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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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für ihn. Einen goldenen Teller zur höflichen Präsentation hatte ich nun einmal nicht parat.
    Wie könnte es anders sein, als dass er meine Gedanken nicht vernommen hätte, denn er verdrehte unengelhaft die Augen und murmelte: „Unwissendes Menschenkind!“ Dann warf er meinem Mann einen geringschätzigen Blick zu. „Sei doch so gut, und erkläre es ihr.“ Darian grinste. Er grinste? Warum grinste er dermaßen breit, als wollten seine Mundwinkel einen Besuch bei seinen Ohren anstreben?
    „Er kann sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht berühren, Faye. Er würde sich an der weißen Rose gewaltig die Finger verbrennen, während ihn die andere in unvorstellbare Tiefen schleudern würde, in die er bestimmt nicht mehr möchte.“
    „Schonungslos treffend formuliert. Ich hoffe, du hattest deine Freude daran“, murmelte Luzifer ein wenig verschnupft.
    „Du kannst nicht einmal im Ansatz erahnen, wie viel“, erwiderte Darian amüsiert und bat mich mit einer knappen Geste, ihm die Rosen zu geben.
    Leichte Nervosität machte sich als Druck in meinem Magen bemerkbar, als ich ihm das Gewünschte widerwillig aushändigte. Meine Sorge erwies sich als unnötig, denn die Rosen verhielten sich in seinen Händen ebenso harmlos wie bei mir. Seine schadlose Berührung vor gut einer Woche war demnach kein Versehen gewesen. Vor knapp zwei Jahren hatten diese Dinger ihn fast umgebracht und nur Jasons beherzte Frischblutspende hatte ihn davor bewahrt, den Weg allen Irdischen einzuschlagen.
    Nun aber hielt er sie in seinen Händen, als hätte es diese unschöne Vergangenheit nie gegeben. Er betrachtete sie, drehte sie in seinen Fingern und wechselte dann die weiße Rose in die linke Hand und die dunkle in die rechte. Da ihm mein irritierter Blick auffiel, erklärte er wie nebenbei: „Es handelt sich hier um die Regeln der Dualität, Faye. Weiß steht für das männliche Prinzip. Schwarz wiederum symbolisiert das weibliche Prinzip. Erst zusammen ergeben sie eine Einheit. Wie im Daoismus das Yin und Yang.“
    „Und wie bekommst du die vereint? Mit einem Haargummi?“, kam ich nicht umhin zu fragen.
    Während Luzifer entnervt seufzte, lachte Darian leise auf. „Nein, es geht weitaus weniger mechanisch.“
    Dann schloss er konzentriert die Augen und begann leise etwas zu murmeln. Ich kannte den Klang der Worte, weil ich ihn schon mehrmals gehört hatte, diesen gesprochenen Gesang. War es Sanskrit?
    Unbeschreiblich, was nun geschah. Mein Verstand weigerte sich standhaft, das zu glauben. Ich kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Nein, es entsprach tatsächlich der Realität. Die Rosen begannen zu leuchten, als hätten sie inmitten der Blüte winzig kleine Lämpchen stecken. Zunächst recht schwach erkennbar und von der Blüte an abwärts begann dieses Leuchten. Dann steigerte es sich zu einem blendenden Strahlen. Schon raste es die Stiele hinab, ließ die Blätter aufblitzen und erreichte schließlich Darians Hände. Für eine Millisekunde stockte es, überzog dann aber seine Handrücken und lief die Unterarme hinauf bis zu seinen Schultern. Was zum Teufel war das?
    Bezeichnenderweise suchten meine Augen umgehend in Luzifers Gesicht nach Antworten. Er aber wirkte, als habe er nichts anderes als genau eine solche Reaktion von den Rosen erwartet. Ich war schier beglückt. Eine kleine Vorwarnung wäre durchaus wünschenswert gewesen.
    Selbstredend erfolgten weiterhin keine Erklärungen. Mein Interesse kehrte zurück zu Darians handwerklichem Geschick und ich sah gerade noch, wie er sehr langsam und bedächtig die beiden Rosen aufeinander zu bewegte. Der jäh eintretende Funkenschlag ließ mich nervös zusammenfahren. Ein Surren erklang, wie bei einem Transformator. Je näher die Rosen einander kamen, desto intensiver wurde der Funkenregen. Sie sprühten höher, zogen weitere Flugbahnen, bis sie mit einem leisen Zischen auf dem Boden verloschen. Einige landeten auf meiner Kleidung und hinterließen kleine Brandlöcher.
    Der Höhepunkt, sowohl im Funkenflug als auch mit einem ohrenbetäubenden Knall, erfolgte bei direkter Zusammenführung der Rosen. Wie voneinander magnetisch angezogene Pole berührten sie sich, verflüssigten an den Berührungspunkten und verschmolzen ineinander. Es wurde irrsinnshell, knallte dermaßen, als würde der Donner direkt neben mir stattfinden, und ein wahrer Sprühregen von winzigen Blitzen prasselte auf uns hernieder. Dann war es auf einmal still.
    Keine Funken, kein Laut, nur das unterschwellig

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