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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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distinguiert an. »Madam, solcherlei Handlungen liegen mir absolut fern.«
    »Aber sicher, Jason. Aber sicher.« Verständnisvolles Tätscheln seiner Schulter bekräftigte ihre Worte. »Nun, welchen Tee würden Sie empfehlen? Einen grünen zur allgemeinen Beruhigung?«
    »Mrs. Morningdale, Sie versetzen mich fürwahr in Erstaunen. Ihre Zunge ist weitaus spitzer als die Miss McNamaras.«
    »Ich fasse das als Kompliment auf, Jason«, lachte sie vergnügt, wobei mir vor Erstaunen beinahe die Augen aus dem Kopf fielen.
    »Bevor Sie mich zu steinigen gedenken, Miss McNamara, möchte ich Ihnen das hier übergeben«, kam er mir zuvor und zog einen etwas zerknitterten Briefumschlag aus der Innentasche seiner grauschwarz gestreiften Weste. »Mr. Montgomery trug mir bei seiner Rückkehr auf, Ihnen dieses Schreiben zum Nachmittag hin auszuhändigen. Die Beschriftung lässt vermuten, dass es von Mr. Knight stammt.«
    Mein Herz begann zu rasen, und mit zittrigen Fingern riss ich Jason den Umschlag regelrecht aus der Hand. Sofort begann es wie irre zu kribbeln. Beim Öffnen zerfetzte ich den Umschlag fast, dann verließ mich irgendwie der Mut. Ich bekam Angst vor dem, was drinstehen könnte. Hilflos sah ich erst Ernestine, danach Jason an. Meine Hände zitterten dermaßen, dass mir der Umschlag zu entfallen drohte. Da nahm Ernestine ihn mir entschieden ab, zog das Papier heraus und faltete es auseinander.
    »Oh«, machte sie und drehte das Papier um. »Eine Adresse in Harlem, am Central Park. Dazu ein Datum mit Zeitangabe.«
    »Was?« Erneut griff ich danach.
    Die Übelkeit erwischte mich völlig unerwartet, und die Wucht unzähmbarer Wut schlug mir wie ein Vorschlaghammer auf den Magen. Augenblicklich ging ich in die Knie, musste mich mit einer Hand am Boden abstützen und kniff die Augen zu. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss das Bild hoch. Darian. Von berauschter Raserei rot glühende Augen, eine aufrechte Zornesfalte auf der Stirn, bebende Nasenflügel und blutleere Lippen, feucht vom Lebenssaft anderer, der aus seinen Mundwinkeln rann, das Kinn hinab, nur um dann ins Bodenlose zu tropfen. Blutverschmiert und zerzaust war sein blondes Haar, klebte strähnig an seiner Stirn. Ein winziger Augenblick, ein kurzes Zeitfenster, dann war es vorbei. Ich versuchte es zurückzuholen, doch es blieb verborgen.
    Ein qualvoller Laut entwich mir. Pure Hilflosigkeit umschlang mich wie ein eiskaltes Leichentuch. Ohne es bemerkt zu haben, hatte ich die Hand ausgestreckt, griff ins Leere, und sackte nun gänzlich auf dem Fußboden zusammen. Tränen liefen mir über die Wangen, während ich schmerzerfüllt Darians Namen flüsterte.
    »Oh Gott, oh Gott«, vernahm ich gedämpft Ernestines Stimme und fühlte, wie zwei starke Arme mich umfassten und hochhoben. Umsichtig wurde ich aus der Küche getragen, schlang meine Arme um Jasons Hals und weinte leise an seiner Schulter. Nur am Rande bekam ich mit, wie Ernestine die Tür zum Wohnzimmer öffnete und das Gespräch dahinter sogleich verstummte.
    »Wenn es euch nichts ausmacht, streitet draußen weiter. Faye ist zusammengebrochen und benötigt augenblicklich Ruhe«, erklärte sie herrisch, während Jason mich zum dunkelgrünen Sofa trug und behutsam darauf ablegte. Sofort wurde ich von bestürzten Gesichtern umrahmt.
    »Ist ... schon ... okay«, brachte ich mit schniefenden Unterbrechungen leise hervor und nahm das Stofftaschentuch entgegen, das Jason mir reichte. Bis hierher reichte der Schock nicht mehr, der mich in der Küche ereilt hatte – in dem Moment, in dem ich das Papier berührt hatte.
    Jäh saß ich aufrecht, sah Ernestine an, die mir das Papier abgenommen hatte, und hielt ihr auffordernd die Hand entgegen. Ihr Blick huschte zwischen mir und dem Blatt hin und her, und es dauerte eine Weile, bis sie es mir zögerlich reichte. Meine Finger berührten das Papier. Nichts geschah. Also nahm ich es ganz in die Hand, legte sogar meine zweite Hand darüber. Doch was immer ich erwartet hatte, es blieb aus.
    »Was ist?«, vernahm ich meinen Bruder, der von meinem Vater sogleich beiseitegeschoben wurde. »Eine Vision, Faye?«
    »Sie ist weg.« Ratlos zuckte ich mit den Schultern. »Als ich vorhin das Blatt angefasst habe, sah ich sie. Jetzt ist sie nicht mehr da.«
    »So wie neulich, als Sie das Papyrus aufgefangen hatten, Miss McNamara?«
    »Ja, es war ähnlich wie eine statische Entladung. Nur bekam ich keine gewischt, sondern sah Bilder.«
    »Und Sie haben Mr. Knight gesehen?«
    Schwer

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