Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
mehr rausgebracht. Gott sei Dank. Wir müssen alles so wasserdicht wie möglich einwickeln «, erkläre ich. »Es darf auf keinen Fall tropfen, insbesondere dann nicht, wenn Sie die Beweisstücke in Ihrem Auto transportieren wollen.«
»Vielleicht gibt es ja noch eine bessere Methode.« Er nimmt Klebebandrollen aus seinem Tatortkoffer und legt sie auf die Arbeitsplatte. Dann setzt er eine Gesichtsmaske auf und reicht mir ebenfalls eine. »Ob wir die Schadstoffspezialisten hinzuziehen sollten?«
»Ich glaube, wir schaffen das auch so.«
Ich bedecke die Arbeitsfläche mit Plastiksäcken. Die Gesichtsmaske spare ich mir. Meine Nase ist meine Freundin, auch wenn mir nicht gefällt, was ich rieche.
»Ich habe beim Aufräumen alles berührt, und zwar ohne Handschuhe, weil ich keinen Grund dafür sah«, fahre ich fort. »Ich bin sicher, dass Colin jemanden beim CDC kennt. Wenn nicht, kann ich mich darum kümmern. Ich schlage vor, dort anzurufen und die Entscheidung, wie der Transport vonstatten gehen soll, denen zu überlassen. Schließlich werden wir in bei der Autopsie sichergestellten Körperflüssigkeiten und Gewebeproben, in Lebensmitteln und an den Lebensmittelbehältern möglicherweise auf Krankheitserreger oder Gifte stoßen. Also ist der erste Schritt, alles so dicht wie möglich in drei Schichten von Säcken zu verpacken und zu dokumentieren. Auf jeden Fall müssen die Sachen so schnell wie möglich ins Labor und in den Kühlschrank.«
»Mit so etwas kommen wir zum Glück normalerweise nicht in Berührung. Ich habe keine Spezialbehälter dafür.«
»Dann tun wir eben unser Bestes. Zum Beispiel so.« Ich hole den Karton mit dem vom gestrigen Abend übriggebliebenen Seetangsalat aus dem Kühlschrank und vergewissere mich, dass er fest verschlossen ist. »Der kommt jetzt in einen Sack, den ich darumwickeln und mit Klebeband in ein ordentliches Päckchen verwandeln werde. Das wandert dann in einen zweiten Sack, und die Sache wird wiederholt. Und zu guter Letzt passiert noch einmal das Gleiche mit einem dritten Sack«, erkläre ich. »Ich kümmere mich darum. Sie können mir entweder helfen oder zuschauen. Wenn es Ihnen lieber ist, kann Colin das übernehmen.«
»Wozu soll ich hier dienstverpflichtet werden?« Colin kommt aus dem Flur herein.
»Haben Sie eine Idee, wie wir das Zeug ins Labor schaffen sollen?«, fragt Chang. »Sie sagt, es muss in den Kühlschrank.«
»Offenbar haben Sie keine Lust, giftigen Müll in ihrem schicken klimatisierten SUV herumzukutschieren.«
»Eigentlich nicht.«
»Ich packe die Sachen hinten in mein Auto«, erbietet sich Colin. »Frische Luft. Und danach spritze ich alles ordentlich mit dem Gartenschlauch ab. Das habe ich schließlich schon öfter gemacht.«
Chang schleppt seinen Tatortkoffer zum Schreibtisch, neben dem Stapel von Ziehharmonikaordnern mit ihren verschiedenfarbigen Rückseiten liegen, und beginnt, die beiden Laptops zu untersuchen. Er nimmt Abstriche von Tastaturen und Mousepads und prüft, ob sich jemand Zugang zu Jaimes Computern verschafft hat.
»Die nehme ich mit«, verkündet Chang, »aber zuerst werfe ich mal einen Blick darauf. Die Dateien sind nicht passwortgeschützt. « Er bewegt den behandschuhten Finger auf dem Mousepad. »Bingo! Wenn Ihre Kurierfahrerin echt ist, werden wir sie bald kennenlernen. Das Schätzchen hier hat eine DVRKarte. Offenbar ist es mit den beiden Überwachungskameras vernetzt.«
Ich öffne weitere schwarze Müllsäcke und verpacke mit Colins Hilfe jeden Behälter, den ich heute Morgen in den Müll geworfen habe.
»Die Aufnahmen sind sogar mit Ton«, teilt Chang uns mit. »Die Kamera draußen ist ein tolles Teil. Fangen wir damit an, festzustellen, wer so alles hier war. Weitwinkel, kippbar und um dreihundertsechzig Grad drehbar. Und thermisches Infrarotlicht, sodass sie auch bei völliger Dunkelheit, Nebel, Qualm oder Dunst funktioniert. Wann sind Sie gestern Abend angekommen?«
»Gegen neun.« Ich krame die Essstäbchen aus dem Müll.
»Wahrscheinlich sollten wir ihr Whiskyglas auch einpacken«, meint Colin. »Und Abstriche vom Nachttisch nehmen, wie Sie gesagt haben. Das dürfen wir auf keinen Fall vergessen.«
»Der Scotch steht da drin« – ich deute auf den Schrank –, »aber ich bezweifle, dass er unser Übeltäter ist, weil die Flasche noch nicht angebrochen war. Und hier ist die Weinflasche.« Ich nehme sie aus dem Müll und stelle sie auf einen Plastiksack. Die Erinnerung an den Pinot Noir und das Gespräch auf
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