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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eine winzige Chance für mich,
ihn an der Tat zu hindern. Selbst wenn er ein Mörder war, würde er einen Moment
mit sich ringen müssen, ehe er seiner Frau eine Kugel zwischen die Augen
setzte. Und das war der Moment, in dem der Held gemacht wurde.
    Ich
hob mich auf die Fußballen und warf mich im Hechtsprung, beide Arme
ausgestreckt, vorwärts. Er sah mich kommen und reagierte so, daß aus mir nicht
ein Held, sondern ein Narr wurde. Er wich ganz einfach seitlich aus. Ich
segelte an ihm vorbei durch das Zimmer und landete hart auf dem Boden. Ich
rutschte noch ein Stück weiter und prallte dann mit dem Kopf hart gegen die
Wand. Dröhnendes Glockenläuten hob an, und zuckende Lichter flammten auf, doch
Applaus hörte ich keinen. Ein schwacher Trost blieb mir immerhin — ich war
nicht tot. Das wußte ich mit Sicherheit; der Schmerz war zu heftig und zu
wirklich.
    »Vielleicht
haben Sie recht, Leutnant«, sagte eine Stimme aus weiter Feme. »Sie ist es
nicht wert. Am besten, man läßt sie in einer Hölle auf Erden langsam sterben.
Wer weiß, ob es die andere überhaupt gibt .«
    Ich
wälzte mich mühsam auf den Rücken und mußte dann eine Weile die Augen schließen
und warten, bis das Zimmer aufhörte sich zu drehen. Dann öffnete ich vorsichtig
erst das eine, dann das andere Auge. Janos stand über mich gebeugt.
    »Ich
will großzügig sein«, erklärte er, »und Ihnen die Wahl lassen .«
    »Was?«
Es gelang mir, mich aufzurichten. »Was reden Sie da ?«
    »Sie
können ihr glauben«, sagte er, »und der Fall ist erledigt. Tun Sie das, dann
wird mein Geist Sie für immer verfolgen. Oder Sie können mir glauben und weiter
nachforschen .«
    »Janos«,
erwiderte ich sehr langsam, »im Moment glaube ich weder ihr noch Ihnen. Lassen
Sie mir Zeit. Stecken Sie den Revolver ein, und dann können wir — «
    »In
zehn Sekunden werde ich es wissen«, sagte er ruhig.
    »Was?«
Ich zwinkerte, und plötzlich sah ich ihn ganz scharf.
    »Was
geschieht .« Wieder strich er sich mit dem freien
Daumen über den Schnauzbart. »Ob es Schmerzen bereitet. Ob es endgültig ist,
oder ob es ein Nachher gibt.«
    »Tun
Sie das nicht«, rief ich und wußte, daß ich gar nicht zu ihm durchdrang.
    Er
lächelte plötzlich. »Für mich gibt es keinen Ausweg. Auf Wiedersehen, Leutnant.
Wer weiß? Vielleicht werde ich Sie erwarten, wenn Ihre Zeit gekommen ist .«
    Ohne
Eile hob er den schweren ,38er und preßte die Mündung fest unter sein Kinn.
Dann drückte er ab.
     
     
     

8
     
    Dr.
Murphy kam ins Zimmer zurück, sah, daß ich an der Bar war, und kam
schnurstracks auf mich zu.
    »Geben
Sie mir auch einen, egal was es ist«, sagte er. »Am besten gleich einen
Doppelten .«
    Ich
goß ihm Whisky ein und schob ihm das Glas über die Theke zu.
    »Wie
geht es Mrs. Janos ?«
    »Sie
wollen sie sprechen ?«
    »Nicht
gleich .«
    »Gut«,
meinte er. »Ich habe ihr eine Spritze gegeben, die selbst einen Elefanten
schläfrig machen würde. Ich denke, sie schläft jetzt .«
    »Hat
sie ernstliche Verletzungen erlitten ?«
    »Sie
wird morgen eine hübsche Beule an der Stirn haben, aber eine
Gehirnerschütterung ist es nicht .«
    »Und
ihr Rücken?«
    »Die
Striemen werden noch eine Weile schmerzen, dann jucken, dann vergehen. Sie
scheinen besorgt um die Dame .«
    »Ich
weiß nicht, ob besorgt das richtige Wort ist«, bekannte ich. »Sie scheint ein
teuflisches Biest zu sein; aber ihr Ehemann hat ihr offenbar in nichts
nachgestanden .«
    »Das
ist der Mann, der vor zehn Minuten als Leiche abtransportiert wurde ?«
    »Derselbe«,
bestätigte ich.
    »Es
geht mich ja nichts an«, meinte er, »aber wenden Sie in diesem Fall das
Eliminationsverfahren an, Al ?«
    »Ha,
wieder einmal Ihre originellen Gedanken«, schnarrte ich.
    »Na
ja, es regnet förmlich Tote«, versetzte er. »Da muß dann doch zwangsläufig der
letzte Lebende der Mörder sein, nicht wahr ?«
    »Das
ist wirklich ein origineller Gedanke«, stellte ich fest. »Wenn ich nicht Angst
hätte, daß es mir meine angeschlagenen Bauchmuskeln sprengt, würde ich brüllen
vor Gelächter .«
    »Ich
habe übrigens heute abend die Anderson-Obduktion gemacht«, bemerkte er. »Es
spricht alles dafür, daß er schon seit drei Tagen tot war, nicht erst seit
zwei. Falls das eine Rolle spielt. Seine Kehle war genauso durchgeschnitten wie
die des anderen Mannes — von rechts nach links vom Standpunkt des Mörders aus.
Damit dürfte sicher sein, daß der Mörder Rechtshänder ist. Ist das von Belang

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