Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
einer Familientragödie auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Der Friedensrichter weiß also Bescheid.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Weil du erst wenige Stunden zuvor ruhig geworden bist. Außerdem war ich selbst hundemüde. Was glaubst du, wie anstrengend es ist, über Stunden eine wütende Furie festzuhalten?« Seine Stimme klang vorwurfsvoll, seine Augen jedoch blitzten humorvoll. Ganz so schlimm konnte es demnach nicht gewesen sein. »Ah, und noch etwas, Faye: Lass den Jungen schlafen. Er war laut Jasons Aussage ziemlich fertig, als er hier ankam.«
    Frustriert blieb ich hocken. Ich musste also bis zum Abend warten, ehe ich Steven selbst interviewen konnte. Ich überlegte, ob ich Hunger hatte, stellte aber fest, dass dem nicht so war. Eins jedoch war zu tun. Ich erhob mich abermals und begegnete dem fragenden Blick meines Bruders mit Gelassenheit. »Falls du Angst hast, dass ich umfalle, kannst du mich ja zur Toilette begleiten. Aber was muss, das muss.«
    »Kein Thema. Ich warte sogar vor der Tür auf dich. Dann legst du dich aber wieder hin.«
    Mein schräger Seitenblick sprach Bände.
    Alistair lachte. »Ich pack mich neben dich und passe auf, wenn du nicht hörst.«
    »Ja, ja, Mutti.«

- Kapitel Zweiundzwanzig -
    I n sich geschlossene Sanitärabteilungen können zu einer Quelle wahrer Inspiration werden. Wer kennt das nicht? Da hockt man abwartend auf einer Designerporzellanschüssel, schaut sich gelangweilt um und stellt wie nebenbei fest, dass die Fuge nicht ganz sauber verputzt wurde. Oder eine Fliese im Farbverlauf ein klein wenig von allen anderen abweicht. Und dass dunklere Flecke auf hellerem Untergrund die Notwendigkeit des Sitzens der Herren der Schöpfung während gewisser Verrichtungen unterstreichen. Es können aber in den Gedanken auch essentielle Dinge wie eine Einkaufsliste erscheinen, auf der Toilettenpapier ganz fett unterstrichen an oberster Stelle steht. Zusätzlich sorgte diese Umgebung für die Rückkehr einiger Erinnerungen aus meinem Traum. Wer brauchte da noch Papier? Ich.
    »Alistair. Ich tausche das Angebot mit dem Kaffee gegen eine Rolle Toilettenpapier.«
    »Keins da?«, kam es gedämpft durch die Tür.
    Ich verdrehte die Augen. Warum sollte ich danach fragen, wenn ich welches hätte? Ich hatte nicht vor, Christo ähnlich die Toilette zu verhüllen. »Alistair, bitte.«
    »Okay. Warte, ich bin gleich wieder da.«
    Sehr amüsant, großer Bruder, wohin sollte ich schon verschwinden? In die Kanalisation? Mit grimmiger Miene flötete ich Richtung Tür: »Sicher doch.«
    Die rettenden Rolle kullerte wenige Minuten später durch den Türspalt auf mich zu.
    »Danke«, murmelte ich kurz darauf und blickte Alistair gewinnend an. »Steht das Angebot mit dem Kaffee trotzdem?«
    »Das hattest du gegen die Rolle eingetauscht«, erinnerte er mich.
    »Du wolltest doch wissen, wen ich in meinem Traum gesehen habe«, konterte ich gewitzt.
    »Mit oder ohne Sahne?«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Mit. Und damit es nicht zu spannend wird, Alistair: Ich habe einen Hund gesehen.«
    Er war bereits auf dem Weg zur Tür gewesen, als er nun innehielt. »Einen Hund?«
    »Ja. Einen riesigen Hund. Wobei das nicht wirklich ein Hund war. Dafür war er irgendwie zu zottelig und seine Füße viel zu massig. Eher wirkte er wie die Mischung aus einem großen Wolf und einem Bären. Wobei das auch nicht ganz zutrifft.« Grübelnd sah ich meinen Bruder an, der meinen Blick irgendwie leicht verunsichert erwiderte. »Wolf? Bär?«
    »Ja. Und ziemlich hässlich.« Ich drehte den Wasserhahn zu und trat in den Flur.
    »Hässlich«, echote Alistair. Er sah müde lächelnd auf mich herunter und fing plötzlich an, theatralisch wild in der Luft herumzufuchteln. »Sicherlich hatte er lange, messerscharfe Klauen an großen, haarlosen Pranken, die nach dir schlugen. Und seine gefletschten Reißer drohten, dich zu zerfleischen, während seine rot glühenden Augen dir den Tod versprachen und seine Kehle ein tiefes, grollendes Knurren aus den Untiefen der Hölle heraufbeschwor.«
    Argwöhnisch schüttelte ich den Kopf. »Nein. Nette Beschreibung, Alistair. Du solltest ein Buch schreiben. Aber nein, so war es ganz und gar nicht.«
    »Nicht?«
    »Sag mal, willst du mich verscheißern?« Ich stemmte meine Hände in die Seiten und musterte ihn erbost. »Das Vieh war hässlich, zumindest im weitesten Sinn. Es hatte auch scharfe Klauen und ziemlich lange Reißer. Aber es war keineswegs angriffslustig. Wieso

Weitere Kostenlose Bücher