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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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wahrnehmbare Geräusch unserer eigenen Atmung. Blitzartig hatte das Licht sich zusammengezogen, bis es in einem einzigen, winzigen Punkt verloschen war. Ich musste gegen die plötzlich einfallende Dunkelheit anblinzeln, denn weiterhin hatten sich Lichtpunkte auf meiner Netzhaut eingebrannt, die erst allmählich verschwanden. Dann nahm ich ein schwaches, fluoreszierendes Glimmen wahr, mehr wie ein Schimmern, das von innen, aus der Rose herauszukommen schien.
    Ich stutzte. Rose? Singular? Wahrhaftig.
    Eine einzige, zerbrechlich wirkende, zarte Rose lag in Darians geöffneten Handflächen. Sie sah aus, als wäre sie durchgehend aus Kristall gefertigt. Ihr Stiel und sämtliches Blattwerk besaß einen leicht grünlichen Schimmer, wie eingefärbtes, mundgeblasenes Glas, war dabei jedoch weiterhin flexibel und biegsam, ohne dass es zersplitterte. Ihre Blüte aber war das eigentliche Wunderwerk. Hauchzart und perfekt geformt, schimmerten ihre Blütenblätter im vollen Farbspektrum eines Regenbogens, und dort, wo gewöhnlich Pollen und Narbe waren, meinte ich das komplette Universum als Mikrokosmos zu erkennen. Es war, als spiegele sich darin die Schönheit der gesamten Schöpfung. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen und mich zudem nicht heimlich selbst in den Arm gekniffen, würde ich es für pure Einbildung halten.
    „Gib sie mir. Bitte“, hörte ich Luzifer ehrfürchtig flüstern.
    „Einen Wunsch habe ich noch an dich“, meinte Darian und hielt die Rose weiterhin außerhalb von Luzifers Reichweite.
    Dieser schnaubte, zeigte sich dennoch einverstanden. „Gut. Welchen? 4
    Mein Mann sah zu Steven hinüber, der inzwischen aufgestanden war, sich aber nur mit Jasons Hilfe auf den wackeligen Beinen halten konnte. Die Anstrengung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, obwohl er bemüht war, es vor uns zu verbergen.
    „Du wirst ihn zuhause abliefern, Lu.“
    „Ich will aber nicht -“
    „Keine Widerrede, Steven", unterbrach Darian ihn scharf. „Sieh dich an, du kannst kaum stehen. Du bist geschwächt und in deinem Zustand nicht transportfähig. Außerdem hast du in den letzten Wochen mehr als genug eingesteckt, es reicht und du benötigst eine Pause. Es werden Tage vergehen, ehe du dich vollkommen regeneriert hast. Ebenfalls stellt deine Anwesenheit eine Gefahr für dich und jeden dar, der dir zu Hilfe eilt. Wir können darauf keine Rücksicht nehmen, denn uns fehlt die Zeit, so lange zu warten.“
    Für einen Augenblick spürte ich Stevens Gegenwehr beinahe körperlich, dann aber ließ er sich ernüchtert auf die Knie sinken und sah traurig zu Darian hinauf. „Ich verstehe. Ich würde es ebenso machen. Also gut. Ich lasse mich in England absetzen und werde dort für euch Augen und Ohren offenhalten. Nebenbei kann ich ja darauf achten, dass die Kapelle wieder in Ordnung gebracht wird. “
    „In der Tat ist das die vernünftigste Lösung“, warf Jason tröstend ein. „Am Ende der Woche kehren Mrs. Ernestine und Mr. Duncan zusammen mit der Kleinen heim. Da ist es gut, wenn ein wachsamer Geist bereits das Haus bewohnt und sie empfängt.“
    „Du brauchst es mir nicht noch zusätzlich schmackhaft zu machen, alter Mann. Ich habe es längst kapiert. Wann geht es los, Meister des Tentakelknotens?“
    „Gleich“, antwortete Luzifer ein wenig abgelenkt, denn er erhielt nun die begehrte Rose aus Darians Händen. Zärtlich wie eine einst verloren geglaubte Geliebte, die zurück in die Arme ihres Liebsten gelangte, hielt er sie in seinen Händen und konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen.
    Leichte Wehmut stieg in mir auf. Zielstrebig würgte ich sie ab. Ich hatte Luzifer dieses Pfand zugesagt, also musste ich dazu stehen. Gleichwohl bezweifelte ich, dass ich sie ihm, ohne Gegenwehr wieder würde entwenden können. Hätte ich allerdings gewusst, was genau sie ausmachte ... Ach, lassen wir das. Es war gut so, wie es jetzt war. Zu meinem Bedauern durfte ich feststellen, dass mir durch die Herausgabe der Rosen kein weiteres Lockmittel mehr zur Verfügung stand, mit dem ich Luzifer zur Mithilfe animieren konnte. Was, wenn ich ihn nochmals benötigen würde? Würde er mich dennoch unterstützen? Schweren Herzens entschied ich es auf einen Versuch ankommen zu lassen, sollte dieser Fall tatsächlich eintreten.
    Ein letztes Mal gestattete ich mir einen sehnsuchtsvollen Blick auf die schöpferische Perfektion des Absoluten. Dann wandte ich mich ab. Meine Augen begegneten Darian, der mir nachfühlend zulächelte.

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