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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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mehr noch: Wann würde er an seinem Ziel ankommen? Oh Mann! Ich unterdrückte den Wunsch, mir mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen. Darian räumte auf. Ganz eindeutig. Der Dachboden, dann die Unterlagen bei Eusebius, zudem diverse, unterschwellige Bemerkungen und Taten. Zu geballt, um nicht aufzufallen, selbst wenn er stets entsprechend logisch klingende Begründungen dafür bereithielt. Eins und eins macht zwei. In meinem Fall viele Fragmente ein gesamtes Bild.
    Ich räusperte mich und kleidete meine schlimmsten Befürchtungen in beinahe tonlose Worte: „Wann ist seine Zeit abgelaufen, Michael?“
    „Was kann ich dir über die Relativität von linearer Zeit berichten, Kind? Was im Universum ein Lidschlag ausmacht, kann für dich ein ganzes Leben bedeuten“, antwortete Michael mit einer Stimme, in der ich einen Anflug von Wehmut zu vernehmen glaubte.
    „Nenne mir einen Zeitpunkt“, verlangte ich und meinte innerlich gleich explodieren zu müssen. Wenn ich schon damit rechnen durfte, dass Darian eines Tages das Zeitliche segnen musste, dann wollte ich zumindest gewappnet sein. Vielleicht konnte ich es sogar abwenden. Schlagartig erinnerte ich mich an meine eigenen, kryptischen Warnungen. War es das, wovor ich mich hatte ermahnen wollen?
    „Bestimmungen lassen sich nicht ändern, Kind. Du weiß das. Du kannst sie nur annehmen“, vernahm ich Michaels Stimme wie durch einen dichten Gedankennebel.
    Glaubte er tatsächlich daran? Pah, ich nicht! Trotz trat in meine Augen. „Wenn ich Geschehnisse vorher kenne, kann ich alles dafür tun, dass sie nicht geschehen, Michael. Ich glaube, du definierst das als Freien Willen.“
    „Erinnere dich, dass wir ein ähnliches Gespräch schon einmal in den Wänden deines Bruders geführt hatten. Der Wille ist begrenzt und scheint nur frei. Gesetzt deiner Möglichkeiten erschließen sich mehrere Wege, die du freiwillig gehen kannst. Doch diese bringen dich an neue Abzweigungen, die dir wiederum Wege nach deinen gesetzten Möglichkeiten erschließen. Ausschließlich diese Wege stehen dir zur Wahl, jedoch keine anderen. Somit wirst auch du einsehen müssen, dass der von dir erwähnte Freie Wille gewissen Einschränkungen unterliegt. Einschränkungen, die ein jeder Mensch sich
    nach seinen eigenen Machbarkeiten selbst steckt. Du siehst das Dilemma darin?“
    Argh! Zerleg doch bitte meine Illusionen in ihre Bestandteile. Ich musterte ihn mit schmalen Augen und riss abwehrend meine Hand hoch, als ich einen weiteren Laut von ihm vernahm. „Du lauschst.“ „Das lässt sich kaum vermeiden.“
    Ich grollte innerlich, blieb nach außen hin jedoch die Ruhe selbst. „Na gut. Dann kannst du mir keinen genauen Zeitpunkt nennen?“ Ich spürte sein mildes Lächeln mehr als ich es sah. „Nein. Er allein kennt seinen Weg, die Richtung und die damit zusammenhängenden Aufgaben. Diese sind noch nicht erfüllt. Er bestimmt den Zeitpunkt selbst. Doch wurde mir erlaubt dir zu sagen, dass es weder heute noch morgen sein wird.“
    Ach, demnach hatte Michael vorhin mit Darian gesprochen. Ich hätte es mir denken können. Obendrein ging mir auf, dass, wenn Michael von Darian schon die Erlaubnis erhalten hatte, mir einige Zugeständnisse zu machen, er es auch gewesen sein könnte, der mich zu ihm geführt hatte.
    Anscheinend lag ich richtig, denn ich vernahm ein leises Lachen. „Spuren aus Brotkrumen, Gretel. Du solltest sie finden.“
    Ein Engel mit Humor. Entzückend. Ich bremste meine Gedanken, bevor sie allzu ätzend ausfallen konnten. Dennoch wurde mir klar, dass ich von Michael nichts erfahren würde, was ich nicht selbst schon wusste. Allerdings - und dafür war ich ihm insgeheim dankbar - hatte er vage Vermutungen in klare Bestätigungen verwandelt. Das allein war mehr als ich anfänglich zu hoffen gewagt hatte. Gleichwohl keimte in mir die Ahnung, dass sich über meinem Kopf bereits das Schwert des Damokles befand. Ich konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, prüfend hinaufzuschauen.
    Abermals seufzte ich und mir lag eine weitere Frage auf der Zunge, als ich ins Leere blickte. Dort, wo Michael bis eben noch gestanden hatte, befand sich nur die glänzende Marmorstatue, die nun von mehreren Touristen passiert wurde. Ihre Blicke streiften mich mit leichtem Desinteresse und mich umfing die wiederkehrende Geräuschkulisse wie ein unerwarteter Donnerhall nach einer langen Pause von absoluter Stille.
    Es wirkte durchweg absurd. Während ich hier stand, meine Begegnung mit Michael zu

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