Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
Er hatte sie mitgenommen. Aber warum? Er hatte doch gesagt, ich solle mir darüber klar werden, was ich wollte. Und – verdammt noch mal – es war mir klar, was ich wollte. Nämlich diesen Mann!
    Wie von allein wanderte meine Hand zum Handy und drückte die Kurzwahltaste seiner Nummer. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als es in seiner Reisetasche zu klingeln begann. Am liebsten hätte ich vor Wut und Verzweiflung das Handy an die Wand geworfen und laut geschrien. Doch was würde mir das bringen, außer Halsschmerzen, Heiserkeit und einem zerstörten Telefon? Nichts – im ungünstigsten Fall den Groll der Bewohner, die ich durch den Krach aus ihren Betten warf.
    Also gut, ich musste mich beruhigen. Durchatmen. Abkühlen. Raus aus den Emotionen und hinein in die kühle Nüchternheit logischen Denkens. Und zwar sofort!
    Wie von der Feder geschnellt sprang ich hoch, schlug die Stoffbahn beiseite und eilte aus dem Raum. Ohne Lampe war es dunkel, doch nicht dunkel genug, um nicht die bläulichen Umrisse aller Gegenstände zu sehen. Hatte Darian die Kiste vielleicht hier irgendwo versteckt und getarnt?
    Ich entdeckte alles Mögliche. Sogar das Katana fand ich in der hinteren Ecke des Raumes an die Wand gelehnt. Lediglich von der Kiste war keine Spur zu finden. Nein, ich würde nicht schreien. Noch nicht einmal in Gedanken. Verdammt!
    »Aua«, tönte es da lahm hinter mir, und ich fuhr erschrocken herum. Steven stand lässig an der Tür, sah mich strafend an und klopfte sich dabei übertrieben deutlich gegen die Ohren.
    »Eine falsche Bemerkung, Steven ...«
    Müde lächelnd stieß er sich vom Türrahmen ab und betrat den Raum. »Schon klar, Eure Gereiztheit. Dein Bruder schickt mich übrigens. Er meinte, du hättest etwas verloren.«
    »Nicht etwas, sondern jemanden. Darian ist weg.«
    »Na und?«
    Ich seufzte. »Er hat sein Handy nicht dabei und obendrein meine Federn versteckt. Und wir haben uns gestritten.«
    »Ah, ich verstehe. Und was soll ich jetzt tun? Ihn finden, obwohl er nicht gefunden werden will? Auch wenn ich dich sehr schätze, Faye, werde ich meinen kleinen Hintern nicht auf dieses große Pulverfass setzen.«
    »Feigling.«
    »Ich hänge nun einmal an meinem Unleben«, lachte er leise, kam auf mich zu und umarmte mich. »Mach dir mal nicht zu viele Gedanken. Er kommt schon wieder.«
    Dessen war ich mir ebenfalls sicher, doch nicht, was seinen Gemütszustand betraf, falls er seine Zähne zu tief in jemanden schlug. Oder mein Gemütszustand, wenn wir aufeinandertrafen. Dem wollte ich vorgreifen, wenn irgend möglich. Außerdem war ich kein Mensch, der dringende Angelegenheiten lange vor sich herschob oder abwartend die Hände in den Schoß legte. Das war überhaupt nicht meine Art, und es würde mich nur verrückt machen. Ungeduld war meine größte Schwäche, und ich war keineswegs gewillt, sie heute ablegen zu müssen. Nicht, wenn ich es verhindern konnte.
    »Ich werde Ihnen bei der Suche nach dem Verschwundenen helfen, Miss McNamara.«
    Steven und ich blickten gleichzeitig auf und sahen Jason in den Raum treten. Er hielt eine Stablampe in der Hand, deren Lichtkegel uns einhüllte und gleichzeitig blendete. Als ich zum Schutze meiner Augen die Hand hob, senkte er die Lampe.
    Wusste inzwischen das ganze Haus über dieses Drama Bescheid?
    »Ihr Vater, Ernestine und Miss Kimberly schlafen, falls es Sie interessieren sollte«, teilte Jason zuvorkommend mit. »Ihr Bruder war so freundlich, mich heraufzubitten. Für den Fall, dass Mr. Montgomery es ablehnen würde, zu helfen.«
    »Sehr fürsorglich, Jason. Wirklich«, brummte Steven.
    Der Genannte lächelte lediglich ein wenig, trat dann zu mir und sah mich fest an. »Alistair bittet uns, in der Küche auf ihn zu warten, Miss McNamara. Er frequentiert gegenwärtig die Dusche. Sie möchten bitte eine warme Jacke mitnehmen, denn es ist draußen inzwischen empfindlich kalt geworden.«
    »Die wird sie nicht brauchen, Jason. Darian ist nicht weit weg«, brummte Steven und blickte uns danach empört an. »Ja, was denn? Glaubt ihr etwa, ich stehe dumm herum und lasse euch wie die Blinden in der Gegend herumstolpern?«
    Trotz meiner inneren Anspannung zuckte es um meine Mundwinkel. »Pulverfass, Steven?«
    »Na ja, nenn es passive Hilfe. Aber ich latsche nicht mit euch zusammen los und führe euch hin, klar?«
    »Glasklar.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und sah dann demonstrativ nach oben. Steven schüttelte verhalten den Kopf. »Nein, weiter unten und

Weitere Kostenlose Bücher