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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Darian sehnlich darauf wartet.“
    „Ach.“ Mein Blick schnellte zu ihm und zurück auf die Straße. „Ganz ruhig, kleine Schwester. Ich bin sicher, er wird dich aufklären, sobald alle beisammen sind. Falls du jetzt nichts dagegen hast, schließe ich für ein paar Minuten die Augen. Da saß so ’n quengelnder Hosenfratz vor mir, ich könnt’ nicht pennen.“
    Alistair rutschte auf dem Sitz herum, bis er die richtige Position gefunden zu haben schien. Dann verschränkte er über dem Seesack die Arme, lehnte den Kopf zurück und war binnen Sekunden eingeschlafen. Eine Weile fuhr ich schweigend die M25 entlang, dann schaltete ich das Radio ein und übertönte sein monotones Schnarchen mit den Rhythmen der derzeit gängigen Popmusik.
    3äs Tor zur Auffahrt entpuppte sich zunächst als ein unerwartetes Hindernis, da ich aus unerfindlichen Gründen die Fernbedienung für den Mechanismus zum Öffnen des Tors nicht fand. Ebenfalls konnte ich meine Jacke nicht erreichen, weil Alistairs Seesack diese im Fußraum gefangen hielt und ich sie trotz Einsatz meiner Ellenbogen dort nicht herausbekam. Zudem geruhte mein Bruder mit geräuschvoller Untermalung dem Schlaf des Gerechten zu frönen und ließ sich selbst durch energisches Ruckein an der Schulter nicht zum Aufwachen bewegen. Also blieb mir nichts weiter übrig, als aus dem Wagen zu steigen, um wie ein Bote die Gegensprechanlage zu benutzen.
    Ich hatte den Klingelknopf beinahe berührt, als wie durch ein Wunder ein metallisches Knirschen erklang und sich die beiden Türen des schmiedeeisernen Tores in Bewegung setzten. Irgendwie erwartete ich gleich Jasons oder Darians Stimme zu vernehmen, doch hörte ich stattdessen die Geräusche eines näher kommenden Wagens.
    Ich stieg zurück in den Austin, legte den Gang ein und wartete. Ein schwarzes Taxi erschien in der Auffahrt, passierte mich, und während ich selbst durch das Tor fuhr, beobachtete ich im Rückspiegel, wie es Richtung London abbog. Die Falten meiner nachdenklich gerunzelten Stirn glätteten sich erst auf dem Schotterweg mit direkter Sicht auf das Haus. Dort sah ich Jason in Begleitung eines dunkelhäutigen Mannes in einer hellblauen Tunika, weiten Hosen und einem breiten Gürtel, der mehrere Gepäckstücke die Treppen hinauf trug. Während ich näher kam, entdeckte ich Darian in inniger Umarmung mit einer jungen Frau im Türrahmen. Umgehend gruben sich erneut tiefe Furchen in meine Stirn. Sekunden später erkannte ich Kahina, und auf wundersame Weise verschwand dieses merkwürdig drückende Gefühl in meiner Magengegend zusammen mit der Wellpappe auf der Stirn.
    Mit einer energischen Völlbremsung und einer staubaufwirbelnden Drehung seiner Hintersachse brachte ich den Austin direkt vor den Stufen zum Stehen. Während ich schwungvoll aus dem Wagen stieg, hustete es mehrfach und das verschlafen wirkende Gesicht meines Bruders tauchte aus der Staubwolke auf.
    Für einen winzigen Moment glaubte ich Darians Mimik vereisen zu sehen, als er seinen Wagen erblickte. Dann erfasste mich sein Blick und das Eis wich kühlem Erstaunen, dem sich schließlich ein schmales, wenig freundlich wirkendes Lächeln anschloss. „Wie war die Fahrt, Faye?“
    „Visionsfrei.“ Geschäftig umrundete ich den Wagen, um erst den Seesack, danach meinen Bruder und zuletzt - zu meiner maßlosen Freude - meine zerknitterte Jacke mit dem Handy in Empfang zu nehmen. Obendrein tauchte nun die gesuchte Fernbedienung für das Tor wieder auf. Eingequetscht zwischen Sitzfläche und Lehne des lederbezogenen Beifahrersitzes. Mit bezeichnendem Blick zog ich sie hervor und präsentierte sie meinem Bruder.
    „Ach, das war das Ding, das so gedrückt hat.“ Ein verschmitztes Grinsen huschte über sein Gesicht, dann schulterte er sein Gepäck und eilte die Stufen hinauf.
    Dieses typisch männliche Begrüßungsritual zwischen ihm und Darian erfolgte, das mich jedes Mal aufs Neue beiläufig an unsere Primatenverwandtschaft erinnerte. Klatschende Schläge auf Schultern und Rücken, sowie einem herzhaften Bodycheck mit anschließend kraftvoller Umarmung, die jeden dazwischen Stehenden erdrückt hätte.
    „Kräftige Schläge in Höhe des Brustbereichs, gepaart mit den unverkennbaren Lauten territorialer Dominanz wären jetzt der akustische Höhepunkt, Jungs“, raunte ich ihnen im Vorbeieilen zu und umarmte sogleich eine verblüfft wirkende Kahina. „Willkommen in unserer bescheidenen Behausung. Ich hoffe, dein Flug verlief angenehm. Wie geht es

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