Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
Vom Netzwerk:
Kristine Berg nickte stumm und warf Reza und Rebekka einen bedauernden Blick zu, bevor sie hineinging.
    »Kristine will immer bei allem dabei sein, sich einmischen, wenn man so will. Bedauerlicherweise ist Kissi nun nicht mehr da, die sie unter ihre schützenden Fittiche nimmt.«
    Boel Kristensen sah sie schuldbewusst an.
    »Wow, das klang jetzt ziemlich unpassend, das höre ich selbst. Kristine ist eine tüchtige Sozialarbeiterin, sie muss nur immer ihre Nase in alles hineinstecken.« Boel Kristensen machte eine resignierte Handbewegung, dann scharrte sie unruhig mit der Schuhspitze im Kies. Der Laut war unangenehm, und Rebekka musste sich beherrschen, sie nicht zu bitten, damit aufzuhören.
    »Es muss schwer sein, eine Kollegin zu verlieren, vielleicht eine wirklich gute Kollegin?«
    Boel Kristensen nickte ernst.
    »Ja«, sagte sie und zuckte mit den Schultern, »es ist in jedem Fall verwirrend.«
    »Wie war Ihr Verhältnis zu Kissi Schack?«
    »Ich kenne sie seit vielen Jahren, seit unserer Jugend. Wir sind zusammen aufs Seminar gegangen, sogar in dieselbe Klasse, aber wir hatten jede unseren eigenen Bekanntenkreis. Wir waren auch in einer Klasse mit Peter, Peter Lindgren, unserem Chef. Wir kennen einander seit knapp vierzig Jahren, aber ich war nie eng mit Kissi befreundet.«
    Boel Kristensen sah Rebekka direkt in die Augen, ihr Blick war kühl.
    »Wie war es für Sie, dass Kissi nach außen hin die Institution vertrat?«, wollte Reza wissen.
    Die Frage ließ Boel Kristensen kurz auflachen.
    » Lundely vertrat . Ja, so könnte man das wohl nennen. Damit habe ich keine Probleme. Falls Sie denken, dass ich ein Motiv habe, sie umzubringen, dann irren Sie sich.«
    Boel Kristensen verschränkte ihre dicken Arme und blickte starr vor sich hin. Ein dunkler Schatten glitt drinnen an einem der Fenster vorbei, und Rebekka machte einen langen Hals, um zu sehen, wer das war, doch die grelle Sonne machte es unmöglich, ins Haus zu sehen.
    »Sie war regelmäßig in den Medien, die Leute hielten sie für überragend auf ihrem Gebiet.«
    Boel Kristensen schnaubte leise, doch laut genug, dass sowohl Reza als auch Rebekka es hörten.
    »Kissi liebte es, im Rampenlicht zu stehen. Es gibt Sterne, und es gibt Arbeitstiere, und der eine kann nicht ohne den anderen. Ich bin ein Arbeitstier, ich verfüge über die nötige fachliche Kompetenz, aber ich brauche keinen Applaus. Die Arbeit trägt ihren Lohn in sich.«
    »War Kissi auch ein Arbeitstier?«
    »Kissi hat gern die Lorbeeren für die Arbeit anderer geerntet, und damit habe ich bestimmt nicht übertrieben.«
    Boel Kristensen hatte inzwischen mit ihrer Schuhspitze ein größeres Loch in den Kies gebohrt.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, was ich sage. Sie ließ die anderen die grobe Arbeit machen und erntete dann die Lorbeeren dafür. Wie ich bereits gesagt habe: Es gibt Sterne, und es gibt Wasserträger – so ist das Leben. Mir hat das nichts ausgemacht, dass Kissi so getan hat, als wäre sie die Einzige, die etwas über Einwandererfrauen mit gewalttätigen Ehemännern wüsste, aber einigen dürfte das bestimmt übel aufgestoßen sein.«
    »Wem ist das übel aufgestoßen?«
    Boel Kristensen antwortete nicht, zog nur den Mund zusammen.
    »Ist es Peter Lindgren übel aufgestoßen, Ihrem Chef?«
    »O Gott, nein. Peter hat Kissi bewundert. Er ist ein bisschen in sie verliebt, das ist er immer gewesen. Aber seiner Frau, Randi, ist es übel aufgestoßen. Sie hat Ambitionen, was Peter angeht, und ich habe mehr als einmal ein Gespräch mit angehört, in dem Randi sich darüber aufgeregt hat, dass immer Kissi im Radio oder Fernsehen zu sehen ist und nicht Peter.« Reza wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Obwohl sie im Schatten standen, war die Luft bereits ziemlich warm. Boel Kristensen lächelte sie wissend an, und Rebekka kam zu dem Schluss, dass die Frau vor ihnen mehr als intrigant war. Sie blickte sie finster an, und Boel fügte schnell hinzu: »Also, ich möchte schon unterstreichen, dass das bestimmt ein Außenstehender war. Ich meine, wir haben Kissi schließlich trotz allem gemocht, während es außerhalb von Lundely durchaus Leute gibt, die das nicht getan haben.«
    Reza sah Boel Kristensen ärgerlich an. »Können Sie nicht zur Sache kommen und uns sagen, was genau Sie meinen?«
    »Sehen Sie sich doch um. Wir arbeiten mit Frauen, die sich vor ihren gewalttätigen Ehemännern verstecken, Männern aus Kulturen, in denen Frauen nichts wert sind und in denen

Weitere Kostenlose Bücher