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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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zusammenzucken, er brachte auch Klarheit. Prüfend kniff ich die Augen zu und öffnete sie erneut. Zweifelsohne, der Busch war eine Gestalt. Ich stutzte abermals. Nein, es waren zwei Gestalten. Sie rangen miteinander. Eindeutig. Aber wer ...? Jäh stockte mir der Atem. War das Darian? War er da draußen?
    Mittlerweile berührte ich vor Konzentration mit meiner Nase die kalte Glasscheibe und musste an mich halten, nicht augenblicklich die Tür aufzureißen und hinauszustürmen. Mein Blick hetzte zum Bett meiner Tochter. Sie schlief friedlich. Erneut starrte ich hinaus in den nächtlichen Garten. Der Busch war verschwunden. Hatte ich mich geirrt?
    Da erhaschte ich eine Bewegung weiter links. Jasons geliebte Rosenstöcke fielen wie Dominosteine nacheinander in rasantem Tempo um, während etwas Großes durch sie hindurchpflügte. Es wirkte wie ein gigantischer Ball. Einem Ball, der aus zwei ineinander verkeilten Körpern bestand, der auf dem breiten Weg in Richtung Haus rollte. In Richtung meines Standortes.
    Fieberhaft versuchte ich die Personen zu erkennen, doch es war zu dunkel und zudem waren sie zu weit entfernt. Zu allem Überfluss setzte nun das ein, was die ganze Zeit auf sich hatte warten lassen. Der Himmel öffnete seine Schleusen und binnen Sekunden war mein Fenster klatschnass. Wahre Sturzbäche rannen daran hinunter und nahmen mir die Sicht.
    Stirn und Nase empfanden die Scheibe als unüberwindliches Hindernis, während ich mich mit meinen aus der Übung geratenen Sinnen nach den Kämpfenden vortastete. Doch irgendwie konnte ich keinen von ihnen erwischen. Sie flutschen durch meine mentalen Fänge wie ein glitschiges Stück Seife aus nassen Händen. Für einen flüchtigen Moment glaubte ich, eine mir vage bekannte Präsenz gefühlt zu haben, aber ebenso rasch war es vorüber. Ich spürte ins Leere. Gleichzeitig war der streitbare Ball meinem Blick entschwunden. Der Balkon versperrte mir die Sicht.
    Noch während ich in meinen Erinnerungen nachforschte, wessen Anwesenheit ich gefühlt haben könnte, zerriss ein unmenschliches Kreischen das Prasseln des Regens. Dermaßen schrill, dass es mir das Trommelfell zu zerfetzen drohte. Instinktiv presste ich meine Hände auf die Ohren und wich ein wenig vom Fenster zurück. Zugleich bemerkte ich aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung auf der Brüstung des Balkons. Plötzlich zeichnete sich ein Umriss auf dem rechten Pfeiler der gemauerten Balustrade gegen den verregneten Himmel ab, der vor wenigen Augenblicken noch nicht da gewesen war. Mir entwich ein überraschter Laut.
    Es war eindeutig eine Gestalt. Klein und gedrungen, ähnlich einem hockenden Wasserspeier. Irgendwie hässlich und abstoßend, und doch auf eine unbegreifliche Weise faszinierend, sodass ich meinen Blick nicht von ihr nehmen konnte. Sie schien bewegungslos, als wäre sie in ihrer Haltung eingefroren. Dann aber erhob sie sich. Kraftvoll geschmeidig, fließend in den Bewegungen wuchs sie an bis auf gut zwei Meter Länge. Dabei wand sie ihren Kopf auf unnatürlich bizarre Weise in meine Richtung, dass mich schauderte. Für einen winzigen Moment fühlte ich ihren Blick auf mir. Er war durchdringend und schanzte mir aus glühend roten Augen eine deutliche Warnung zu. Ich spürte eine verborgene Bösartigkeit, mühsam durch Ungeahntes gebunden, so dass es nur unterschwellig rumorte und doch deutlich vorhanden war. Instinktiv zog ich mich in mich zurück, wobei eine Welle von Angst, so scharf und schneidend wie Eiskristalle, durch meine Adem rollte. Ich wagte keine Regung. Ich wagte noch nicht einmal zu atmen.
    Abermals flammte es in ihren Augen auf und steigerte das Gefühl nach Flucht in mir. Dann verdunkelte sich ihr Gesicht und als sei ich uninteressant geworden, wandte sie sich ab, schrumpfte zusammen und war kurz darauf verschwunden. Einfach weg, als hätte es sie nie gegeben.
    Ich blinzelte verwirrt. Fast wollte ich an eine Illusion glauben. Ein Trugbild, hervorgerufen durch die Reflexionen einzelner Lichtblitze auf die Regentropfen an der Fensterscheibe. Doch das intensive Echo meiner angsterfüllten Empfindungen und auf ebenjene Erscheinung, ließ diesen Schluss nicht zu. Weiterhin versagten meine erstarrten Glieder ihren Dienst. Zumindest funktionierte meine Atmung wieder. Geräuschvoll sog ich die Luft in meine Lungen.
    Auf einmal umklammerten zwei stahlharte Schraubzwingen meine Oberarme und zerrten mich vom Fenster fort. Meinen Lippen entwich ein spitzer Schrei. Umgehend landete eine Hand

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