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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Irgendwelche Schemen zeichneten sich im Schein des Mondes auf der Ebene ab. Doch konnten wir kaum ausmachen, wer genau was war. Sie prallen aufeinander und trennten sich erneut. Mal waren es drei, dann vier, dann wieder nur ein einziges Knäuel. Das Gebell verwandelte sich alsbald in ein schrilles Gewinsel. Todesangst und Schmerzen klangen heraus. Zwischenzeitlich ertönte ein dumpfes Grollen, wie aus tiefster Kehle, das in ein zorniges Heulen überging. Dann wieder das Geräusch von zermalmenden Kiefern, verbunden mit verängstigtem Winseln.
    „Was geschieht da?“, ängstigte sich Kahina und umklammerte panisch Darians Arm. Er machte sich von ihr frei und zog sie tröstend an sich. „Mir scheint, wir haben uns unnötig Sorgen gemacht, Mädchen. Jeder Hund würde sich sofort einem weiterentwickelten Wolf, insbesondere einem Lykantrophen unterordnen. Es sei denn, er sucht den Tod.“
    „Scheinbar haben sie mit Alistair nicht gerechnet.“
    Darian nickte Jason zu. „Es sieht ganz danach aus. Thalion hatte keine Ahnung davon, welches Biest in Alistair schlummert. Ansonsten wären sie darauf vorbereitet gewesen.“
    „Was bedeutet, dass sie Rahid nicht enttarnt haben“, schlussfolgerte Jason nachdenklich. „Das ist gut.“
    Ich schwieg. Meine Gedanken weilten bei meinem Bruder und ich versuchte die Angst zu verdrängen, die ich trotz Darians Beteuerungen in mir spürte.
    Die neue Bedrohung fühlte ich eher, als dass ich sie sah. Beinahe magisch zog der Fluss meine Aufmerksamkeit auf sich. Zögernd drehte ich mich um. Meine Augen weiteten sich mit Schrecken, denn das, was dort an das Ufer waberte, schien direkt dem Schlund der Hölle entstiegen zu sein.
    „Oh-mein-Gott!“
    Sämtliche Augenpaare wandten sich meiner Blickrichtung zu. Ich hörte Kahina aufkeuchen und selbst Jason schnappte bestürzt nach Luft.
    Verzerrte Nebelschleier, formlos und doch irgendwie geformt. Ein grausiger Anblick. Ineinander verschlungen wie die langsam vorantastenden Arme einer Schlingpflanze, kroch ein Gespinst aus nebulös wabernden Tentakeln aus dem Wasser an das Ufer. Es schob sich voran, genährt durch den unbegrenzten Nachschub des Flusses, dessen Wasser den Nebel speiste. Doch was war es?
    Darian schien die Antwort darauf zu kennen. Blanke Abscheu stand in seinen Augen, während er erklärte: „Bleibt fern von ihnen. Streif euch eine dieser Tentakel, hinterlässt es ein lähmendes Gefühl, das nur kurz anhält. Doch wenn sie euch richtig ergreifen, entziehen sie euch den Lebenswillen und ihr werdet zu einer leichten Beute.“ Indes trat er wenige Schritte ins Dunkel hinein und drückte die Spitze seines Katanas in das weiche Erdreich. Bevor ich fragen konnte, was er beabsichtigte, zog er bereits eine tiefe Schneise in der Form eines großen Halbkreises um uns herum, dessen Öffnung zur Ebene wies. Eine wahre Salve von gleißend weißen Feuerbällen flog auf die gezogene Rinne zu, füllte sie an und lief ineinander. Wenige Sekunden später trennte uns eine hohe Wand aus weißglühenden Flammen von den todbringenden Zugriffen der wabernden Tentakel aus dem Fluss. „Das Feuer wird sie zurückhalten. Bleibt dennoch sehr wachsam.“
    „Das solltest auch du sein.“
    Darian entwich ein kehliges Knurren. Dann drehte er sich sehr langsam zu der Stimme um. „Khalid. So sieht man sich wieder.“
    „Es ist verdammt lange her.“ Der Sprecher trat aus der Dunkelheit heraus in das Licht. Das flackernde Feuer warf seinen Schein auf den langen Vampir im wadenlangen, blutroten Gewand, dessen bequeme Weite seine hagere Gestalt nicht ganz verbergen konnte. Dunkle, fast schwarze Augen funkelten uns aus einem bleichen, hochwangigen Gesicht feindlich gestimmt entgegen. Sein schwarzes, kurzes und fast am Schädel klebendes Haar unterstrich die Diabolik seiner Erscheinung. Die vor seiner Brust leutselig gefalteten Hände mit ihren spinnenartig dürren Fingern erinnerten mich schwach an vergangene Hungersnöte.
    In einer anderen Situation, bei Tageslicht und in einer belebten Einkaufsgasse hätte ich den dürren Kerl vermutlich ausgelacht. Hier jedoch strahlte er eine bösartige Macht aus, die ob der Brisanz dieser Begegnung keineswegs zu unterschätzen war. Die Reaktion meines Mannes auf diesen Widersacher unterstrich das zusätzlich.
    „Augenscheinlich nicht lange genug“, konterte Darian im Plauderton. „Ich hatte gehofft, du wärst in der Hitze deiner geliebten Heimat längst vertrocknet.“
    „So wie unser gemeinsamer Freund, meinst

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