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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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verdauen versuchte und mit dem haderte, was er Bestimmung nannte, latschten diverse Menschen durch das Gebäude und verursachten dabei einen Lärm, der an meinen strapazierten Nerven rieb wie grobes Schmirgelpapier auf dünner Haut. Gleichsam fühlte ich mich inmitten dieser Menschenmenge auf unerklärliche Weise alleingelassen. Alleingelassen mit vagen, kaum greifbaren Ängsten und meinen daraus resultierenden, zermürbenden Gedanken. Schlagartig wurde mir bewusst, dass erhaltene Bestätigungen durchaus Ängste schüren konnten. Ängste, die sich als Bilder manifestierten und in einer unendlichen Schleife an meinem inneren Auge vorbeizogen, und die sich nicht stoppen lassen wollten, so sehr ich mich auch bemühte.
    Darians Worte kamen mir in den Sinn. Er hatte von einer Zukunft gesprochen. Dehnbare Andeutungen über Möglichkeiten, die mein inneres Zaudern derzeit als wenig erstrebenswert auslegten. Selbst wenn ich gewollt hätte, meine Zweifel ließen sich nicht abwürgen, auch durch Schönreden nicht.
    Gab es denn nichts, was ich tun konnte? Oder mehr noch: Konnte ich überhaupt etwas anderes tun, als das zu akzeptieren, was vielleicht eintreten würde? War es im Grunde genommen sinnvoll, sich den Kopf über etwas zu zerbrechen, was eventuell gar nicht der Realität sondern mehr meiner eigenen Einbildung entsprach? Möglicherweise reagierte ich einfach nur über und überlegte wieder einmal zu laut.
    Gedankenschwer lehnte ich meinen Kopf an eine der kühlen Marmorwände. Es gelang mir trotz der Abkühlung nicht, meine Gedanken zum Schweigen zu bringen. Gleichzeitig drängten Tränen nach vom, ungeweint und nur mit Mühe zurückgehalten, die ausgelöst durch innere Ängste nach Freilassung verlangten. Aber ich wollte nicht weinen. Nicht in der Öffentlichkeit. Ich verspürte keinen Wunsch nach den tröstenden Worten eines der hier herumstehenden Geistlichen, die ohnehin nicht verstehen konnten, was in mir vorging und mit welcher Thematik ich meine Schultern belud. Freiwillig? Wohl kaum, denn ich hatte das Thema keineswegs freiwillig angestoßen.
    Ich atmete zitternd durch, stieß mich von der Wand ab und blickte hinauf in die Kuppel der Basilika. Mir war, als suchte ich dort nach einem Zeichen, von dem ich wusste, es ohnehin nicht zu finden. Es sei denn, der Erbauer hatte damals schon gewusst, dass ich eines Tages hier stehen würde, und hätte einen entsprechend sinnvollen Spruch an die Decke gepinselt. Hatte er aber nicht. Dennoch ließ ich meine Augen herbeisehnend über die Bilder streifen, bemerkte es und wandte mich ab. Mein Blick blieb an dem Bildnis eines Engels mit einem Kreuz im Arm hängen und ich unterdrückte einen geringschätzigen Schnalzlaut.
    Die Unterhaltung mit Michael hatte mir eines deutlich gemacht: Niemand trug hier das Kreuz eines Anderen, auch kein Engel übernahm das. Realität war, dass jeder seinen eigenen Mist schleppen durfte. Alles andere war pures Wunschdenken. Zwar nett in diversen Gemälden und Bildhauereien umgesetzt, aber trotzdem eine Illusion.
    Innerhalb dieser heiligen Hallen mit all ihren glaubensträchtigen Symbolen kam ich mir vor, als befände ich mich erneut im Fahrstuhl in Richtung Himmel. Das war derzeit aber die falsche Richtung.
    Verdammt!
    Das Dogma des nicht Fluchens in einer heiligen Stätte überflutete mich und ließ mich kurz erschaudern. Dann aber reckte ich abermals das Kinn und sah auf das Sinnbild dessen, was den Grundstein dieser Religion ausmachte.
    Nein. Ich würde nicht tatenlos aufgeben, die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass etwas geschah. Ich würde mich nicht beugen. Was immer die Zukunft brachte, es betraf mich, mein Leben und meine Familie.

Kapitel einundzwanzig
    Ich nehme an, genau an dieser Stelle hat der Glaube seine Grenzen. Ja, ganz sicher hat er das. Denn wo das Wissen beginnt, muss der Glaube weichen.
    Mein Blick bohrte sich in das von dem Engel gehaltene Kreuz, während ich wie in einem lautlosen Gebet schwor: „Zur Hölle mit euren Vorsehungen und Bestimmungen. Ich werde den Teufel tun, etwas klaglos zu akzeptieren. Niemand hat das Recht, ungefragt und über meinen Kopf hinweg Entscheidungen zu fällen.“
    „Liebelein. Was schert die Allmacht das Gewinsel eines kleinen Einzelnen, wenn sein Interesse allein auf das große Ganze gerichtet ist?“, vernahm ich plötzlich einen amüsant klingenden Bariton hinter mir.
    Erschrocken fuhr ich herum. Vor mir stand, wie aus dem Nichts aufgetaucht, ein großer Mann in der

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