Blut Licht
einen Wunsch? Ein Stück Kuchen vielleicht? Oder doch lieber ein Steak?“ „Och, da sag ich nicht nein, wenn du beides hast.“
Ich beugte mich ein wenig zurück, damit ich um die Ecke sehen konnte, und machte die beiden Männer im Salon neben dem Sofa aus. „Habe ich nicht, du Witzbold. Aber ich kann dir im Restaurant etwas bestellen und hochbringen lassen. Ist Kahina nicht bei euch?“ Für einen Moment sah Alistair auf, dann winkte er ab. „Nein, sie wollte eine Weile in Ruhe beten. Und danke, ich brauche nicht wirklich etwas zum Essen, war nur für den Fall, dass du etwas da gehabt hättest. Kaffee allein reicht vollkommen.“ Anschließend blickte er wieder auf den Gegenstand in Darians Hand. „Ich glaube, du musst über das Menü die Anrufliste aufrufen. Das dürfte dieser Knopf sein.“ „Oder du drückst einfach auf die Wahlwiederholung“, rief ich über das lärmende Mahlwerk der Maschine hinweg. „Dann erhältst du den Teilnehmer des letzten Anrufs.“
„Danke, Schatz. Soweit waren wir schon. Ich möchte allerdings vorher gern wissen, wen der Kerl noch alles in der Liste hat“, gab Darian zurück.
Behutsam trug ich die beiden Tassen in den Salon und stellte sie auf dem Couchtisch ab. Dann sah ich ebenfalls auf das schmale Mobiltelefon in Darians Hand. „Ein Nokia. Das ist recht einfach. Ich hatte mal eines. Darf ich?“
Ohne zu zögern reichte er es mir und mit wenigen Knopfdrücken hatte ich die komplette Kontaktliste geöffnet. Während mein Mann sich hindurch las, holte ich mir meinen eigenen Kaffee. Neugierig gesellte ich mich wieder zu ihnen und sah auf das Display.
„Wieso konntest du den Kerl eigentlich zu Asche verarbeiten, wenn er erst ein Anwärter war?“, erkundigte ich mich und murmelte wie nebenbei: „Wie kann man überhaupt zu einem Anwärter werden? Der Gedanken daran ist schon pervers.“
„Macht verlockt und korrumpiert“, entgegnete Darian und sah mich bedauernd an. „Leider gibt es viele Menschen, die dem nicht widerstehen können. Die Meisten meiner Art wissen das und nutzen diese menschliche Eigenschaft für ihre Zwecke aus. Sie futtern die Menschen an, halten die komplette Verwandlung aber zurück, weil sie mit dem Verlust der Sonnenverträglichkeit einhergeht. Ein Anwärter behält seine Lichtresistenz bei und kann zudem auf einige Vampirfähigkeiten zurückgreifen, die sein Schöpfer ihm bruchstückhaft mitgegeben hat. Dennoch ist er noch kein vollständiges Mitglied der Gemeinschaft, eher ein Knecht oder Diener. Und wer dient einem Vampir besser als jemand, der auf machtvollen Lohn hofft und dafür alles tut, was in seinen Möglichkeiten steht?“ Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er hinzufügte: „Ich gab ihm, was er wollte und das, was ihm daraufhin zustand.“
Ich zog angewidert die Nase kraus. „Wie bekloppt muss man sein, um sich darauf einzulassen?“
„Weniger bekloppt als gewinnsüchtig“, gab mein Bruder zu bedenken und schenkte mir dabei ein Wolfsgrinsen. „Abgesehen davon,
kleine Schwester. Ohne solche Vollidioten hättest du damals kein frisches Übungsfutter gehabt.“
Empört musterte ich ihn. „Sag bloß, Dad hat dir davon erzählt.“ Sein Grinsen wurde um eine Spur breiter. „In voller Farbenpracht, Faye. Von deinem ersten Versuch bis hin zu deinen ersten Erfolgen.“ Na wunderbar. Ich musste demnächst ein ernstes Wörtchen mit meinem Vater wechseln.
„Ah, ich habe es!“, rief Darian plötzlich aus und lenkte unsere Aufmerksamkeit zurück auf den eigentlichen Gegenstand unserer derzeitigen Zusammenkunft. Sogleich verzog sich sein Gesicht zu einer zornigen Maske und er starrte das Telefon an, als wolle er es allein Kraft seiner Gedanken zum Explodieren bringen. „Dieser elende Scheißkerl!“
„Was hast du?“, wollten mein Bruder und ich synchron erfahren. Wir entdeckten lediglich eine Nummer ohne Namen, doch war ersichtlich, dass Darian diese Nummer kannte.
„Schaut euch die Vorwahl an. Fällt euch etwas auf?“
Alistair und ich tauschten einen ratlosen Blick. Darian seufzte entnervt. „00964 ist die internationale Vorwahl für den Irak. Die 40 steht für die Stadt Basrah.“
„Moment mal.“ Mein Kopf schnellte in die Höhe und Alistair sprach das aus, was ich selbst dachte: „Kommt Kahina da nicht her?“
„So ist es, Schwager. Zudem beginnt mit diesen Zahlen die letzte Nummer, die unser Freund vor seinem abrupten Ende gewählt hatte“, ergänzte Darian mit einem Gänsehaut verursachenden
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