Blut Licht
zum Trotz, ein Longsleeve über und schlang mir ein Tuch um den Kopf.
Schon bald hatte ich das Gefühl, wie ein, in Bratenfolie gewickelter Truthahn im eigenen Saft zu schmoren. Der Schweiß lief mir in Strömen am Körper herunter, die Senken meines Hinterteils hinunter und sammelte sich direkt an Körperstellen, die der salzigen Nässe nicht sonderlich gewogen waren. Meine Hose klebte an der Haut und ich wurde den Verdacht nicht los, mehr im Sattel zu schwimmen, statt darauf zu sitzen. Ferner begann es überall zu jucken und ich wusste nicht, wo ich mich zuerst kratzen sollte. Dass der BH zu scheuern und kneifen anfing, war dabei zu einer zu vernachlässigenden Nebensache geworden.
Da ich weder eine Uhr besaß noch den aktuellen Zeitpunkt am Stand der Sonne erkennen konnte, vermochte ich nur anhand des permanenten Ansteigens meines internen Hitzepegels die ungefähre Stunde zu schätzen. Von daher fiel ich beinahe halb ohnmächtig vom Höckertier, als Darian endlich ein Einsehen zeigte und die ersehnte Pause ankündigte.
Wir fanden einige Zeit später eine verlassene, ziemlich zerfallene Ruine, die geradezu ideal erschien, zwischen ihren Mauerresten und dem darin wild wuchernden Gestrüpp, ins Koma zu fallen. Genau das tat ich auch, kurz nachdem ich vom Kamel gekraxelt war. Ich fand neben einer noch halbwegs intakten Wand ein schattiges Plätzchen, streckte mich auf dem harten Boden aus und war vor Erschöpfung umgehend eingeschlafen.
Um mich herum spürte ich nichts anderes als tiefe, entspannende Ruhe. Tief atmete ich ein, schlug die Augen auf und fand über mir einen wolkenlosen Himmel in pastellfarbenem Babyblau. Ich lag auf dem Rücken im grünen, saftigen und kräftigen Gras, spürte dessen Weichheit unter meinem Körper und ließ meine Hände darüber gleiten. Es war leicht feucht. Ein laues Lüftchen kam auf und streichelte kühlend meine Haut und aus einem nahe gelegenen See drang zartes Plätschern an mein Ohr.
Da erklangen andere, weniger einlullende Laute. Ein Blöken. Nein, es war ein mehrfaches Blöken, das unterschiedliche Klangfarben enthielt. Neugierig drehte ich mich auf die Seite und musste leise lachen. Wenige Meter von mir entfernt, tänzelten ein paar liebreizend weiche, wollige Schäfchen, mit einer ungeahnten Leichtigkeit über das satte Gras. Ich hatte nie zuvor tänzelnde Schafe gesehen. Grasende, langweilig herumstehende Schafe, ja. Aber niemals tänzelnde. Es wirkte beinahe, als würden sie hüpfen. Merkwürdig.
Ich richtete mich auf und betrachtete die Szenerie genauer. Mit einem Mal kam mir das Ganze leicht surreal vor, wie in einem Traum. Vorher noch in der Wüste, jetzt auf einer Wiese. Wenn das mal nicht mehr als suspekt erscheinen musste. Die Vermutung, es sei ein Traum erhärtete sich, als nun drei niedlich kleine schwarze Lämmchen über die Wiese trippelten, sich zu den ausgewachsenen Schafen gesellten und sie gemeinsam begannen, über das Gras zu tollen.
Wenn das hier wirklich ein Traum war, fragte ich mich, was mir dieser sagen wollte. Mein Unterbewusstsein hatte doch wohl nicht vor, mich Schäfchen zählen zu lassen? Für gewöhnlich schlief ich, wenn ich einen Traum hatte. Wenn es aber kein Traum war, würde es mich doch brennend interessieren, warum ich an einen Ort gelangt war, an dem das Gras viel zu leuchtend und satt war und wo Schafe über Wiesen hüpften? Jeder halbwegs normale Vampir hätte die Tiere längst verwurstet, und mir einen der geflügelten Jungs als Viehhirten vorzustellen, war mehr als grotesk.
Unvermittelt veränderte sich die Idylle. Das Blöken der Lämmer klang plötzlich gedämpfter und ihr Fell fiel einfach von ihren Leibern. Der Himmel wurde dunkler, färbte sich dunkelblau und schwarze Wolken zogen von Norden heran. Mein Blick musste Bände sprechen, denn auf einmal hüpften knusprig gebratene, blökende Spieße vor meiner Nase herum. Dazu frischte der Wind auf und trug mir einen Duft zu, der mich angeregt schnuppern ließ. Ein leises Knistern mischte sich in die verebbenden Tierstimmen und eine Stimme rief meinen Namen. Damit hatte es sich wohl von selbst geklärt, was mir dieser Traum sagen wollte. Hunger.
Der Duft von gebratenem Fleisch wurde regelrecht aufdringlich und verpasste mir zudem ein exorbitantes Magenknurren. Ich seufzte wehmütig. Jetzt ein Steak und ein Glas frisch gezapftes Bier. Ein fürwahr verlockender Gedanke. Wenn das in diesem Traum neben dem Geruch von leckerem Braten zusätzlich möglich wäre ...
Schlagartig war
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