Blut Licht
sich gierig in seinen Leib, breiteten sich aus und hatten ihn in Sekundenschnelle vollends erfasst. Wie eine brennende Säule kniete er aufrecht. Dann hatten die Flammen ihr Werk vollendet und ein Ascheregen rieselte auf Jason hinab. In stummer Dankbarkeit signalisierte er mir, dass ihm nichts widerfahren war. Dabei sprang er auf und eilte humpelnd auf mich zu.
Während er mir auf die Beine half, ebbte das Kampfgeschehen allmählich ab.
Kahina streckte den vorletzten Vampir nieder und wischte anschließend ihren Dolch am Ärmel ab. Der letzte Angreifer jedoch fand sein Ende in den Flammen des Lagerfeuers, wohin die starken Kiefer meines bestiengleichen Bruders ihn gezerrt hatten. Sein unmenschliches Kreischen bildete den endgültigen Abschluss.
Wie durch unsichtbare Hände gelöscht, fiel die weiße Feuerwand plötzlich in sich zusammen und flackerte ein wenig nach, bis sie vollkommen erloschen war. Dann senkte sich die Stille wie ein unheilschwangeres Leichentuch über unser Lager und wurde nur vereinzelt durch die knisternden Äste des Lagerfeuers durchbrochen.
Kapitel sechsundfünfzig
, E r ist entkommen. Verdammt!“ Mein Bruder spie wütend in den Sand. „Diese verfluchte Kreatur! Wiedereinmal!“
Erschöpft ließ ich mich auf dem Baumstamm nieder, schöpfte schwer nach Atem und sah über den Schauplatz des Geschehens. Das einst unberührte Ufer glich nun einem Schlachtfeld. Selbst der milde Schein des Vollmonds konnte nicht darüber hinwegtäuschen, welches Grauen hier noch vor wenigen Augenblicken gewütet hatte. Rings um uns herum lagen diverse Aschehaufen. Zeugen von dem, was sie zuvor gewesen waren. Kains Schergen. Vernichtend geschlagen. Erneut. So wie es das Buch vor langer Zeit vorhergesagt hatte.
Doch auch wir waren nicht unversehrt geblieben. Jason humpelte auf das Lagerfeuer zu und ließ sich ächzend daneben nieder. Er hatte mehrere stark blutende Wunden davongetragen. Mein Bruder sah ebenfalls nicht gut aus. Er blutete aus einem tiefen Schnitt quer über der Brust und seine Jeans war auf der rechten Seite vom Oberschenkel bis zur Wade komplett aufgeschlitzt. Ich sah, wie Alistair langsam regenerierte und dank seiner Kräfte die Wunde geschlossen bekam. Ich beneidete ihn um diese Fähigkeit.
Kahinas Gefährten hatten diese Schlacht ebenfalls teuer bezahlt. Wenige Meter vom Feuer entfernt, lagen sie mit zerbrochenen Leibern tot im Sand. Sie selbst wirkte relativ unverletzt und hatte nur eine lange Schmarre im Gesicht. In stiller Trauer hockte sie neben den beiden schwarzen Kriegern und gab sich einem Moment der Trauer hin.
Auch ich hatte einiges abbekommen. Vorsichtig betastete ich meinen Arm. Die Brandverletzung an meinem rechten Oberarm schmerzte höllisch und mein halbes Shirt war versengt. Ohne den Einsatz meines Bruders und meines Mannes hätte mich das Geschoss voll getroffen und vermutlich getötet, ganz so, wie Kain es eigentlich geplant hatte. Obendrein fühlte mein linkes Bein sich an, als wäre es nicht mehr vorhanden.
Ja, Kain und sein treuester Anhänger waren uns entkommen. Zusammen mit einigen ihrer Häscher. Doch im Augenblick war mir das sogar recht. Lange hätten wir dem Angriff nicht mehr standgehalten. Ich mochte mir nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn er-durch welche Magie auch immer - noch mehr dieser grausigen Nebelgeschöpfe herbeigerufen hätte. Nein, es war gut so, auch wenn Darian
ihn offensichtlich nicht hatte vernichten können.
Darian. Ich hob den Kopf und ließ meinen Blick suchend über die Ebene gleiten. Wo war er abgeblieben? Jeder andere von uns war hier. Er aber fehlte.
Beunruhigt stand ich auf und humpelte bis an den Rand des flackernden Feuerscheins. So sehr ich meine Augen auch bemühte, ich konnte nichts von ihm erkennen. Daher streckte ich meine Sinne in die Dunkelheit hinein, tastete sie ab und fand - nichts. Keine Spur von ihm. Meine Sorge wuchs.
„Hat jemand von euch Darian gesehen?“
Alistair hielt im Versorgen von Jasons Wunde inne und sah mich fragend an. „War er nicht eben noch bei dir?“
„Während des Angriffs, ja“, erwiderte ich beunruhigt. „Dann ging er mit dem Schwert auf Kain los.“
Jason schob Alistairs Hände beiseite und stand auf. Dabei blickte er hinaus in die Dunkelheit und anschließend zu mir. Aufrechte Besorgnis trat auf seine Züge. „Kannst du ihn nicht erfühlen?“
Ich schloss die Augen und probierte es abermals. Nichts. Ich spürte nur gähnende Leere. Eine bedenkliche Leere. Hier stimmte etwas
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