Blut ist dicker als Schminke
um,
habe ich gehört .«
»Wann
war das alles ?«
»Vor
ungefähr zwei Jahren. Da stellte man ihm die falsche Diagnose .«
»Vor
seiner Heirat mit Nina?«
»Keinen
Monat vorher. Aber Ludovic war entschlossen, sein Leben bis zum letzten Atemzug
zu genießen. Er fand es ersprießlicher, heiße Nächte mit Nina zu verbringen,
als mit Leichenbittermiene herumzusitzen und auf den Tod zu warten. Das hat er
selbst mir wörtlich gesagt .«
9
Ich
fuhr doch nicht nach Hause, um auf Isobels Anruf zu
warten. Zu Hause würde mich höchstens der Sheriff anrufen. Ich beschloß also, ihr
lieber einen Besuch abzustatten. Die Klingel ignorierte ich diesmal,
marschierte einfach weiter, bis ich in dem Kämmerchen stand, das ihr als Büro
diente. Isobel saß hinter ihrem Schreibtisch, fast versteckt hinter Stapeln von
Büchern und Dokumenten. In ihren grünen Augen blitzte leichte Überraschung auf,
als sie mich sah, dann hoben sich ihre Brauen.
»Wir
hatten doch ausgemacht, daß ich dich anrufe«, bemerkte sie schroff.
»Ich
konnte gestern abend nicht schlafen«, versetzte ich.
»Dauernd
mußte ich an dich und George denken .«
»Daß
wir füreinander geschaffen sind ?«
»Eine
Frau wie du kann sich nicht an einen Roboter wie George wegwerfen«, erklärte
ich. »Er weiß ja gar nicht, was er mit einem Mädchen anfangen soll, das das Wheelersche Meßgerät bis auf
hundert bringt .«
»Du
meinst also, ich sollte ihn lieber nicht heiraten .«
»Es
wäre Perlen vor die Säue geworfen«, sagte ich.
»Und
die Alternative?« Die Brauen zuckten noch ein Stück weiter in die Höhe. »Machen
Sie mir etwa einen Heiratsantrag, Leutnant Wheeler ?«
»Nicht,
solange ich noch alle fünf Sinne beisammen habe«, versetzte ich hastig. »Offen
gesagt, mir schwebte Profaneres vor .«
»Hier
und jetzt?« Sie maß den Schreibtisch mit kritischem Blick. »Ich glaube, das
wäre mehr als unbequem, Leutnant. Mit den vielen Büchern und allem... Nein.«
»Hast
du mit George gesprochen ?«
»Ja,
ich habe mit ihm gesprochen. Und er hat mit mir gesprochen. Die Verlobung ist
gelöst. Ich überzeugte ihn davon, daß er ein Heimchen am Herd braucht.
Jemanden, der kochen, saubermachen und ihm die Hausschuhe bringen kann. Er hat
sich sehr leicht überzeugen lassen, wenn ich’s mir jetzt überlege .«
»Du
hast doch auch über anderes mit ihm gesprochen ?«
»Er
wußte nicht, ob Chase Anrufe von Anderson erhalten hatte, aber die wären
sowieso direkt in Chases Büro durchgestellt worden«, erklärte sie sachlich.
»Chase bat ihn, das Clownskostüm für ihn auszuleihen, und erzählte ihm auch,
daß er auf ein Kostümfest gehen wollte. Und nein, er weiß nichts über das
geplante Geschäft mit Anderson .«
»George
ist eine wahre Fundgrube an Informationen«, stöhnte ich.
»George
ist genau das, was du ihn genannt hast — ein Roboter«, stellte sie fest. »Ich
bin mir noch nicht sicher, was du bist, Al Wheeler, aber mit der Zeit werde ich
schon dahinterkommen .«
»Dann
essen wir doch zusammen Mittag, da kannst du deine Studien machen«, schlug ich
hoffnungsvoll vor.
»Verschwinde«,
versetzte sie, und ihr Ton war wieder schroff und abweisend. »Und zum drittenmal — rufe mich nicht an. Ich rufe dich an .«
Nach
einem frugalen Mittagsmahl, das aus einem uralten Huhn, welkem Salat und
lauwarmem Kaffee bestand, setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr durch die
Stadt auf die Straße hinaus, die ins Tal hineinführte. Ich fuhr an der Villa
von Ludovic Janos vorüber und stellte fest, daß alle Jalousien heruntergelassen
waren. Wenig später hatte ich das stattliche Haus der Shepleys erreicht.
Diesmal empfingen mich keine dröhnenden Rockrhythmen. Das Haus lag still und
friedlich in der warmen Mittagssonne. Ich schlenderte zur vorderen Veranda,
drückte auf die Klingel und hatte Zeit, einen leuchtend bunten Schmetterling zu
bewundern, der an meiner Nase vorbeiflatterte, ehe sich die Tür öffnete.
Marta
Shepley stand auf der Schwelle und musterte mich mit einem kleinen Lächeln. Sie
trug eine orangefarbene Bluse, die unter dem vollen Busen geknotet war, und
dazu passende Shorts. Die langen, braungebrannten Beine waren noch rassiger als
ich sie in Erinnerung gehabt hatte.
»Nicht
möglich! Leutnant — wie war doch gleich der Name !« Sie
lächelte breiter. »Das Sofortheilmittel bei alkoholischer Benebelung, wenn ich
mich recht erinnere.«
»Und
wie geht es Ihnen, Mrs. Shepley ?« erkundigte ich mich
höflich.
»Mies.«
Sie zog
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