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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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anstarrende, dunkle Fensterfront.
    Hinter mir erklangen hektische Schritte, hielten dann ebenfalls inne. »Miss McNamara, was in aller Welt -«
    Eine herrische Geste brachte Jason zum Schweigen. Meinen Bruder, der kurz nach ihm eintraf, berührte dies allerdings wenig, denn er trompetete erbost: »Sag mal, spinnst du? Und was willst du überhaupt vor Lucindas Haus, Faye?«
    »Damit wäre das Überraschungsmoment wohl gnadenlos zunichtegemacht«, resümierte ich mit einem giftigen Blick Richtung Alistair.
    Abermals ignorierte er meinen Einwand, sah sich stattdessen intensiv um, trat weiter auf das Gebäude zu und sog geräuschvoll die Luft ein. »Es riecht nach frischem Blut. Und nach Tod.«
    »Ach, was du nicht sagst«, spottete ich. »Dann sind wir uns ja wenigstens in diesem Punkt einig.«
    »Die Haustür scheint offen zu stehen«, schaltete Jason sich leise ein und lenkte so meine Aufmerksamkeit zurück auf das Gebäude.
    Mein Bruder hatte sich inzwischen der Vordertreppe genähert, seinen Fuß auf die erste Stufe gesetzt und sah sich nun fragend zu uns um. »Kommt ihr?«
    Stöhnend eilte ich zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es wäre schön, wenn du das nächste Mal abwarten würdest. Bleibt hier, ich gehe allein.«
    Ich schob mich an ihm vorbei und lauschte gebannt, während ich mich langsam den letzten Stufen vor der nur leicht angelehnten Tür näherte.
    »Du gehst vielleicht allein die Treppe rauf, Schwester, mehr aber auch nicht«, grollte mein Bruder kehlig zurück. »Wenn du glaubst, dass ich dich allein in diese Bude spazieren lasse, hast du dich geschnitten. Mir wäre es ohnehin lieber, du bliebest draußen und lässt mich diese Arbeit erledigen.«
    »Darian ist vermutlich da drin. Und wer weiß, was noch alles«, fuhr ich ihn an und stockte, als er laut zu lachen begann. »Jeder andere wäre bei dem Krach, den wir hier veranstalten, längst über alle Berge, Faye.«
    »Auch wieder wahr, Bruderherz.« Damit stapfte ich die Stufen hoch, trat die Tür auf und marschierte in den langen, dunklen Flur hinein. Zielstrebig trugen mich meine Beine auf die linke Tür zu. Hier wurde der Geruch von Blut und allerlei anderen Dingen intensiver. Nachdem ich die Tür zur Küche aufgestoßen hatte, wurde er beinahe unerträglich. Mir entwich ein angeekelter Laut.
    »Heilige Scheiße!«, kommentierte Alistair keine Sekunde später das Bild, das sich nun auch seinen Augen darbot.
    Während ich nur mit Mühe aufrecht im Türrahmen stehen blieb und mit dem Inhalt meines Magens kämpfte, betrat Alistair vorsichtig den Raum. Es knirschte leise unter seinen Füßen. Ohne langes Suchen fand er den Lichtschalter und knipste ihn mit dem Ellenbogen an. Kurz darauf tauchte die Deckenlampe die schauderhafte Szenerie in erbarmungslose Helligkeit.
    Alles stimmte mit meiner letzten Vision überein. Das Chaos auf dem Küchenboden, die Möbel, der schräg stehende Kühlschrank. Dazu das blonde Büschel Haare, das sich ausgerissen direkt neben einem Kopf befand.
    Sie lag auf dem Bauch, Arme und Beine merkwürdig verdreht. Die Oberbekleidung bestand nur noch aus Fetzen und ließ den Blick auf die tiefen Schnitte frei, die sich quer über ihren Rücken zogen. Ihre Beine waren entblößt, sie trug keinen Slip. Der gesamte Körper war blutüberströmt. Eine weitere Blutlache hatte sich neben ihrem Kopf gebildet. Die Schleifspuren von der Pfütze in der Mitte der Küche führten bis zu ihr. Sie war gekrochen oder gezogen worden. In Anbetracht des ausgerissenen Haarbüschels schien die zweite Variante wahrscheinlicher. Wer zum Teufel tat so etwas?
    »Sie hat sich tapfer gewehrt«, vernahm ich Jason neben mir. »Leider hat es ihr wenig genützt.«
    »Und sie hat ihm freiwillig die Tür geöffnet. Er hat sie zusammengeschlagen. Sie hat noch versucht, ihm zu entkommen, was unmöglich war. Hier am Tisch hat er sie erwischt, sie bis hierher gezerrt und sie dann anscheinend gegen den Kühlschrank geschleudert. Es sieht zudem nach einer Vergewaltigung aus. Ich wette, es ist keine, auch wenn Sex im Spiel war. Es riecht förmlich danach. Wir drehen sie besser nicht um, ihre Vorderseite sieht bestimmt nicht angenehmer aus«, erklärte Alistair nahezu emotionslos und sah mich dabei fest an. »Das war kein Mensch, Faye. Auch, wenn es danach aussehen soll.«
    Ich nickte schwach, während ich weiterhin die Tote betrachtete und mit meinem Magen haderte. Dann sah ich auf und Alistair an. Wir alle hatten Lucinda Pester mit ihrer unhöflichen

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