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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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aus. Jede Bewohnerin hatte ihre eigene kleine Wohnung mit einer Teeküche, einem Schlafzimmer und einem Wohnzimmer mit einer Terrassentür, die zu dem großen grünen Bereich hinter den Häusern hinausführte. Das Ganze wirkte verlassen, und Rebekka hatte den Eindruck, dass nur wenige Frauen hier wohnten, doch Kristine Berg versicherte ihr, dass wirklich alles belegt war, wie immer. Doch die Frauen waren scheu, sie mochten keinen Besuch und schon gar nicht von der Polizei, erklärte sie, und deshalb blieben sie drinnen. Außerdem hatten die meisten heftig darauf reagiert, dass Kissi Schack ermordet worden war. Der Mord bestärkte sie in ihrer eigenen Angst, umgebracht zu werden, ein reales Risiko, das sie täglich neu zu verdrängen suchten.
    »Wir mussten gestern die Bewohnerinnen und die Angestellten zu einer Krisensitzung versammeln.« Kristine Berg schlug den Blick nieder und fügte hinzu: »Alle waren total fertig – Kissi war hier draußen schließlich eine Institution. Wir sind alle ziemlich unglücklich und unruhig, Peter ist ja im Krankenhaus, und wir haben keine Ahnung, wann er wieder gesund genug ist, um zurückzukommen, falls er überhaupt zurückkommt. Seine Frau, Randi, hat angerufen und erzählt, dass er etwas am Herzen hat.« Die Stimme der Frau brach, und sie blickte über die Rasenflächen, während sie sprach. Es gab Fußballfelder, man konnte Badminton spielen, und ein wenig weiter weg war ein Spielplatz mit Schaukeln, einem Klettergerüst mit einer Rutschbahn und einem großen Sandkasten, auf dem eine kleinere Gruppe dunkelhäutiger Kinder friedlich zusammen spielte. Das Ganze war von einer gut drei Meter hohen Mauer umgeben, an der sich Efeu hochrankte, was dem Ganzen ein wenig den Eindruck eines Gefängnisses nahm. Lundely hatte einen eigenen Kindergarten, und die Frauen bekamen Unterricht in Dänisch und dänischer Gesellschaftskunde, damit sie zurechtkamen, wenn der Tag gekommen war. Kristine Berg erzählte, dass Lundely seit knapp fünf Jahren existierte und eine selbstständige Stiftung sei, die aus dem Gedanken heraus entstanden war, dass Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund ganz besonders auf Hilfe angewiesen waren. Diese Frauen waren verletzbar, weil die meisten zu Hause isoliert gewesen waren, oft keine Ausbildung hatten, manche waren nahezu Analphabeten, und nur die wenigsten sprachen gut Dänisch.
    »Wie ist das Arbeitsklima hier?«, wollte Rebekka wissen.
    Kristine Berg lächelte breit. Es sei gut, versicherte sie ihnen. In den meisten Frauenhäusern arbeiteten nur Frauen, doch in Lundely vertrat man die Ansicht, dass die Frauen sich daran gewöhnen sollten, dass es auch gute, nicht gewalttätige Männer gab, sodass es zur Politik des Hauses gehörte, auch Männer als Mitarbeiter einzustellen.
    »Wie reagieren die Frauen auf die männlichen Angestellten? Viele von ihnen kommen doch aus einer Kultur, in der Frauen gar nicht mit Männern reden dürfen, es sei denn, sie sind mit ihnen verheiratet oder gehören zur engsten Familie.«
    Kristine Berg zuckte mit den Schultern. »Zu Anfang sind die Bewohnerinnen oft scheu und zurückhaltend, und wenn sie das Bedürfnis verspüren zu reden, bitten sie auch immer darum, mit einer der weiblichen Angestellten sprechen zu können. Wir glauben aber trotzdem, dass die Tatsache, dass sie während ihres Aufenthalts hier nette Männer um sich haben, ihnen auf die eine oder andere Weise zu einer positiveren Sicht auf das andere Geschlecht verhilft. Außerdem haben wir auch ein paar kleine Jungen hier, und für sie ist es wichtig, ein paar gute Rollenmodelle zu haben, in denen sie sich spiegeln können.«
    »Kissi Schack hat Drohungen erhalten …« Rebekka wurde von einem Knirschen im Kies unterbrochen, woraufhin sie und Kristine sich umdrehten. Eine große vierschrötige Frau mit kurz geschnittenem grauem Haar und finsterem Blick kam schnell auf sie zu.
    »Warum hat man mich nicht gerufen, wenn die Polizei hier ist?«, zischte sie, und Kristine Berg wurde rot. »Solange Peter nicht da ist, bin ich die Verantwortliche. Alle Anfragen gehen über mich, das weißt du genau, Kristine«, fuhr sie ihre Kollegin wütend an, die nur kleinlaut nickte.
    Rebekka und Reza stellten sich vor.
    »Ich bin Boel. Boel Kristensen, die Leiterin und stellvertretende Chefin der Institution, jetzt, wo Peter krank ist und Kissi …« Sie schwieg abrupt, dann bat sie Kristine, ins Haus zurückzugehen und sich um die Telefone zu kümmern, die ununterbrochen klingelten.

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