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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Kribbeln überkam. Wie eine eiskalte Welle schwappte ein Hauch über meinen Leib und schlagartig suchte meine Körperbehaarung die Senkrechte auf.
    „Du bist nicht erbeten“, grollte es durch meine Gedanken, und als sich meine Konzentration wie angezogen nun direkt auf Thalion richtete, sah er auf und schien mir dabei in die Augen zu blicken.
    Dieser fiese alte Mann wusste anscheinend genau, dass ich lauschte. Aber wieso? Bislang war es mir immer gelungen, ihn unentdeckt zu bespitzeln. Warum nicht heute? Hatte ich etwas übersehen?
    Ein leises Lachen hallte durch meine Gedanken, gefolgt von seiner unverkennbaren Stimme: „Weil dein Lauschen ungeahndet blieb, bedeutet das nicht, dass es auch unbemerkt blieb.“
    Meine Zähne verursachten ein Knirschen. Ich hatte gehofft, nicht entdeckt zu werden und gleichzeitig geahnt, dass diese Hoffnung verblassen würde. Nun hatte ich den Salat.
    „Wenn ich schon einmal hier bin ...“, entschied ich mich daher zur Offensive und wurde sofort in die Defensive zurückgedrängt: „Du wirst dich umgehend entfernen, bevor ich es für dich entscheide.“
    „Kann ich wenigstens mit dir sprechen, wenn ich persönlich erscheine?“, erlaubte ich mir eine weitere Verzögerung.
    Prompt erhielt ich einen rüden Stoß, der mich schnurstracks zurück durch die Glibbermasse beförderte. Abrupt verlor ich die Verbindung und fiel nach hinten um. Während ich mich aufsetzte, musste ich mich instinktiv schütteln, als wollte ich die Reste von dieser klebrig gummierten Wand entfernen. Gleichzeitig wertete ich Thalions Rauswurf als ein Nein auf meine Frage. Allerdings konnte ich ihm eine Ablehnung wegen meines unerlaubten Eindringens nicht verdenken - was zusätzlich die Frage aufwarf: Wenn Darian nicht bei Thalion gewesen war, wo war er dann?
    Die Federn in meinen Händen zuckten bereits, als ich mich dagegen entschied. Sie landeten in der Kiste. Dann aber berührten meine Finger einen Gegenstand, den ich beinahe schon vergessen hatte. Ein begreifendes Kichern breitete sich in mir aus, während ich danach langte und ein kleines Stoffsäckchen unter einer der Rosen hervor holte. Mir war völlig entfallen, dass ich dieses Kleinod hier gelagert hatte.
    Über meine Erinnerungsschwäche mit dem Kopf schüttelnd, zog ich die Bänder auf und nahm ein kleines Medaillon aus Weißgold heraus. Darian hatte es mir von seiner letzten Reise aus Russland mitgebracht und ich hatte es unlängst zusammen mit den Federn in diese Kiste gepackt - und vergessen. Es war rund und ein wenig dickbauchig, und es beherbergte einen diamantenen Tropfen. Meine Rückversicherung. Die Dattel, die zuvor als Ummantelung gedient hatte, war inzwischen zerfallen und nur noch die zerbröckelten Überreste zeugten von ihrer einstigen Anwesenheit. Nun war mir klar, warum Thalion mich entdeckt hatte. Ich hatte meinen Schutz nicht bei mir getragen. Den Schutz, den Lilith mir vor über einem Jahr durch Darian hatte zukommen lassen.
    Lilith. Ich ließ den Deckel zuklappen, umfasste das Medaillon mit fester Faust und lehnte mich mit dem Rücken an den Bettpfosten.
    Dabei schloss ich die Augen, um die Erinnerungen an die Vergangenheit deutlicher vor mir zu sehen. Seit unserer Rückkehr aus New York und der Geburt Liliannas war sie aus meinem Leben entschwunden, wenngleich unterschwellig stets vorhanden. Vergessen hatte ich sie nie. Wie könnte ich es, wenn sie es war, die Darian das Leben gerettet hatte, nachdem Ahjarvir ihm das zu nehmen beabsichtigt hatte. Allerdings tat Lilith das zu einem Preis, dessen Umfang ich noch nicht ganz erfassen konnte, da sie ihn bislang nicht eingefordert hatte. Noch nicht. Trotzdem bezweifelte ich keine Sekunde, dass sie es tun würde. Irgendwann. Den Zeitpunkt bestimmte sie ganz allein. Der Gedanke bereitete mir arge Bauchschmerzen. Sie hatte Zugang zu meinem Kind gefordert. Fast war ich versucht, nach oben zu blicken, um nach dem über mir schwebenden Damoklesschwert zu suchen.
    Meine Gedanken an die hoffentlich noch ferne Zukunft fanden ein jähes Ende, als der Grund meiner vorangegangenen Nachforschungen die Tür öffnete und den Raum betrat. Ohne mich zu erheben, blickte ich ihm entgegen und nahm wortlos sein leicht derangiertes Erscheinungsbild in Augenschein. Einzig meine zuckenden Brauen verrieten die Reaktionen, die von innen gegen meine Zähne klopften und energisch auf verbale Entlassung pochten.
    „Es regnet“, meinte Darian, zog sich die Kleidung vom Körper und fuhr sich mit den Händen über

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