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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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allein. Sie ging eilig weiter. Ungefähr fünfzig Meter vor ihr lag zu ihrer Rechten der Suomisvej, und mit einem Ziehen im Bauch dachte sie an Kim. Er war vermutlich eingeschlafen, während er auf sie gewartet hatte. Sie hatte ihm die Schlüssel zu ihrer Wohnung gegeben. Es hatte sich selbstverständlich angefühlt, obwohl sie sich erst seit zwei Monaten kannten. Der Gedanke an seinen warmen Körper unter ihrer Decke ließ sie noch schneller gehen. Sie konnte die Stufen von dem Pfad hinunter zum Weg bereits erahnen und spürte Erleichterung ihren Körper durchströmen. Jetzt musste sie nur noch … Hinter sich hörte sie jemanden schnell atmen. Sie drehte sich um, während sie weiterging.
    Der Schlag kam aus dem Dunkel und traf sie mitten im Gesicht. Sie sackte mit einem lauten, klagenden Schrei in sich zusammen; es folgte ein weiterer Schlag von oben.
    Kira kam zu sich, als sie merkte, wie der Reißverschluss ihrer Jeans aufgezogen wurde. Sie spürte jemanden auf sich, ein Kraftfeld aus heftigem Atem und gewalttätigen Händen. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen, es waren immer die Frauen, die die Augen öffneten, die riskierten, ermordet zu werden, erinnerte sie sich; stattdessen biss sie die Zähne fest zusammen, mobilisierte all ihre Kräfte und rammte dem Mann ein Knie zwischen die Beine. Ein lauter Schrei war zu hören, der Druck auf ihren Körper ließ nach, und sie warf sich auf die Seite, kam auf alle viere und kroch benommen zu den Stufen, die zum Suomisvej hinunterführten. Sie spürte die harten Platten unter den Fingern und ließ sich die Stufen hinunterrollen, während sie laut schrie. Mit einem harten Aufschlag kam sie auf dem Asphalt auf. Blut lief ihr über das Gesicht, und sie konnte nichts sehen, doch sie kam auf die Beine und humpelte weiter. Jetzt konnte sie den schwachen gelben Schein der Straßenlaternen erahnen. Dann war der Fremde erneut hinter ihr. Er streckte die Hand nach ihr aus, bekam ihr langes Haar zu fassen, zog daran, und einen Moment später landete sie mit einem lauten Schrei auf dem Boden. Im gleichen Augenblick wurde etwas weiter entfernt ein Fenster geöffnet, und eine tiefe Stimme rief: »Was ist denn da los?«
    »Hilfe«, schrie sie, »Hilfe!«

FREITAG, 1. JULI 1988
    Liebes Tagebuch
    Heute bin ich zu dem Ort gegangen, an dem es passiert ist. Dem Tatort.
    Der stille Villenweg lag menschenleer in der Nachmittagssonne, in gewisser Weise verlassen.
    Ich habe die genaue Stelle gefunden – ich habe sie aus den Zeitungen wiedererkannt, direkt neben dem Hydranten.
    Ich habe mich hinuntergebeugt und konnte den schwachen rötlichen Fleck erahnen. Ich habe mich auf den Bürgersteig gesetzt, den Asphalt gestreichelt, während ich Charlotte vor mir gesehen habe. Was hat sie wohl gedacht, als er ihren Kopf auf den Asphalt geknallt, als sie seine Hände auf ihrem Körper gespürt hat?
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen habe, plötzlich war die Sonne weg, und ich habe gefroren.
    Einige Meter entfernt habe ich ein paar kräftige Blutspritzer entdeckt, aber ich weiß nicht, ob sie von ihr waren.
    Søs

SAMSTAG, 21. JUNI
    »Ich kann Sie gerne herumführen.« Reza und Rebekka trafen frühmorgens in Lundely ein, und Kristine Berg, die jüngere Sozialarbeiterin, die am Vortag Marie-Louise besucht hatte, ließ sie mit einem zuvorkommenden Lächeln auf das abgesperrte Gelände. Obwohl es noch nicht neun Uhr morgens war, strahlte die Sonne, und weiße Wolken zogen friedlich über einen blauen Himmel. Es roch kräftig nach frisch gemähtem Gras, Rebekkas Lieblingsduft, und sie atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln. Es war spät geworden, bevor Michael nach Hause gekommen war, und sie hatten noch lange aneinandergekuschelt auf dem Sofa gelegen, beide leicht angetrunken, und über ihre Tante, den Mord an Kissi Schack, die Vergewaltigungen und über sich selbst geredet.
    »Ich würde Sie sehr gerne auf dem Gelände herumführen.« Kristine Berg lächelte sie strahlend an, sie machte einen frischen und energischen Eindruck, als hätte sie den schlimmsten Schock überwunden.
    »Sehr gern, und währenddessen können Sie uns etwas über das Haus erzählen«, antwortete Reza. Lundely war ein größerer Dreiseithof, weiß gestrichen, mit schwarzem Fachwerk und von einem halben Hektar Land umgeben. Auf dem Hofplatz vor dem Hauptgebäude gab es kleine Oasen mit weiß gestrichenen Holztischen und Stühlen und Schatten spendenden Sonnenschirmen aus dickem weißem Leinen. Es sah einladend

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