Blut Licht
um die Taille und musterte Ernestine unterkühlt. „Das wiederum ist meine Narrenfreiheit bezüglich meines Alters. Sonst noch ein paar Entspannungsvorschläge an die Adresse meiner Gattin?“
Statt verstimmt zu reagieren, lachte Ernestine auf, trat an Darian vorbei und klopfte diesmal ihm beruhigend auf die Schulter. „Nein, an sie keine, aber an dich. Hast du es schon einmal mit Baldrian versucht?“
„Wer ist das? Und warum sollst du ihn probieren?“, kam es vom Eingang her und Kahina trat ein. Dabei starrte sie uns ein wenig verdutzt an, weil wir wie auf Kommando gleichzeitig losprusteten. Das Klingeln des BlackBerry rettete Kahina vor weiteren Peinlichkeiten, denn umgehend verstummte unsere Fröhlichkeit. Gebannt starrten Alistair und ich auf Darians Telefon, wobei Dad, Ernestine und Kahina wiederum uns gebannt ansahen. Einzig mein Mann nahm das Telefonat sichtlich erfreut entgegen. „Das ging schnell, John. Was hast du für mich?“ Er lauschte, nickte und platzte erstaunt heraus: „Ein Anschluss zur Universität? Bist du sicher? ... Okay, weißt du, wer ihn nutzt?“ Erneutes Lauschen. Inzwischen schien niemand mehr von uns zu atmen. Es war mucksmäuschenstill. Selbst Lilianna hatte aufgehört, am Haar ihres Vaters zu zupfen.
Da sah Darian plötzlich auf und sein Blick blieb an Kahina haften. „Ein angeblicher Geschichtsprofessor namens Samet Chalid? Wieso angeblich? ... Seit wann, sagst du, hat der Geheimdienst ihn im Auge?
... Vor über einem Jahr tauchte sein Name plötzlich auf. Interessant.
... Kannst du mir den Mann beschreiben? ... Keine Bilder? Aha, dann ist er ein Phantom, das zwar gesehen, aber nie auf Fotos erwischt wurde?“ Darians Miene drückte inzwischen hohe Achtsamkeit aus. „Nein, natürlich weiß ich von nichts ... Danke, John. Ich melde mich.“
„Ein Terrorist?“, flüsterte Ernestine besorgt, nachdem mein Mann aufgelegt hatte.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das anscheinend weniger. Laut John haben sie gegen diesen Mann nicht weiter in der Hand als seine positive Haltung dem alten Hussein-Regime gegenüber. Was ihn, laut John, allerdings auf die Liste des Geheimdienstes brachte, war, dass es über ihn nichts vor seiner Zeit in Basrah gibt. Keine Dokumente, keine Nachweise, keine Daten. Nichts.“
„Khalid bedeutet der Ewige“, murmelte die junge Perserin gedankenvoll und Darian nickte. „Ganz recht, Kahina. Genau das macht mich stutzig. Den Namen Khalid trug einst Ahjarvirs rechte Hand und ich bin fast sicher, dieser Samet Chalid ist in Wahrheit Khalid. Kennst du ihn?“
„Nicht persönlich, aber ich habe seinen Namen mehrfach aufgeschnappt. Glaubst du, er weiß von Shekinah?“, sinnierte sie und sah Darian besorgt an. „Es gefällt mich gar nicht. Warum gibt er sich jetzt so offen zu erkennen? Wenn er tatsächlich der ist, von dem du sprichst, ist das doch schwachsinnig.“
„Nur für den, der ihn nicht kennt. Seine Taktik war seither das Schüren von Angst. Wer Angst hat, macht Fehler. Dessen ungeachtet gehe ich davon aus, dass er nicht so schnell mit seiner Enttarnung gerechnet hat“, entgegnete Darian grimmig und blickte uns der Reihe nach an. „Sobald Donovan aus London zurück ist, werden wir aufbrechen. Hat jemand Einwände dagegen?“
„Wir haben ein Essen mit meiner Mutter verabredet und werden das auch einhalten müssen, Darian. Lassen wir es jetzt sausen, wird die Suche nach diesem Chalid - oder wie dieser Kalif Storch sonst noch heißt - gegen Mutters folgender erzürnter Entladung wie ein Osterspaziergang wirken“, berichtigte ich meinen Mann und warf Kahina einen bestimmenden Blick zu. „Du könntest Shekinah darüber in Kenntnis setzen, dass sich dieser Kerl in der Stadt befindet und sie entsprechend umsichtig sein muss.“
Mein Mann wirkte, als wolle er ein Veto anmelden, doch kam Dad ihm zuvor: „Glaube mir, Schwiegersohn. Faye hat recht. Wir können momentan ohnehin nichts weiter tun als abwarten. Und du willst mit meiner Ex auch nicht wirklich aneinander rasseln, indem du das Essen absagst.“
Sein Blick erreichte Alistair, der ihm mit ironisch verkniffenen Lippen kaum merklich zunickte.
Folglich lenkte Darian ein: „Also gut. Donovan wird ohnehin nicht vor Mitternacht zurück sein, von daher verbinden wir das Eine mit dem Anderen.“ Er warf Kahina sein Telefon zu, das sie geschickt auffing. „Gib Shekinah über unseren Verdacht Bescheid. Du hast doch ebenfalls Fotos von der Schriftrolle gemacht, Faye. Können wir sie uns
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