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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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somit tiefe Enttäuschung brächte?“ Und leiser fügte er hinzu: „Okay, das mit dem Sündenbock ist ab und an von Nachteil. Dumm gelaufen, aber man kann halt nicht alles haben. Was soll’s, es erlaubt mir zumindest die Dinge, die anderen von offizieller Stelle verwehrt bleiben.“ Dann schenkte er mir ein Haifischlächeln. „Ich habe die beglaubigte Lizenz zum Betrügen, Kleines. Also, was ist? Du hast mich gerufen und hier bin ich. Was kann ich für dich tun?“
    „Du bist nicht zufällig mit Steven Montgomery verwandt?“, platzte ich ungläubig heraus und erntete umgehend ein verwirrtes Blinzeln. „Nein. Wie kommst du darauf?“
    „Halte dich von ihr fern, Luzifer“, schaltete sich jäh eine dröhnende Stimmgewalt ein und Sekunden später flammte Michael bedrohlich nahe vor ihm auf. Seine gesamte Gestalt schien in rotgoldene Flammen gehüllt und spiegelte das wider, was ich unter göttlichem Zorn verstand.
    Eingeschüchtert wich ich zurück. Luzifer hingegen klopfte sich nur kurz die Sutane aus, die durch Michaels imposanten Auftritt an einigen Stellen leicht in Brand geraten war. Dann seufzte er. „Du schon wieder. Hat dir niemand beigebracht, dass Spielen mit Feuer gefährlich ist? Ist dir etwas geschehen, Herzchen?“
    Kopfschüttelnd verneinte ich, denn ich war kaum in der Lage meiner Antwort sprachlichen Ausdruck zu verleihen. Allerdings schien meine Gebärde auszureichen, denn Luzifer wandte sich umgehend an sein Gegenüber: „Was willst du hier? Musst du dich ständig in Angelegenheiten einmischen, die dich nichts angehen?“
    „Wie, zum Beispiel, deine Vertreibung aus den himmlischen Sphären?“, fuhr Michael ihn unwirsch an.
    Luzifer wirkte sichtlich unbeeindruckt, eher ein wenig genervt: „Meine Güte. Reite doch nicht ständig auf den schriftlich niedergelegten Übertreibungen vorsintflutlicher Stenotypisten herum. Das mit dem Fegefeuer ist längst überholt, also hör auf, andere damit erschrecken zu wollen. Es ist elendig lange her.“
    „Nur ein Wimpernschlag im Verlauf des Universums, Gefallener“, knurrte Michael, schob sich mit reduzierter Flammenpracht zwischen uns und drängte mich dadurch weiter zurück.
    „Gleichwohl Dekaden in der menschlichen Zeitrechnung, Kokelgeier“, entgegnete sein Gegenüber und klaubte sich ein paar verbrannte Fäden vom Ärmel. „Sei folglich nicht so knickerig. Was soll die junge Frau von uns denken, wenn wir uns um solche Lappalien zanken? Leg’ dein Flammenkostüm ab und sei wieder artig. Wenn dich jemand sieht... Nicht auszudenken, was dein furioser Auftritt bei den zarten Gemütern domestizierter Gläubiger alles anrichten könnte.“
    Ungläubig hatte ich ihrem Gespräch gelauscht und je mehr ich davon mitbekam, desto unwirklicher wurde es. Innerlich schüttelte ich mit dem Kopf. Sie führten sich auf wie zwei Kleinkinder im Streit um ein Stück Schokolade. Nur, dass ich dabei die Schokolade war und nicht das geringste Bedürfnis verspürte, zwischen den Fronten zur klebrigen Masse in diesem Schmelztiegel zu werden. „Falls ihr euch weiterhin wie zwei Kampfhähne auffuhren wollt, nur zu. Ich lasse euch damit besser allein.“
    Gut gesprochen, Faye. Leider kam ich nicht weit, denn nach wenigen Schritten prallte ich an eine unsichtbare Barriere, die mich in ihrer Konsistenz entfernt an eine Gummiwand erinnerte. Es federte mich schwungvoll zurück. Ich geriet ins Stolpern, stieß rückwärts gegen eine gefühlte Herdplatte und schrie erschrocken auf.
    „Habe ich es dir nicht gesagt?“, fuhr der Bariton Michael an, eilte an meine Seite und begutachtete meine Kehrseite. Sanftes Tätscheln und ein wenig Pusten begleiteten seine weiteren Worte. „Nichts passiert, Liebelein. Nur ein bisschen Asche im Haar. Das haben wir gleich ... Siehst du? Alles ist weg.“
    Überrumpelt ließ ich seine Zupfaktion über mich ergehen. Ich war viel zu überrascht, um überhaupt etwas unternehmen zu können. Die Situation an sich war zu abstrakt, als dass sie in irgendeiner Weise real wirken konnte. Vielleicht sollte ich mich selbst kneifen.
    „Das wird unnötig sein. Ich bedauere den Zwischenfall, Kind.“ Michael hatte sein Flammengewand abgelegt, betrachtete mich lächelnd und sah dann Luzifer streng an. „Auf ein Wort, alter Freund. Doch zuvor lass sie gehen.“
    „Selbstverständlich werde ich das tun ... Sofern sie es wünscht.“
    Und ob sie das tat.
    Ich nickte, trat von ihm weg und erfasste beide Engel gleichzeitig. „Lasst bloß niemanden erfahren,

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