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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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diejenigen zusammenzuführen, die etwas miteinander zu tun haben. Was daraus jedoch entsteht, obliegt einzig der Entscheidung der jeweils Beteiligten. Wir greifen nur ein, wenn wir gezielt darum gebeten werden.«
    »In meinem Fall entsteht etwas durchaus Greifbares«, brummte ich ernüchtert. Also war der so genannte freie Wille des Menschen letzten Endes nur eine Illusion?
    Teilweise, teilte er mir in Reaktion auf meinen Gedankengang mit. Die Aufgabenstellung kannst du nicht beeinflussen. Was zusammentreffen soll, wird zusammentreffen. Der freie Wille entscheidet nur über die Umstände des Zusammentreffens.
    Ich nickte, das hatte ich inzwischen verstanden.
    »Hm«, kam es da von außerhalb des Teppichs, und verwundert blickte ich mich nach Alistair um, der sich nachdenklich übers Kinn strich. »Demzufolge sind wir alle Randfiguren in einer großen, vorbestimmten Inszenierung. Jeder von uns erfüllt als Hauptcharakter eine vorbestimmte Aufgabe, die dabei die Aufgabe eines anderen kreuzt, der sich ebenfalls freiwillig dafür entschieden hat. Wobei das direkte Eingreifen in die Aufgabe des anderen nur bedingt möglich ist, richtig? Wie die unterschiedlichen Räder eines gemeinsamen, großen Uhrwerks? Jeder ist ein Rädchen, das seine eigenen Drehungen ausüben muss. Ich drehe nur für mich, löse bei dem anderen aber dabei etwas aus, was dieser dann allein und ohne mein weiteres Eingreifen in eigene Bewegung umsetzen muss. Ich gebe ihm lediglich den Impuls. Würde ich mich aber direkt in die Drehung des anderen begeben, geriete automatisch das ganze Uhrwerk ins Stocken.«
    »Korrekt«, antwortete Michael und schickte einen gebündelten Lichtstrahl zu meinem Bruder, der er ihn sogleich komplett einhüllte. Langsam trat Alistair neben mich und ließ sich nieder. Dabei sah er Michael leicht verärgert an. »Ist es nötig, Menschenleben zu nehmen, um jemanden auf einen angeblich vorbestimmten Weg zu bringen?«
    »Dass du zornig bist, ist verständlich, mein Junge. Doch sag mir, wärst du ohne den Tod deiner Mutter heute das, was du bist? Glaubst du, dein Leben hätte ohne das Wissen um die Existenz der Schattenwesen den gleichen Verlauf genommen? Kannst du sicher sein, dass ohne Julies Tod deine Schwester Faye heute hier neben dir sitzen und diese Fragen stellen würde?«
    »Nein«, gab Alistair aufrichtig zu. »Es wäre sicherlich alles anders gekommen.«
    »So ist es. Nichts geschieht ohne Grund, wenngleich dieser selten sofort ersichtlich ist.« Ich fühlte, wie seine Aufmerksamkeit von Alistair zu mir wechselte. »Du wirst die Antworten auf deine Fragen erhalten, Faye. Bis dahin übe dich in Geduld.«
    Schwach nickte ich. Was blieb mir auch weiter übrig? Michaels Worte hatten deutlich gemacht, worauf zu achten war, und ich wollte keinesfalls ein Risiko eingehen, indem ich meine Einmischung erzwang. Ja, Darian hatte seine Gründe. Vermutlich hatte ich in diesem Fall lediglich den Impuls gegeben. Doch eins wollte ich trotz allem wissen: »Was war das für eine komische Masse, die wie dunkle Wellen über die Umgebung schwappten, in der Darian sich aufhielt?«
    »Es sind die sichtbaren Vorboten dessen, was sich noch unsichtbar dahinter verbirgt.«
    »Und Darian ist mittendrin?« Entsetzt riss ich die Augen auf. Wahre Horrorszenarien jagten durch meine Gedanken und ließen sich nicht aufhalten. Erst als Michael mich abermals berührte und ein warmes Prickeln mich durchfloss, blieben diese Bilder abrupt stehen.
    »Er ist nicht allein, Faye. Sei beruhigt, denn niemand kennt sich in diesen Abgründen besser aus als er.«
    Es beruhigte mich keineswegs, dennoch riss ich mich zusammen. Erschütternd war für mich die Erkenntnis, dass man den Wert und die Bedeutung des geliebten Partners erst dann vollkommen erfasste, wenn man Gefahr lief, ihn zu verlieren. Wie zum Schutz des Einzigen, was mich momentan mit ihm verband, fuhr meine Hand hinab zu meinem Unterbauch. Ich spürte ein winziges Flattern und lächelte unbewusst. Wenn schon nicht für mich, dann wenigstens für unser gemeinsames Kind.
    Gibt der Zeit ihre Zeit, vernahm ich Michael leise, spürte noch einmal seine Berührung. Dann wurde es dunkler, bis nur noch der flackernde Kerzenschein blieb.
    W ie ich hierher gelangt war, konnte ich nicht sagen. Während ich mühsam ins Tagesgeschehen zurückkehrte, fühlte ich mich völlig zerschlagen. Ich merkte nur, dass ich vollkommen bekleidet im Bett lag. Zu meinem Verdruss bekam ich die Augen kaum auf, sie fühlten sich

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