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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Shekinah?“
    „Alles gut“, erwiderte sie und schob mich ein wenig auf Distanz. Ihr Blick fiel auf mein Armband und sie lächelte. „Du trägst es.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Shekinah schickt nach dir.“
    Mein Lächeln gefror. „Warum? Was ist passiert?“
    „Sie wird es dir sagen. Ich werde dich zu ihr bringen. Bald.“ Damit wandte sie sich an Darian und sie wechselten mehrere Worte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Doch ließ deren Tonfall erahnen, dass es sich hierbei weder um ein freundschaftliches Geplänkel noch um den Austausch von Plattitüden handelte.
    Nur kurz blickte Darian während des Gespräches auf und erfasste zunächst Alistair. „Jason wird dir deine Räumlichkeit zeigen. Komm doch bitte anschließend ins Büro.“ Dann sah er mich an. „Möchtest du dich erst frisch machen oder uns gleich begleiten?“
    Solange sie sich einer Sprache bedienten, die in meinen Ohren wie das melodisch erregte Gemurmel zweier Händler auf einem orientalischen Basar klang, erschien mir sein Vorschlag leichtsinnfrei. Folglich wies ich zur Treppe. „Ich bringe die Sachen rauf und komme dann nach. Wo sind Lilianna, Dad und Ernestine?“
    Er schloss konzentriert die Augen und ich spürte augenblicklich, wie er tentakelgleich und in Windeseile seine Sinne ausbreitete. Dann sah er mich wieder an und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Sie spielt mit ihren Großeltern im hinteren Teil des Gartens Verstecken.“
    „Ich freue mich darauf, sie zu sehen“, warf mein Bruder ein. „Ich wette, dass sie kaum noch so aussieht wie auf den Fotos, die ihr mir geschickt habt. Kinder wachsen so irrsinnig schnell.“
    „Insbesondere dieses“, bestätigte ich nickend.
    Unterdessen führte Darian unseren Gast durch das Foyer und den Gang entlang zum Büro, während mein Bruder Jason und Kahinas doch erstaunlich jungen Burschen die Stufen hinauf in das obere Stockwerk nacheilte. Älter als zwanzig war der sicher nicht. Glatte Haut, schwarzes, gelocktes Haar und große, braune Augen, die sich heimlich interessiert umsahen. Dann waren sie im linken Gang verschwunden.
    Für einen Augenblick stand ich allein in der Eingangshalle und lauschte den nachhallenden Schritten der Entschwundenen. Dann straffte ich die Schultern und steuerte ebenfalls die Stufen an, als mich ein kühler Luftzug erschauern ließ. Fragend sah ich mich um und bemerkte die offenstehende Haustür. Seit wann stand sie offen? Und woher stammte das viele Laub, das mit einem Mal die Stufen hinauf in das Foyer geweht wurde? Auch wurde es plötzlich empfindlich kalt. Schaudernd eilte ich zur Tür und versuchte sie zu schließen. Sie klemmte leicht, scharrte über den Boden und verursachte ein schleifendes Geräusch, als sei sie durch feuchte Witterung und jahrelanger Ungenutztheit verzogen. Zudem wirbelte Staub auf und kitzelte in meiner Nase, sodass ich niesen musste.
    Ich hielt inne und spürte mein Herz bis hoch zum Hals klopfen. Was geschah hier gerade? Mein Blick fiel durch den Türspalt auf einen verlassenen Parkplatz. Dort, wo eben noch der Wagen gestanden hatte, befand sich außer feucht glänzendem Laub und nassem Kies nur gähnende Leere. Die Stufen der Treppe waren ebenfalls von Laub be-deckt und wirkten verwittert. Selbst um meine Füße herum hatte sich Blattwerk verteilt und eine deutliche Spur im staubigen Grund des Foyers zeigte meinen genommenen Weg zur Tür an. Verschreckt kämpfte ich gegen das plötzlich aufkeimende Gefühl von Einsamkeit und hoffte, einem Trugschluss zu erliegen.
    „Hallo?“ Irgendwie klang meine Stimme selbst für mich zu piepsig, verängstigt und ungewohnt. Ich wagte keine Bewegung und lauschte. Kein Laut war zu vernehmen. Kein Geräusch aus dem oberen Stockwerk. Keine Schritte, keine Wortfetzen. Totenstille. Einzig unterbrochen vom Rauschen meines Blutes in meinen Ohren und dem dröhnenden Pochen meines aufgebrachten Herzens.
    Zögernd nahm ich meine Hand von der kalt feuchten Klinke der Tür, trat zurück in die Mitte des Foyers und sah mich genauer um. Erneut wirbelte Staub auf. Ich unterdrückte ein weiteres Niesen, rubbelte nur meine Nase und suchte die Umgebung ab. Mein Blick fiel auf die Standuhr, oder vielmehr auf das große, staubig graue Laken, das sie bedeckte. Dann bemerkte ich den ebenfalls mit einem Tuch abgedeckten Tisch an der Wand gegenüber. Ich eilte hinüber und zog es hinunter. Sogleich musste ich husten und wedelte den grauen Schleier vor meinen Blicken fort.
    Ich kniff mich selbst

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