Blut ist dicker als Schminke
fanden Andersons Leiche .«
»Aber
keine Erfindung, wie?« Er grinste zornig. »Keine Geräte, keine Spur von der
umwälzenden Erfindung, nicht einmal Aufzeichnungen, stimmt’s ?«
»Er
wurde auf dieselbe Art umgebracht wie Chase«, sagte ich. »Wollen Sie behaupten,
daß Sie ihn nicht getötet haben ?«
»Ich
frage mich, ob sich die Mühe überhaupt lohnt .« Wieder
lächelte er grimmig. »Ich habe einen Riesenfehler gemacht. Ich habe diesem
hinterhältigen Kriecher Alton Chase vertraut. Am Montagmorgen, ehe ich zu
Anderson in die Wüste hinausfahren wollte, ging ich schnell noch auf einen
Sprung in die Firma. Chase erzählte mir, Anderson hätte kurz zuvor angerufen.
Er wäre in höchster Erregung gewesen. Er hätte den Verdacht, daß jemand ihm
seine Erfindung stehlen wollte, und traute im Moment keinem Menschen über den
Weg. Er war so aus dem Häuschen, behauptete Alton, daß es fünf Minuten dauerte,
ehe man überhaupt einen zusammenhängenden Satz aus ihm herausbekam. Er erklärte
angeblich, er könnte auch mir nicht mehr trauen. Die Zusammenkunft in seinem
Haus würde nicht stattfinden. Stattdessen sollte ich nach Los Angeles fliegen,
in einem Hotel in West Hollywood unter dem Namen Simpson absteigen und warten.
Er würde sich dort mit mir in Verbindung setzen. Alton sagte, er hätte sich alle
Mühe gegeben, ihn zur Vernunft zu bringen, doch der Mann wäre wie verrückt
gewesen. Mir blieb also keine Wahl. Alton fuhr mich zum Flughafen, und ich ließ
ihm meinen Wagen. In Los Angeles nahm ich mir ein Zimmer in dem Hotel — dem Flamingo — , das Anderson angeblich bezeichnet hatte, und wartete. Ich wartete den ganzen
Montag, den ganzen Dienstag, und nichts geschah. Am Mittwoch gegen Mittag rief
Alton mich an. Er floß über vor Bedauern. Anderson hätte eben bei ihm angerufen
und ihm verkündet, daß die Besprechung in Los Angeles abgeblasen war. Jetzt
hockte er wieder in seiner Wüstenhütte und erwartete mich dort. Ich fragte,
was, zum Teufel, nun eigentlich los wäre, und Alton sagte, das wüßte er auch
gern. Er meinte, uns bliebe nichts anderes übrig, als uns nach dem verrückten
Kerl zu richten. Im übrigen hätte er meinen Wagen zum
Kundendienst gebracht, weil der ja längst fällig gewesen sei. Leider würde der
Wagen nun nicht rechtzeitig fertig werden. Ich sollte mir doch einfach am
Flughafen ein Mietauto nehmen und direkt von dort aus zu Anderson hinausfahren .«
»Und
das taten Sie ?«
Er
nickte. »Am Spätnachmittag erreichte ich die Hütte. Anderson lag tot auf dem
Boden im Wohnzimmer, mit durchgeschnittener Kehle. Von seiner Erfindung fand
ich nirgends eine Spur, weder die Anlage selbst noch irgendwelche
Aufzeichnungen. Ich sagte mir, daß die Leute, die ihn umgebracht hatten, die
Sachen mitgenommen haben mußten. Dann stieg ich wieder in den Wagen. Ich wollte
gleich vom nächsten Telefon aus die Polizei anrufen. Aber dann kamen mir
Zweifel .« Er sprach jetzt etwas langsamer. »Die
Geschichte, die ich zu erzählen hatte, war ausgesprochen unwahrscheinlich. Wer
würde mir glauben? Ich war in einem Hotel in West Hollywood unter falschem
Namen abgestiegen, hatte dort zwei Tage lang auf einen Mann gewartet, der nie
erschienen war. Mein Zimmer verließ ich nur, wenn ich essen ging, und ich aß
kein einzigesmal im Hotel. Der Mann am Empfang hätte
sich meiner gewiß nicht erinnert. Dann kamen mir ganz plötzlich völlig neue
Gedanken. Nicht Anderson war es gewesen, der mir von der unvermittelten
Änderung seiner Pläne Mitteilung gemacht hatte. Alton Chase war es gewesen. Und
jemand hatte Anderson ermordet, seine Erfindung gestohlen und es so
eingerichtet, daß ich in Mordverdacht geraten mußte. Da überlegte ich mir, daß
es klüger war, die Polizei nicht anzurufen. Ich fuhr auf dem schnellsten Weg
nach Hause .«
»Noch
immer in dem Mietwagen?«
Er
nickte kurz. »Ich traf Mittwoch abend gegen elf zu
Hause ein. Mein Wagen stand in der Garage. Daraus schloß ich, daß Alton in
meinem Haus sein mußte. Vielleicht mit Nina, dachte ich. Und wahrscheinlich,
sagte ich mir, bogen sich die beiden vor Lachen darüber, daß sie mich so
erfolgreich auf den Leim geführt hatten. Sie hatten mir den Mord an Anderson in
die Schuhe geschoben, sich seine Erfindung angeeignet, und Nina würde mein Geld
kassieren, sobald die Polizei mich in die Hände bekam .«
»Sie
ertappten die beiden zusammen ?« drängte ich.
»Wenn
das der Fall gewesen wäre, dann wäre ich jetzt ein Mörder«, erwiderte er.
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