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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Du
bist der ekelhafteste Kerl, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist«,
erklärte sie mit Nachdruck. »Ich hoffe, du stolperst auf der Treppe und brichst
dir das Genick, Al Wheeler. Ich hoffe, die schwarze Pest befällt dich, und du
brichst tot auf der Straße zusammen. Ich hoffe — «
    »Das Wheelersche Meßgerät arbeitete gestern abend mit höchster Präzision«,
unterbrach ich. »Es war das erste Mal, daß ich eine Messung von hundert Prozent
erhielt. Es wundert mich, daß du nicht schon bei Berührung zu sieden anfängst,
Isobel. George ist ein Glückspilz. Er wird allerdings nach den Flitterwochen
vielleicht sehr mitgenommen sein, aber man kann ja nicht alles haben .«
    »Scher’
dich hinaus !«
    Ich
zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, und das Glas flog gegen die Tür und
zersprang in tausend Scherben. Eilig trat ich den Rückzug an. Ich fuhr nun doch
nach Hause, weil mir gar nichts anderes übrigblieb. Ich ließ mich von der
schönen Stimme der verständnisvollen Liza Minelli beschwichtigen, trank noch
einen letzten Whisky und kroch dann in mein Bett. Ich mußte von allen guten
Geistern verlassen sein, sagte ich mir, wenn ich die Alternative, die ich so
entschieden abgelehnt hatte, auch nur in Betracht zog.
    Isobel Maruman mußte von
allen guten Geistern verlassen sein, auch nur daran zu denken, eine
langweilige, blutlose Rechenmaschine wie George Rivers zu ehelichen. Ich fragte
mich, ob auch Ludovic Janos von allen guten Geistern verlassen gewesen war, als
er abgedrückt hatte, oder ob ihn jemand so weit getrieben hatte, daß es keine
Rückkehr für ihn gab. Fünf Minuten lang zerbrach ich mir den Kopf, ehe ich
endlich einschlief.
    Das
Telefon weckte mich viel zu früh, schon gegen acht. Sheriff Lavers war in der
Leitung. Ich wußte das schon in dem Moment, als mir, Sekunden nachdem ich den
Hörer ans Ohr gelegt hatte, das Trommelfell platzte. Er brüllte, donnerte,
keuchte und schrie, bis ihm die Luft ausging. Aber so lange wartete ich gar
nicht. Ich legte einfach auf. Mein Gedächtnis hatte unvermittelt einen Namen
ausgespien, den Nina Janos erwähnt hatte, als ich das erstemal in ihrem Haus gewesen war, als die Clownsleiche noch starr in der Bibliothek
gesessen hatte: Gil Hyland , der Rechtsanwalt. Ich
beschloß, ihn aufzusuchen. Ich hatte nichts weiter zu verlieren als meine
Stellung, und die würde ich innerhalb von zehn Sekunden verlieren, wenn ich es
jetzt wagte, in die Dienststelle zu fahren und Sheriff Lavers unter die Augen
zu treten.
    Als
ich die Kanzlei betrat, stellte ich gleich fest, daß sich hier jemand große
Mühe gegeben hatte, eine den Mandanten gerechte Atmosphäre zu schaffen. Die
Einrichtung war solide, aber nicht so luxuriös, daß man sich fragte, woher das
Geld dafür gekommen war. Die Büros waren hell und freundlich, aber wiederum
nicht so hell und freundlich, daß man sich automatisch fragte, ob der Anwalt
die eigenen Sorgen überhaupt nachempfinden konnte. Die Empfangssekretärin war
dunkelhaarig, um die fünfundzwanzig, mit einem entgegenkommenden, fragenden
Lächeln, und jedesmal, wenn sie mit den Wimpern klimperte, wanderte eine
weitere Fotokopie in die Aktenschränke in ihrem Hirn. Sie meldete mich bei Hyland an, und ich mußte einige Minuten warten, ehe er mich
empfing.
    Hyland war ein Mann um die Vierzig. Sein Kopf war
kahl, dafür sprossen die Koteletten um so üppiger. Die
Augen unter den schweren Lidern, die den Eindruck erweckten, als würde er jeden
Moment einnicken, waren hellblau.
    »Ich
habe schon gehört, was gestern abend geschehen ist«, bemerkte er, nachdem wir
die üblichen Floskeln ausgetauscht hatten. »Ich kann es noch gar nicht fassen.
Erst der Mord an Alton Chase, jetzt Ludovics
Selbstmord.«
    »Ich
kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist, Mr. Hyland «,
sagte ich höflich. »Sein Testament liegt also bei Ihnen ?«
    Er
nickte. »Hier, in meiner Schreibtischschublade. Ich dachte mir schon, daß
jemand von der Polizei vorbeikommen würde. Möchten Sie es lesen ?«
    »Vielleicht
könnten Sie mir das Wesentliche berichten«, meinte ich.
    »So,
wie sich die Dinge entwickelt haben, ist die Sache gar nicht einfach«, bemerkte
er. »Zwischen Ludovic und Alton Chase bestand eine Teilhabervereinbarung.
Sechzig Prozent der Firma gehörten Ludovic, er besaß also praktisch das
Alleinbestimmungsrecht. Wie das nun bei den meisten Teilhaberschaften der Fall
ist, hatten sie auch eine Vereinbarung darüber getroffen, was geschehen sollte,
wenn einer

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