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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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dass ihr himmlische Wesen seid. Ihr benehmt euch nämlich im Augenblick überaus menschlich.“
    „Wenn das nicht ein treffender Einwand ist“, rief Luzifer frohgelaunt aus, wandte sich an Michael und grinste ihn an. „Nun, was genau hast du denn zu bemängeln?“
    Mit einem Mal verstand ich nichts mehr. Ich sah, dass Michael etwas erwiderte. Seine energische Geste war unmissverständlich, doch alles, was an meine Ohren drang, war eine Art flüchtiger Singsang, der mehr an eine gesummte Melodie denn an wirkliche Worte erinnerte. Eine recht praktische Sache, wenn man Zuhörer hatte, aber es war offensichtlich, dass ich den Inhalt ihrer Unterhaltung nicht erfahren sollte. Letztendlich interessierte es mich auch nicht. Ich wollte lediglich hier raus, und das bitte ohne noch einmal gegen etwas Unsichtbares zu laufen. Folglich gab ich meinem Missfallen Ausdruck, indem ich mit dem Fuß aufstampfte und mich laut räusperte. Umgehend erstarb der Singsang. Zwei Augenpaare wandten sich mir zu und ich wies anklagend hinter mich. „Hat das Ding auch irgendwo ’ne Tür?“
    „Aber selbstverständlich.“ Luzifer verbeugte sich und gestikulierte ein wenig. Sekunden später vernahm ich wieder die vertrauten Laute einiger Touristenführungen sowie diverse Schritte in meiner unmittelbaren Nähe.
    Menschen gingen durch die Basilika, sprachen leise miteinander und betrachteten ehrfurchtsvoll die Kostbarkeiten. Eine Gruppe Studenten diskutierte in der Abgeschiedenheit eines separaten Ganges mit einem Geistlichen. Während ich mich umsah, wirkte alles wie zuvor. Normal und in einer gewissen Weise völlig real. Doch in meinem Innern war nun alles anders.
    Mein Blick fiel zurück. Dort, wo zuvor die beiden Erzengel gestanden hatten, befanden sich nun zwei ältere Herren in einem Gespräch. Nichts an ihnen erinnerte mehr an einen altmodischen Kardinal oder ein geflügeltes Himmelswesen. Beide trugen Jeans und Hemden und wirkten wie gewöhnliche Touristen. Nur, wer sie genauer betrachtete, bemerkte, dass sie trotz ihres Erscheinungsbildes anders waren. Heller, so als würden sie von innen heraus strahlen. Beide auf die gleiche Weise. Es schien, als beständen zwischen ihnen keine wirklichen Unterschiede. Möglicherweise war dem sogar so.
    Entschlossen riss ich mich von ihrem Anblick los und strebte dem Ausgang entgegen. Momentan hatte ich genug von kirchlichen Dogmen, himmlischen Erscheinungen und Offenbarungen, die mir das Hirn verstopften. Ich brauchte einen freien Kopf, frische Luft und vor allem etwas Ruhe, um die Knoten in meinem Denkorgan zu entwirren. Obendrein hoffte ich darauf, gleich in meinem Hotelbett aufzuwachen und die Geschehnisse als einen wirren Alptraum abtun zu können.
    Der Wunsch ging nicht in Erfüllung, wie mir der auf mein Gesicht prasselnde Regen verriet, als ich den Petersdom verließ. Ich blickte zum Himmel empor, seufzte und eilte die Stufen hinab und in den Schutz der Kolonnade.
    Ich hatte das Ende des Säulengangs erreicht und überlegte, ob ich aufgrund des Regenschauers nicht besser ein Taxi anhalten sollte, als ein plötzliches Vibrieren meine rechte Gesäßhälfte massierte. Irritiert klopfte ich auf meine Hosentasche, spürte einen festen Gegenstand und langte hinein. Reine Verblüffung stand auf meinem Gesicht, weil ich ein flaches, schwarzrot metallisch glänzendes Handy vorfand, das genau in diesem Augenblick zu klingeln begann.
    Was heißt hier klingeln? Es musizierte lautstark und ließ mich sofort erahnen, wer mir das Telefon unbemerkt in die Hosentasche geschmuggelt hatte. Hells Beils von AC/DC dröhnte in einer Lautstärke aus dem Lautsprecher, dass es mir im Umkreis von gut zwanzig Metern böse Blicke von sämtlichen Besuchern einbrachte. Hektisch klopfte ich auf das Teil und suchte den Ausschalter, doch das Biest gab einfach nicht auf. Also drückte ich auf den grünen Hörer und zischte: „Was soll das?“
    „Testlauf, Baby“, klang es aus dem Lautsprecher und kurz darauf stand einer der beiden älteren Herren aus der Basilika direkt neben mir: „Ich wollte lediglich überprüfen, ob du es bekommen hast.“ „Das ist dir gelungen, Luzifer. Und nicht nur du hast bemerkt, dass ich es habe“, fauchte ich ihn an. „Sag mal, brennst du?“
    „Nicht mehr als vorhin.“ Amüsiert schüttelte er den Kopf, als ich es ihm zurückgeben wollte. „Behalt es. Glaub mir, du wirst es noch brauchen. Natürlich weiß ich, dass du dir selbst eines hättest besorgen können. Aber nicht dieses. Damit

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