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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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erwähnte, und einen Augenblick spürte Rebekka das Ziehen eines Schuldgefühls im Bauch.
    »Sie ist schließlich noch nicht tot, und ich hoffe, sie schafft es«, sagte sie und fragte, in welchem Krankenhaus ihre Tante lag, falls sie es irgendwie schaffen sollte hinzufahren. Sie legte auf und stand einen Moment unentschlossen da und überlegte, ob sie Michael noch einmal anrufen sollte, entschloss sich jedoch dagegen. Er hatte auf sie gewartet, ohne sich zu beklagen. Jetzt musste sie auch auf ihn warten können. Sie machte es sich wieder auf der Fensterbank gemütlich, goss sich noch ein Glas Rotwein ein, trank ein paar Schlucke und schloss die Augen.
    ____
    »Kira, komm schon. Warum kommst du nicht mit ins Kødbyen tanzen?« Die kleine Freundinnengruppe hatte gerade die Weinstube Bibendum in der Nansensgade verlassen, stand jetzt trippelnd in der Dunkelheit und diskutierte, wie der Abend weitergehen sollte.
    »Komm schon, Kira, sei nicht immer so langweilig.«
    Der nach Alkohol riechende Atem der Freundin streifte Kiras Gesicht, und sie trat einen Schritt von den anderen zurück, die laut debattierten, ob sie mit dem Fahrrad fahren oder ein Taxi nehmen sollten. Der Abend war kühl, kühler als erwartet, obwohl die Sonne den ganzen Tag vom Himmel gebrannt hatte, und mehrere von ihnen froren bereits ein wenig in ihren dünnen Strumpfhosen und kurzen Jacken.
    »Kommst du jetzt mit oder nicht?«
    »Nein, ich will nach Hause. Ich bin müde. Ich habe morgen Dienst.«
    Kira lächelte die anderen entschuldigend an und verabschiedete sich. Sie spazierte die Nansensgade hinunter, während sich die Dunkelheit langsam dichter um sie legte. Es war ein netter Abend gewesen. Es kam selten vor, dass sie mit ihren alten Freundinnen vom Gymnasium ausging, sie hatte so viel zu tun mit ihrem Studium zur Krankenschwester und ihrem Freund Kim, doch wenn sie sich endlich einmal dazu aufraffte, musste sie zugeben, dass es immer nett war.
    Kira torkelte leicht beim Gehen, sie hatte viel zu viel getrunken, obwohl sie daran gedacht hatte, hin und wieder auch ein Glas Wasser zu trinken. Sie war nicht an Wein gewöhnt, sie zog Bier oder Cocktails vor, doch die Freundinnen hatten auf dem Wein bestanden, und sie hatte sich nicht querstellen mögen. Sie ging an dem Seepavillon vorbei, in dem irgendeine Veranstaltung stattfand. Kleine Gruppen festlich gekleideter Menschen standen davor und rauchten und unterhielten sich laut, und ein dunkler Bass dröhnte in den Nachthimmel. Kira überquerte den Åboulevard und überlegte kurz, ob sie weiter der Rosenørns Allé folgen oder den direkten Weg am Sankt-Jørgens-See entlang nehmen sollte. Sie entschied sich für den Weg am See entlang, da sie schnell nach Hause zu Kim wollte. Sie hatten am Abend lange über die wachsende Kriminalität in der Stadt diskutiert. Die zunehmenden Schießereien in Nørrebro machten ihnen allen Angst, und am Vortag hatte man auf dem Kastell eine Frauenleiche gefunden. Kira schauderte und zog die kurze Jeansjacke fester um ihren Körper. Sie wollte nicht in Angst leben, hatte sie laut verkündet, als sie um den Tisch in der Weinstube gesessen hatten. Es konnte doch nicht angehen, dass man nicht in der Stadt herumlaufen konnte, ohne fürchten zu müssen, überfallen zu werden oder eine Kugel in den Körper zu bekommen. Sie erinnerte sich, wie die Augen der Freundinnen auf ihr geruht hatten, als sie von ihrem Praktikum in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie erzählt hatte. Sie war seit knapp drei Wochen dort und zu Anfang vor Angst wie erstarrt gewesen, wenn sie mit den Patienten zu tun gehabt hatte, doch dann hatte sie beschlossen, der Angst den Laufpass zu geben. Es hatte funktioniert, und bis jetzt war sie noch keinen gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt gewesen.
    Die Angst entschwand in die Nachtluft, und sie genoss den Duft des umstehenden Flieders. Dahinter lagen die Häuser wie schwarze Kolosse mit dunklen Fenstern, eine Mischung aus großen Villen und Apartmenthäusern, und vor sich erahnte sie die Konturen des Planetariums, das sie immer an die Spitze eines Lippenstifts erinnerte. Die Dunkelheit war jetzt undurchdringlich wie eine Decke, und sie spürte, wie Kies und kleine Steine beim Gehen in ihre hochhackigen Sandalen gewirbelt wurden. Ihre Füße waren kalt und taten weh, sie war ein wenig zu mutig gewesen, als sie sich am Abend für die Sandalen entschieden hatte. Sie hörte einen Laut hinter sich und drehte sich schnell um, sah jedoch niemanden. Sie war

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