Blut für Blut: Thriller (German Edition)
fest an sich.
»Ich hatte auch gehofft, dass wir zusammen brunchen oder etwas anderes Schönes machen könnten«, sagte sie und ließ den Zeigefinger an seinem Schlüsselbein hinunterwandern.
»Brunchen. Ich hatte zumindest damit gerechnet, dass wir den Sonntag gemeinsam verbringen könnten.« Sie glitt neben ihn.
»Es tut mir leid, Michael«, murmelte sie. Einige Minuten lagen sie schweigend nebeneinander, bevor er sich ihr zudrehte und sie verhalten anlächelte.
»Hör zu, Bekka. Ich habe doch jetzt Sommerferien. Amalie und ich fahren in gut einer Woche nach Henne Strand, aber ich könnte mich jetzt für uns nach einer Last-Minute-Reise umsehen – und für dich. Eine Woche Süden mit Strand und Sonne. Was sagst du dazu?«
Sie seufzte tief und lag einen Augenblick mit geschlossenen Augen da, während in ihrem Inneren Ärger und Verständnis um die Oberhand kämpften.
»Ich kann nicht. Das weißt du genau, Michael. Ich bin Teil der Ermittlung, solange sie dauert, das ist doch nichts Neues. Ich kann nicht einfach eine Last-Minute-Reise buchen wie andere Menschen.«
»Wenn du wolltest, könntest du …«
»Ich kann nicht, und ich will nicht. Ich stehe mitten in einer Ermittlung …«
Michael richtete sich auf dem Ellenbogen auf und blickte auf sie hinunter. Seine Augen waren dunkel, und er sprach leise, wie er das immer tat, wenn er richtig sauer war.
»Bekka, wir kennen uns jetzt fast ein Jahr, aber irgendwie treten wir auf der Stelle. Unsere Beziehung entwickelt sich nicht, es passiert nichts Neues, wir machen keine Pläne wie andere Paare.«
»Ich habe mir nie etwas daraus gemacht, wie die anderen zu sein.«
»Bekka, ganz ehrlich. Bist du wirklich der Meinung, dass das, was wir miteinander haben, befriedigend ist?«
Sie setzte sich im Bett auf und spürte, wie sie vor Wut zitterte.
»Das finde ich, ja«, antwortete sie hart. »Ich liebe meine Arbeit und habe ihr immer eine hohe Priorität eingeräumt, das hast du von Anfang an gewusst. Du bist durch Amalie an Ringkøbing gebunden, das habe ich von Anfang an gewusst. Es ist ärgerlich, dass das Wochenende nicht so ist, wie wir uns das erträumt haben, doch davon einmal abgesehen, bin ich zufrieden, so wie es ist.«
»Aber ich nicht.«
Der Satz hing zitternd zwischen ihnen in der Luft, und einige Sekunden war bis auf ein paar einzelne Amselrufe aus dem Garten kein Laut zu hören. Rebekka ballte wütend die Fäuste. Sie konnte ihre Beziehung nicht zwischen Tür und Angel auf dem Weg zu einer Befragung diskutieren.
»Michael«, sie zwang sich, den Ärger aus ihrer Stimme herauszuhalten und freundlich zu klingen, »ich bin wirklich gerne bereit, mit dir über uns zu reden, aber Brodersen hat gerade angerufen, ich habe es super eilig und …«
»Rebekka, das ist ganz einfach. Ich will mehr, ich träume davon, mit dir Ferien zu machen, zusammenzuziehen – vielleicht einmal Kinder zu haben …«
Jetzt war sie plötzlich Rebekka. Normalerweise nannte er sie nur Bekka.
»Zusammenziehen – willst du nach Kopenhagen ziehen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich habe doch Amalie. Aber du könntest zu uns ziehen.«
Rebekka starrte ihn ungläubig an. Schlug er ihr allen Ernstes vor, zurück nach Ringkøbing zu ziehen, er, der ihre Geschichte besser kannte als jeder andere?
»Wie in aller Welt kannst du annehmen, dass ich zurück …«
»Es muss ja nicht Ringkøbing sein, aber vielleicht eine Stadt in der Nähe. Ich könnte auch umziehen, wir könnten zusammenwohnen …«
»Und meine Karriere?«
Michael warf ihr einen kühlen Blick zu. »Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest …« Er stieg aus dem Bett und begann sich anzuziehen. Dann holte er seine Wochenendtasche aus der Ecke und warf seine wenigen Habseligkeiten hinein, bevor er sich zu ihr umdrehte. Er sprach leise und beherrscht: »Ich gehe jetzt, Rebekka. Ich denke, du solltest darüber nachdenken, was du eigentlich von unserer Beziehung erwartest.«
Sie kam nicht dazu zu antworten, bevor er auch schon in der Diele verschwunden war und kurz darauf die Haustür zuknallte. Es wurde ganz still, und Rebekka saß einige Minuten da und starrte apathisch vor sich hin. Langsam erhob sie sich, torkelte unter die Dusche, und erst als sie vor dem Spiegel stand, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt. Die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Sie musste den Versuch aufgeben, Mascara aufzulegen, und stattdessen dankbar sein, dass sie von Geburt an
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