinge zu erwerben, die ich für unbedingt notwendig hielt, um unser Lager aufzuschlagen. Danach haben wir im Supermarkt eine Grundausstattung an Lebensmitteln gekauft, und anschließend waren wir in einem Getränkemarkt. Zu guter Letzt sind wir noch zu dem Laden in der Drayton Street gefahren, den Jaime wegen seiner Auswahl an alkoholfreien Bieren empfohlen hatte.
    Der Chippewa Market ist nur wenige Häuserblocks von Jaimes Wohnung und der früheren Villa der Jordans entfernt und liegt gleich um die Ecke von dem Übergangswohnheim in der Liberty Street, wo Lola Daggette einquartiert war, als sie wegen Mordes festgenommen wurde. Allerdings befindet sich das Restaurant Savannah Sushi Fusion gute zwanzig Kilometer südwestlich von Jaimes Haus, also genau genommen viel näher am GPFW als an Savannahs fünf Quadratkilometer großer historischer Altstadt.
    »Die Örtlichkeiten wollen uns etwas mitteilen. Es steckt ein bestimmter Grund dahinter, eine Botschaft«, sage ich zu Marino, als wir aus dem Auto steigen und in die schwülwarme Nacht hinaustreten. Wasser gurgelt in den Rinnsteinen, tropft von den Bäumen und bildet auf den Straßen, die auf Höhe des Meeresspiegels liegen, Pfützen mit dem Durchmesser kleiner Teiche. »Jaime hat feste Strukturen durcheinandergebracht und ist dabei dem Bösen in die Quere gekommen. Dieser Sushiladen passt nicht ins Bild. Er ist viele Kilometer weit weg im Nordwesten, also in Richtung Flughafen oder Gefängnis. Vielleicht hat sie ihn ja deshalb entdeckt. Aber warum hat sie kein Restaurant näher an ihrer Wohnung genommen, wenn sie mehrmals wöchentlich etwas bestellt hat?«
    »Laut Werbung gibt es dort das beste Sushi von Savannah«, antwortet Marino. »Das hat sie mir

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