Blut ist dicker als Schminke
.«
»Legen
Sie das Ding weg !« entgegnete ich scharf.
»Eine
geringe Strafe für das, was sie mir angetan hat«, sagte er. »Wäre ich ein
rachsüchtiger Mensch, Leutnant, dann müßte ich ihr bei lebendigem Leib das Herz
aus der Brust reißen .« Sein Hals sank zwischen die
Schultern, und er zuckte in einer Art schaudernder Bewegung die Achseln, als
kröche etwas, das ich nicht sehen konnte, über seinen Rücken.
»Darüber
können wir uns noch unterhalten«, sagte ich, während ich ohne Hast auf ihn
zuging. »Legen Sie die Peitsche weg, und wir unterhalten uns darüber .«
»Zum
Reden ist es jetzt zu spät«, erwiderte er. »Sie würden mir niemals glauben,
Leutnant. Sie haben mich in die Falle gelockt, und — «, er wies mit dem Kopf
auf seine fast nackte Frau, die noch immer auf dem Boden kauerte, »- mit ihrer
Hilfe haben sie mich fertiggemacht .«
»Zum
Reden ist immer Zeit«, entgegnete ich. »Legen Sie die Peitsche weg .«
Er
ließ die Peitsche fallen. Dann fuhr er sich mit beiden Händen langsam durch das
volle, schwarze Haar.
»Bitte
kommen Sie nicht näher, Leutnant«, sagte er in fast normalem Ton. »Das würde
mich beunruhigen .«
»Okay.«
Ich
änderte die Richtung und half Nina Janos auf die Beine.
»Wahnsinnig !« zischte sie, und Speichel rann aus ihren Mundwinkeln. »Er
ist wahnsinnig. Er hat Alton getötet, das wissen Sie .« Ihre vollen Brüste hoben sich, als sie zitternd tief Luft holte. »Er wollte
mich zu Tode prügeln, weil ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe .«
»Lassen
Sie sie !« fuhr Janos mich an.
»Gleich
können wir reden«, sagte ich ruhig. »Im Moment braucht Ihre Frau erst einmal — «
»Gehen
Sie weg !« rief er schneidend. »Sonst jage ich Ihnen
eine Kugel durch den Kopf .«
Ich
drehte mich um und sah die Waffe in seiner Hand. Sentimentalität hat schon
manchen Polizeibeamten das Leben gekostet. Ich erinnerte mich mit Unbehagen
daran. Ich hätte ihn niederschlagen sollen, als sich noch Gelegenheit bot,
hätte seine Frau und ihren blutigen Rücken einfach ignorieren sollen. Ich
entfernte mich von der Blondine, wobei ich mich hart bemühte, äußerlich
Gelassenheit zu bewahren.
»Jetzt !« zischte Nina Janos genau im falschen Moment. »Er ist ein
Mörder — das wissen Sie — , und er hat Ihnen eben mit
der Waffe gedroht. Es ist Ihr gutes Recht, ihn in Notwehr zu töten .«
»Du!«
Janos spie ihr das Wort beinahe ins Gesicht. »Mach, daß du wieder
hinunterkommst auf den Boden, wo du hingehörst .«
Sie
wimmerte leise und gehorchte. Er kam näher, den Revolver die ganze Zeit auf
mich gerichtet, bis er im letzten Moment eine blitzartige, hackende
Handbewegung machte. Der Revolverkolben traf Ninas Stirn, und sie sank schlaff
auf dem Teppich zusammen.
Mit
dem Daumen seiner freien Hand rieb Janos sich den buschigen Schnauzbart, der
seine Oberlippe zierte.
»Ich
hätte es von Anfang an wissen müssen«, sagte er. »Das Geld war das einzige,
woran ihr je etwas lag, aber ich war im Weg. Deshalb beschwatzte sie Chase, ihr
zu helfen. Er hatte schon immer eine Schwäche für große, üppige Blondinen. Aber
erst, als es viel zu spät war, hat er wahrscheinlich gemerkt, daß sie ihn nur
als Leiche gebrauchen konnte — um mich nämlich dann zum Mörder zu stempeln und
so aus dem Weg zu räumen .«
»Warum
legen Sie nicht den Revolver weg ?« fragte ich. »Dann
spricht es sich viel besser .«
»Wenn
ich den Revolver aus der Hand lege, überwältigen Sie mich, und alles ist aus«,
sagte er. »Im Moment ist es so, daß ich nichts mehr zu verlieren habe. Wenn Sie
auch nur einen Schritt näher kommen, Leutnant, erschieße ich Sie. Ich habe
sowieso das Gefühl, daß ich hier nur meine Zeit verschwende. Es wäre
wahrscheinlich am einfachsten, ich drücke kurz entschlossen ab .«
»Okay«,
meinte ich. »Sie behalten den Revolver, und wir reden trotzdem .«
»Nina
hat Sie von Anfang an belogen«, erklärte er. »Sie wußte ganz genau, daß nicht ich
es war, der da im Clownskostüm mit durchschnittener Kehle in der Bibliothek
saß. Und sie hat konsequent weitergelogen, Leutnant. Sie will mein Geld und
kann es nur über meine Leiche bekommen .«
»Sie
behaupten, Sie wären nach Los Angeles gefahren, um sich mit diesem Erfinder,
diesem Anderson, zu treffen«, bemerkte ich. »Das war eine Lüge. Sie sind in die
Wüste hinausgefahren, jenseits vom Bald Mountain, wo Anderson ein
Einsiedlerleben führte .«
»Sie
waren dort, nicht wahr ?«
»Ja,
heute«, erwiderte ich. »Wir
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