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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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noch zuckte, als ich mit der Gabel hineinstach. Es war etwa halb
sieben, als ich wieder in meiner Wohnung war. Eine ausgedehnte kalte Dusche,
frische Kleider, dann ein großer, kalter Drink, und ich fühlte mich wieder
bedeutend wohler. Das Telefon läutete, als ich mir den zweiten Whisky
einschenkte.
    »Wheeler?«
Dr. Murphy holte tief Atem. »Das war ja grausig .«
    »Ja,
ich fand es auch nicht erquicklich«, stimmte ich zu.
    »Wenn
Sie wüßten, wie ich gegen meinen Magen ankämpfen mußte«, sagte Murphy. »Er ist
auf dieselbe Art getötet worden wie der Clown. Aber das haben Sie
wahrscheinlich selbst gesehen .«
    »Gerade
noch«, antwortete ich.
    »Die
Todeszeit läßt sich unter den gegebenen Umständen nicht so leicht bestimmen, besonders
da die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht da draußen sehr hoch sind.
Aber ich würde sagen, daß er mindestens seit zwei Tagen tot war, vielleicht
seit drei .«
    »Näher
können Sie es nicht bestimmen ?«
    »Nein«,
erwiderte er entschieden. »Ed Sanger läßt Ihnen ausrichten, daß er sich treu
geblieben ist und wieder einmal lauter Nieten gezogen hat. Er hat aber einen,
wie er sich ausdrückt, intuitiven Tip für Sie, der
Sie einen ganzen Schritt vorwärts bringen könnte .«
    »Ich
kann es kaum erwarten«, sagte ich.
    »Er
meint, Sie sollten nach einem Burschen fahnden, der stets schwarz gekleidet
ist, lange, scharfe Zähne hat und durch die Lüfte fliegen kann .«
    »Graf
Dracula ?« fragte ich.
    »Sie
haben es erraten«, antwortete Murphy enttäuscht und legte auf.
    Ed
Sanger wäre als Komiker wahrscheinlich ebenso erfolgreich wie als
Spurensicherungsbeamter, dachte ich säuerlich, während ich die Privatnummer von
Janos nachschlug und wählte.
    »Hallo ?« meldete sich eine tiefe Altstimme nach dem vierten
Läuten.
    »Mrs.
Janos ?« sagte ich. »Hier spricht Leutnant Wheeler .«
    »Ja?«
Ihre Stimme war völlig ohne Ausdruck.
    »Ich
hätte gern Ihren Mann aufgesucht. Ist er zu Hause ?«
    »Ja.«
    »Ich
werde in etwa einer halben Stunde bei Ihnen sein«, erklärte ich, und ein
Knacken am anderen Ende der Leitung antwortete mir.
    Ein
abnehmender Mond hing tief am Himmel, und ein kühler Wind wehte mir ins
Gesicht, als ich den offenen Wagen auf die Straße steuerte, die ins Tal
hineinführte. Ein herrlicher Abend, um alles mögliche zu unternehmen, nur nicht das, was ich vorhatte. Das Haus war illuminiert wie
ein Weihnachtsbaum, als ich den Healey in der Auffahrt abstellte. Ich stieg die
drei Stufen zur vorderen Veranda hinauf und wollte eben läuten, als ich
bemerkte, daß die Haustür nur angelehnt war. Man erwartete mich also? Ich stieß
die Tür ein Stück weiter auf und trat in das Foyer. Es schien mir bedrohlich
still im Haus, als ich einen Moment stehenblieb und lauschte. Mein Magen begann
sich bemerkbar zu machen. Ein gewaltsamer Tod pro Tag reichte ihm. Dann hörte ich aus dem Wohnzimmer ein
schwaches Wimmern, und es war mir eine Erleichterung.
    Nina
Janos zog sich gerade schwerfällig vom Boden hoch, als ich ins Zimmer trat. Das
lange, whiskyfarbene Haar hing ihr strähnig ins Gesicht und verhüllte alles außer
der Angst in den großen blauen Augen. Sie hielt inne, auf Hände und Knie
gestützt, nackt bis auf ein weißes Höschen. Über ihren Rücken zogen sich vier
rote Striemen, und kleine Blutrinnsale schlängelten sich langsam von ihnen weg
über die glatte Haut. Janos stand etwa einen Meter von ihr entfernt, in einem
Hemd mit offenem Kragen und einer hellen Hose, gekleidet wie ein braver
Ehemann, der sich zu Hause einen gemütlichen, ungezwungenen Abend machen will.
Die geflochtene Lederpeitsche, die er in der rechten Hand hielt, paßte
überhaupt nicht zu diesem Bild der Häuslichkeit.
    »Du
Miststück !« knirschte er. »Du verlogenes,
verschlagenes Luder!«
    Seine
Frau drehte langsam den Kopf von der einen Seite zur anderen, als suchte sie
nach einem Fluchtweg. Dann sah sie mich, und ihre Augen weiteten sich. Sie
stieß einen glucksenden Laut aus, und ihr Rücken wölbte sich in
übermenschlicher Anstrengung, als sie versuchte, aufzustehen. Janos schwang die
Peitsche, und ich fand, es wäre Zeit, daß Wheeler sich endlich einschaltete.
    »Weg
mit dem Ding !« sagte ich.
    Unter
den buschigen Brauen hervor musterten mich die kalten, grauen Augen ohne
sichtbare Reaktion.
    »Das
ist eine Privatsache«, sagte Janos, jedes Wort sorgfältig artikulierend. »Sie
sind hier nicht willkommen, Leutnant. Ich muß Sie bitten, mein Haus zu
verlassen

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