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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Phonstärke erreicht haben, dennoch zuckte Michael mit keiner Wimper, falls die in seinem bläulichen Leuchten überhaupt auszumachen gewesen wären.
    »Also gut«, wischte ich weitere Diskussionen vom Tisch. »Darian ist weg. Ich kann ihn nicht finden und mache mir entsprechende Gedanken um ihn und seinen derzeitigen Zustand. Besser?« Ein erneutes leicht angedeutetes Nicken folgte. »Sehr schön. Ich möchte, dass du mir hilfst, ihn zu finden.« Michaels Kopfschütteln war überdeutlich zu spüren. Mein Unverständnis sicherlich auch. »Was?«
    »Nein, Kind«, machte er sich nun wieder akustisch bemerkbar. Und das mit einer Vehemenz, die mich verstehen ließ, warum ihn viele Menschen als Boten Gottes ansahen. Seine Worte dröhnten dermaßen durch mein Innerstes, dass auch der letzte Zweifel an seiner Absicht im Keim erstickte.
    »Wieso nicht?«, platzte ich trotzdem heraus. Sollte mich das schnöde Nein eines Erzengels etwa aufhalten?
    »Die Sorge um deinen Gefährten ist unbegründet, Faye McNamara. Darian weiß um die Gefahren, in die er sich begibt. Er tut es mit vollem Bewusstsein. Du musst lernen, ihm und auch dir, deiner Intuition, zu vertrauen. Niemand kann dir diese Lektion abnehmen. Ferner ist es selbst mir nicht gestattet, einzugreifen, solange er es mit Nachdruck verbietet. Wenn du dich erinnerst, hatten wir schon einmal ein ähnliches Gespräch. Und wie damals, so wünscht er auch diesmal keinerlei Einmischung. Weder von dir noch von uns.«
    »Aber...«
    »Kein Aber, Kind! Jede Handlung hat Konsequenzen, sowohl die erbetenen als auch die unerbetenen. Möchtest du die Konsequenzen eines unerlaubten Eingreifens tragen müssen, indem du etwas erzwingst?«
    Ich zuckte zusammen, blickte ihn gleichwohl trotzig an. »Welche Konsequenzen könnten das sein?«
    Michaels nächste Worte sorgten dafür, dass ich ganz kleinlaut wurde: »Im ungünstigsten Fall wäre es sein oder dein physischer Tod.«
    Ich schluckte trocken und flüsterte: »Kann ich denn gar nichts tun?«
    Kam es mir nur so vor, oder legten sich tatsächlich starke Arme tröstend um mich? »Du hast bereits alles getan, was zu tun ist. Du hast ihm den Rücken gedeckt und ihn somit gestärkt. Das ist mehr, als er erwarten würde. Nun bleibt dir nur zu warten. Und zu vertrauen.«
    Für einen Moment gab ich mich dieser tröstenden Berührung hin. Ich ließ mich umspülen von dem warmen Gefühl absoluter Sicherheit, das seine Anwesenheit allzeit auslöste. Ein Gefühl, das meine innere Anspannung und Angst hinwegschwemmte wie frisches Wasser den Schmutz eines ganzen Tages, vielleicht eines ganzen Lebens.
    »Warten und vertrauen«, murmelte ich schließlich, ließ die Worte sacken und zog dann eine Grimasse. »Und das, wo Geduld doch eine meiner größten Tugenden ist.«
    »Niemand hat gesagt, dass das Leben einfach und ohne Lektionen ist, Faye.«
    »Ha! Niemand hat mich darauf vorbereitet, Michael. Ich habe es mir nicht ausgesucht.«
    »Doch, das hast du«, erwiderte er mit einem leisen, aber deutlich hörbaren Lachen in seiner Stimme. »Du hast dir alles ausgesucht. Jede dich persönlich betreffende Kleinigkeit, denn jede deiner Entscheidungen hat dich auf den Weg geführt, den du jetzt beschreitest. Wir führen lediglich zusammen, doch dein Wille und bewusstes Handeln geben die Richtung an. An jeder Lebenskreuzung entscheidest du neu, ob du nach rechts oder links, nach oben oder nach unten gehst. Somit obliegt alles deiner eigenen Verantwortung. Ausnahmslos.«
    »Demnach hätte ich Julies Tod zu verantworten?«
    Diesmal fühlte ich ein Kopfschütteln. »Nein. Es war ihre alleinige Entscheidung, diesen Weg zu gehen. Du warst in ihrem Schicksal nur eine Randfigur ohne die Möglichkeit des Eingreifens. Egal, was du getan hättest, ihren Tod hättest du nicht verhindern können. Er war von ihr selbst gewählt, so wie vorbestimmt war, dass sie auf Lagat traf.«
    »Ist demnach alles Bestimmung?«, fragte ich zweifelnd. Ich wollte nicht hinnehmen, dass so etwas sein konnte.
    »Vom Zeitpunkt deiner Geburt bis zum Zeitpunkt deines physischen Todes steht es dir frei, welchen Weg du wählst, um zu den Zielen zu gelangen, die du zuvor definiert hast. Du wirst Umwege gehen, du wirst Abkürzungen nehmen. Du wirst Erfolge feiern, du wirst Niederlagen einstecken. Du entscheidest, welche Lektion du erlernst und welche du verweigerst. Trotz allem folgst du dem Weg, den du für dich selbst vorbestimmt hast. Wie ich dir bereits sagte: Wir haben lediglich die Aufgabe,

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