Blut für Blut: Thriller (German Edition)
Ich habe übrigens mit den beiden Damen vom Klub, Anne Munk und Margrethe Heinesen, Termine gemacht. Wir befragen sie im Lauf der Woche, aber unmittelbar hatten sie nichts Wichtiges beizutragen:«
Simonsen erhob sich von seinem Stuhl und hob an: »Also, bevor ich weg bin, muss ich dir noch den verrücktesten …«
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»Der Patient braucht Ruhe. Sein Herzrhythmus ist noch immer instabil, obwohl er starke Medikamente bekommt. Wir haben ihn mehrere Male schocken müssen.« Die Ärztin, eine jüngere Frau mit einer dicken Brille, schaute Rebekka und Reza ernst an.
»Wir brauchen auch nur ein paar Minuten«, antwortete Rebekka schnell und verschwand im Zimmer von Peter Lindgren, der wie ein weißer Koloss in seinem Bett lag. Er blinzelte mehrere Male, als er sie erkannte, und schaute, als würde er am liebsten verschwinden. Sein Gesicht schien ihnen blass entgegen, und ein paar blaue Adern pulsierten deutlich sichtbar auf der Stirn.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Rebekka und näherte sich ihm behutsam.
»Ich verstehe das nicht«, flüsterte Peter Lindgren mit aufgesprungenen Lippen. Seine Stimme klang trocken und knisterte wie Pergamentpapier, das fest zusammengeknüllt wird. Rebekka setzte sich auf einen Hocker dicht neben ihn. Er roch nach Medikamenten und etwas Undefinierbarem und Unangenehmem, und sie musste sich zwingen, so dicht neben ihm sitzen zu bleiben.
»Ich verstehe einfach nicht, wie jemand Kissi umbringen konnte. Sie ermorden konnte«, wiederholte er, und eine Träne lief über seine blasse, eingefallene Wange.
»Wann haben Sie Kissi Schack zuletzt gesehen?«
Er zögerte kurz und wischte sich die Tränen mit der Rückseite seiner zitternden Hand ab.
»Am Mittwoch. In der Arbeit war sie wie immer. Fröhlich und effektiv.«
»Ist Ihnen etwas Besonderes an ihrem Verhalten aufgefallen? Ich meine, schien sie irgendetwas zu belasten oder hat sie etwas gemacht, das Ihnen bei näherem Nachdenken sonderbar vorkommt?«
Peter Lindgren schüttelte schwach den Kopf.
»Alles war wie immer. Wir hatten ein paar Krankmeldungen in den Tagen. Unsere Rezeptionsdame war krank, Kristine war Montag und Dienstag krank gewesen, und Kasper war an dem betreffenden Mittwoch krank. Doch ansonsten war alles wie immer.«
»Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Kissi Schack beschreiben?«
Peter Lindgren sackte in seinem Krankenhausbett in sich zusammen. Sein Blick wanderte über den Blegdamsvej, konzentrierte sich einen Augenblick auf den Verkehr – ein gelber Bus vollführte ein gewagtes Überholmanöver, und ein paar Autofahrer hupten ärgerlich. Eine Möwe landete auf der Fensterbank draußen und sah sie mit kleinen, stechenden Augen an.
»Ich habe sie sehr gemocht, ich glaube, ehrlich gesagt, dass ich sie geliebt habe.«
Rebekka warf Reza, der auf der anderen Seite des Krankenhausbetts stand, einen Blick zu. Was für eine Überraschung. Noch ein Mann, der Kissi geliebt hatte. Offenbar hatte sie mit den Männern in ihrem Umfeld umzugehen gewusst.
»Die Liebe zu ihr ist langsam gewachsen. Sie hat davon nichts gewusst, denke ich – ich habe es selbst nicht gewusst –, bis vor ein paar Monaten, als ich es plötzlich begriffen habe. Es fällt mir schwer, es in Worte zu fassen, es ist so grenzüberschreitend – ich bin schließlich verheiratet.« Er blickte kurz zu Rebekka hin, um ihre Reaktion zu sehen, doch da sie unbeeindruckt schien, fuhr er fort: »Sehen Sie, ich habe Kissi schon immer gekannt, wir haben unsere Ausbildung gemeinsam gemacht und seitdem des Öfteren zusammengearbeitet. Übrigens auch mit Boel Kristensen, der stellvertretenden Leiterin von Lundely . Ihr Verhältnis war allerdings ziemlich unterkühlt, das von Boel und Kissi.« Peter Lindgren unterbrach sich und sah Rebekka schuldbewusst an, bevor er hinzufügte: »Jetzt habe ich mich verplappert.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine nur, dass sie sich nicht sonderlich gemocht haben, was sie im Alltag jedoch gut zu verbergen wussten. Ich weiß es nur, weil ich beide ziemlich gut kenne.«
»Warum mochten sie sich nicht?«
Peter Lindgren versuchte, sich aufrechter hinzusetzen. Die Bewegung ließ seinen Puls kräftig ansteigen, und er klang kurzatmig, als er weitersprach.
»Es war wohl vor allem Boel, die Kissi nicht sonderlich gemocht hat. Es ist auch schwer, mit jemandem wie Kissi verglichen zu werden, alle mochten sie und haben zu ihr aufgeschaut. Sie war eine Meisterin darin, Aufmerksamkeit zu bekommen. Boel ist keine Frau, die einen an sich
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