Blut Licht
aussieht“, erwähnte Jason wie nebenbei und erhielt von Alistair ein saloppes Abwinken. „Wer braucht denn schon eine Scheibe oder einen Auspuff?“
„Rein vom Geräuschpegel her, wäre ein Auspuff durchweg nicht zu verachten“, gab Jason erneut zu bedenken.
Unterdessen wickelte Alistair das Seil von der Winde ab und drückte Rahid das Ende mit dem Haken in eine Hand. „Die Ehre, deinen stinkenden Kompagnon rauszufischen, liegt ganz bei dir.“
„Moment noch bitte“, meldete Kahina sich aus der Dunkelheit. Dann sah ich sie mit einem Gegenstand im Arm auf den Brunnen zueilen. Sie stoppte, beförderte den Inhalt über den Rand und wartete gespannt. Das erschreckt empörte Fauchen erklang mit dem nassen Klatschen zugleich. Kahina vollführte eine bühnenreife Verbeugung. „Gern geschehen. Und nun dürft ihr ihn an die frische Luft befördern.“
„Die vermutlich nicht mehr allzu lange frisch sein wird“, ergänzte Rahid trockener als Letavian inzwischen war und ließ den Haken am Seil in die Tiefe sinken.
. Das zunächst verhaltene Mosern wurde mit jedem Meter, den die
Winde das Seil wieder aufrollte, lauter und lauter. Die Sprache, der sich dabei bedient wurde, ließ die Worte weit dramatischer und bedrohlicher klingen, als sie in Wahrheit höchstwahrscheinlich waren. Doch wer jemals einen Mann auf Arabisch hat fluchen hören und dabei kein Wort verstand, wird wissen, weshalb ich es erwähne. Es klang höchst furchteinflößend und mir war instinktiv nach Flucht zumute. Allerdings nur, bis Letavian am Rand des Brunnens auftauchte. Dieser begossene Pudel hatte rein optisch nichts Gefährliches mehr an sich und animierte mein Zwerchfell höchstens zum Lachen. Aber trotz seiner zerschlissenen Bekleidung, dem verfilzten, klatschnassem Haar und einem verlausten Vollbart, machte der Blick seiner Augen mehr als deutlich, dass jederzeit mit ihm zu rechnen war. Vermutlich hatte Edmont Dantes - besser bekannt als der Graf von Monte Christo - nach seiner Flucht aus dem Gefängnis Chateau d’If nicht wesentlich vorteilhafter ausgesehen.
Letavian kam nicht dazu, das Versprechen in seinen Augen in die Tat umzusetzen. Kaum, dass er halb über dem Brunnenrand hinausragte, hatte Rahid ihm am zerfledderten Kragen des einst prächtigen Mantels ergriffen und binnen Sekunden mit dem Seil zu einem Paket verschnürt. Gleichzeitig hinderte ein dickes Taschentuchknäuel den Gebeutelten am weiteren Fluchen. Er tat mir fast schon leid.
„Muss er nicht, Mädchen.“ Rahids Augen hatten mich erfasst und ließen mich wissen, dass er sehr genau meine Gedanken empfangen hatte. Zu meiner Überraschung lächelte er mir verschwörerisch zu und ich hörte zeitgleich sehr leise seine Stimme durch meine Gedanken schwingen. Du würdest anders denken, wenn du wüsstest, was er mit dir vorhätte, würdest du ihm in die Fänge geraten. Dein Tod wäre dir dabei wie eine Erlösung vorgekommen.
Herzlichen Dank für den Hinweis. So genau hatte ich es nicht wissen wollen. Einen Vorteil aber hatte es. Mein Mitleid war wie weggewischt.
Derweil schulterte Rahid das zappelnde Gepäck und wies auf den Jeep. „Wäre es für euch in Ordnung, wenn ich mir den Wagen ausleihe? Ich nehme doch an, ihr wollt unentdeckt Weiterreisen, während mir der Lärm nichts anhaben wird, den dieses Ding verursacht.“
Die Frage, ob er einen gültigen Führerschein besaß, war anhand seines Alters wohl überflüssig. Wieso kamen mir angesichts gewisser Situationen, ständig solche Gedanken in den Kopf? Sollte er den Wagen doch nehmen. Der machte einen Radau, dass wir garantiert bis Teheran hin zu hören waren.
Darian stimmte seine Überlegungen auf optischem Weg mit Alistair und Jason ab. Nachdem diese bestätigt hatten, nickte er Rahid zu, der seine Last kurzum auf die Rückbank warf.
Als hätte niemals etwas zwischen ihnen gestanden, klopften er und Darian einander freundschaftlich auf die Schulter. Selbst Alistair und Jason erhielten einen Handschlag. Kahina hingegen lehnte ab, trat ihm gegenüber aber weniger feindlich auf.
Dann stand er vor mir, blickte auf mich herunter und legte mir eine Hand an die Wange. Sein Blick glitt zu Darian und er flüsterte:, Achte auf ihn. Er steht im Begriff, eine riesige Dummheit zu begehen.“ Bevor ich nachhaken konnte, sprang er in den Wagen, startete den Motor und knatterte davon. Wehmütig sah Kahina, dem in der Ferne verschwindenden Jeep nach, zuckte dann mit den Schultern und murmelte: „Wolltet ihr nicht vorher noch
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