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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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schluckend nickte ich, überlegte, was ich erzählen durfte, und besann mich auf die neutrale Version: »Ja, Jason. Er lebt.«
    Ich hätte nie gedacht, eine dermaßen sichtbare Erleichterung auf Jasons antrainiert emotionsloser Miene bemerken zu dürfen, obwohl er sagte: »Etwas anderes habe ich nicht erwartet, Miss McNamara.«
    »Darf ich mal sehen?« Dad wies auf das Blatt in meinen Händen. Ich reichte es ihm, und stirnrunzelnd blickte er darauf. »Ist das alles?«
    »Ein Friseur«, meinte Alistair perplex. »Wozu?«
    Gefasster als zuvor sah ich die Anwesenden der Reihe nach an. »Spätestens heute Abend werde ich es wissen.«

- Kapitel Dreiundzwanzig -
    E in Yellow Cab brachte mich dreißig Minuten vor der auf dem Papier genannten Uhrzeit zur angegebenen Adresse. Jason saß neben mir, hatte mir die ganze Fahrt über die Hand gehalten und nicht ein einziges Mal über zerquetschte Finger gemurrt.
    Vor der Abfahrt hatten wir gewürfelt, wer mich offiziell begleiten durfte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Jason beim Stäbchenziehen irgendwie geschummelt hatte, obwohl ihm das niemand nachweisen konnte. Selbst Ernestine nicht, die vermutlich mit der gleichen Technik meinen Vater dazu bewogen hatte, bei ihr in Brooklyn zu bleiben. Sämtliche Fäden würden bei ihnen in einer provisorischen Telefonzentrale zusammenlaufen – für den Fall, dass Alistair uns aus den Augen verlor und Informationen benötigte, oder dass Steven bei anbrechender Dämmerung seine Dunkelkammer verlassen und uns folgen konnte.
    Es hatte zu regnen begonnen und die herbstlichen Temperaturen sorgten darüber hinaus für fröstelnde Empfindungen. Das, der Mangel an ruhigem Schlaf, diverse Tassen Kaffee und die Abwesenheit von vernünftiger Nahrung machten mir inzwischen zusätzlich zu schaffen. Der Joghurt vor zwei Stunden war kaum ausreichend, doch ich bekam derzeit so gut wie nichts herunter und hatte mich meinem ungeborenen Kind zuliebe zum Auslöffeln des Fruchtmilchprodukts geradezu zwingen müssen.
    Der Wagen hielt, Jason zahlte und stieg aus. Er eilte um den Wagen herum, öffnete mir gentlemanlike die Tür und half mir heraus. Frierend zog ich die dunkelblaue Jacke enger und die Kapuze über. Dann warf ich dem bedeckten Himmel einen kurzen Blick zu, ehe ich über den Gehweg auf die hell beleuchteten Geschäftsräume mit dem in grellem Pink gehaltenen Schriftzug Behaarlichkeit zueilte. Das doppelte Schaufenster präsentierte angestrahlte Hochglanzfotografien der neuesten Trends auf dem Friseurmarkt, peppig bunte Scherenschnitte im Science-Fiktion-Look. Darunter angeordnet waren wahre Batterien von Shampoos, Spülungen und Packungen für Haartypen von trocken bis triefend, gefärbt bis natürlich, von lang bis nicht mehr vorhanden.
    Beim Öffnen der Tür wurde eine Lichtschranke ausgelöst, und ein angenehm melodisch klingendes Glockenspiel begleitete unsere Schritte in den perfekt ausgestatteten Haarpflegetempel. Ein farbenfroh bekleidetes junges Mädchen mit Nasenpiercing und magentafarbener Strähne im schulterlangen, wasserstoffblonden Haar stand hinter einem gläsernen Tresen und blickte uns lächelnd entgegen. »Willkommen. Wie kann ich Ihnen helfen? Haben Sie einen Termin?«
    »Danke sehr«, gab ich freundlich zurück und sah mich blitzschnell um. »Mein Name ist McNamara und ich wurde gebeten -«
    »Natürlich, Mrs. McNamara. Ich habe Ihren Namen selbst eingetragen.« Sie wies auf eine Spalte in dem Terminkalender vor sich. »Sie sind etwas vor der Zeit, aber das macht nichts. Legen Sie doch bitte ab, Sie können so lange dort warten. Wenn Sie es wünschen, bringe ich Ihnen gern einen Espresso.« Sie wies auf eine einladend wirkende Sitzgruppe schräg gegenüber, bestehend aus vier breiten, mit weinrotem Samt bezogenen, antik anmutenden Sesseln, die um einen ovalen, schmiedeeisernen Couchtisch mit Rauchglasplatte gruppiert waren. Auf der Platte lagen exquisite Hochglanzmagazine neben den aktuellen Tageszeitungen aus der ganzen Welt.
    Wollte ich noch widersprechen, nickte Jason zustimmend und zog mich am Ellenbogen in die gewiesene Richtung. Das Mädchen begleitete uns, nahm Jasons Jacke entgegen und quietschte begeistert auf, als ich meine Kapuze zurückschlug und die Jacke auszog.
    »Sind die Natur? Ohne Dauerwelle und Farbe? Oh mein Gott! Darf ich mal?« rief sie voller Begeisterung aus und fasste mir zielstrebig ins Haar. Ich kam mir fast so vor, als gehöre ich zu einer seltenen Gattung Rothaariger, die schnellstmöglich dem

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