Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
zivilisiertere Zeit versetzt hatte. Wobei das Wort zivilisiert an sich einen faden Beigeschmack hatte.
    Ich räusperte mich und sah Lilith erwartungsvoll an. Jetzt war ich so weit gekommen, ich wollte den Rest erfahren.
    Die folgenden Bilder brachten mich nach dem mörderischen Blutbad ein wenig aus dem Konzept. Die Schlacht war vorüber und ein trügerischer Frieden schien eingekehrt. Dennoch blieb Darian stets wachsam und schickte diverse Späher aus, um rechtzeitig gewarnt zu werden. Ich verkniff mir ein dezentes Ausflippen, weil ich das eine oder andere Bild aufschnappte, auf dem er sich in Liliths Schlafgemach befand. Ohne Bekleidung. Miststück!
    Wie nebenbei durfte ich erfahren, dass die Bewohner einer in der Nähe befindlichen Ortschaft für das leibliche Wohlbefinden der beißenden Zunft sorgten. Offenbar handelte es sich hierbei um eine unheilige Allianz, denn die Vampire sorgten des Nachts für die Sicherheit vor Überfällen und die Menschen im Gegenzug für Nachschub an frischem Blut. Irgendwie erinnerte mich das an moderne Viehzuchtmethoden. Freilandhaltung. Echt morbide.
    Lilith war so freundlich, sich mit solchen Erinnerungen nicht lange aufzuhalten, denn sogleich erhielt ich den Eindruck einer Sintflut biblischen Ausmaßes. Es regnete. Wie aus Eimern. Und es wollte gar nicht mehr aufhören. Wo kam das viele Wasser auf einmal her? In kürzester Zeit waren sämtliche unterirdischen Unterkünfte vollgelaufen und deren Bewohner mussten sich in höher gelegene Bereiche zurückziehen.
    Auch Lilith und Darian flohen vordem Unwetter. Ich war keineswegs verwundert, nun die Darstellung von der Feste in den Bergen zu erhalten. Doch es war nur eine knappe Handvoll an Vampiren übrig, die es zusammen mit Lilith und Darian bis dorthin geschafft hatten. Viele von ihnen waren von den reißenden Fluten mitgerissen und an-schließend vom Tageslicht vernichtet worden. Weitere Überlebende wiederum hatte es in sämtliche Himmelsrichtungen verstreut. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich das für eine Tragödie hielt, versteckte diesen Gedanken jedoch hinter einer dicken Wand aus geheucheltem Mitgefühl.
    „Alles hat einen Sinn. Auch der weitere Verlust von Leben. Er erlaubt neuen Generationen das Dunkel der Nacht zu erblicken“, ließ Lilith meine Lüge ungerührt zerplatzen. „Du wirst sehen.“
    Das tat ich. Als würde Lilith den Film jetzt in doppelter Geschwindigkeit ablaufen lassen, nahm die Population ihrer Art nach der natürlichen Trockenlegung schnell wieder zu. Überdies erhielt ich einen Einblick in Darians Weiterbildungsseminar zum gedungenen Meuchelmörder inklusive erfolgreichen Abschluss. Na toll, das hatte ich mir schon immer gewünscht.
    Zur selben Zeit begann Lilith in einer kleinen Kammer bei Kerzenlicht etliche Seiten dünnes Pergament zu beschreiben. Das Buch? Ich erschauderte, als ich an meine Begegnungen mit jenem Buch dachte. Nun aber verstand ich den Grund. Auf das fast durchsichtige Papier kratzte sie mit einem Federkiel eine zähe, teerartige Flüssigkeit nieder, die sie zuvor aus einem winzigen Schnitt an ihrem Unterarm in eine flache Schale hatte tropfen lassen. Sie hatte es mit ihrem eigenen Blut geschrieben. Ich vertrug die Gegenwart ihres Blutes ohne die Verpackung ihres Körpers nicht. Nun ja, ich hatte auch nicht vor, Lilith zu beißen.
    Schlagartig veränderte sich die geistige Bühnenshow. Offenbar war Darian in einer Mission unterwegs. Wohin auch immer. Die landschaftliche Szenerie entsprach einem Küstenbereich und Darians Bekleidung wies auf mir vage bekannte, mittelalterliche Gewänder aus dem Orient hin. Er eilte durch eine kleine, von einigen Fackeln beleuchtete Siedlung auf ein in der Nähe aufgeschlagenes Zeltlager zu. Ich gab einen Überraschungslaut von mir, weil die im nächtlichen Wind wehenden Banner und die das Lager bewachenden Männer eindeutig europäischen Ursprungs waren. Auch machte ich schnell einige Rüstungen aus, die denen von Kreuzrittern ähnelten.
    Den eigentlichen Auftrag Darians sollte ich nicht in Erfahrung bringen, denn trotz seiner Talente als Leisetreter und unsichtbarer Krieger wurde er plötzlich von diversen Männern umringt. Binnen weniger Augenblicke war er überwältigt und lag kurz darauf in schweren Ketten auf dem Boden eines hölzernen, mit Segeltuch lichtundurchlässig gemachten Karrens. Als jedoch das Tuch beiseite geschlagen wurde und neben dem rundlichen Gesicht eines Kirchenmannes das überheblich lächelnde Konterfei von

Weitere Kostenlose Bücher