Blut Schatten
WWF gemeldet und vor dem Aussterben geschützt werden musste.
»Ich -«
»Patricia!«, bellte es plötzlich durch den Raum, und gleichzeitig mit dem jungen Mädchen zuckte ich zusammen.
Flugs nahm sie ihre Hände aus meinem Haar, lächelte entschuldigend und wandte sich um. »Entschuldigung, Mr. Clint. Ich bin sofort da.« Dann sah sie uns wieder an. »Ich bitte vielmals um Verzeihung für meinen Fehltritt, Mrs. McNamara. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Espresso? Latte Macchiato? Oder vielleicht ein Gläschen Prosecco?«
»Perrier still, bitte«, antwortete Jason für uns beide, und Patricia eilte hinfort.
Verwundert ließen wir uns nieder und blickten uns in diesem Salon um. Er war riesig, lief nach hinten weit aus und wurde ungefähr in der Mitte durch ein kleines Podest und einen hellgrünen Fadenvorhang in den Bereich für Damen und Herren unterteilt. Achtzehn Frisierplätze mit Waschtischen, hohen Spiegeln, schwenkbaren Hauben und der üblichen Ausstattung waren im vorderen Raum vorhanden, wobei sie in Sechserreihen aufgeteilt einander gegenüberstanden. Über die Hälfte der Plätze waren besetzt, und eifrige, meist jüngere Mädchen flatterten um ihre Kundschaft herum, rollten Lockenwickler auf oder ab, pinselten Farbe auf Köpfe, schwangen Schere und Kamm oder legten anderweitig Hand an. Dennoch hielt sich der Geräuschpegel von Hauben, Haarfönen, laufendem Wasser und leisen Gesprächen in Grenzen.
»Ich weiß nicht, was ich hier soll«, raunte ich Jason zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Darian einen anderen Haarschnitt von mir erwartet. Er hätte es mir sicherlich vorher gesagt.«
Jason schenkte mir einen verständnisvollen Blick. »Soweit ich weiß, empfindet Mr. Knight ihre Haarpracht als sichtbaren Ausdruck ihres unsichtbaren Charakters, Miss McNamara. Ich wage zu bezweifeln, dass er sie zu zähmen gedenkt.«
»Warum ...« Patricias Auftauchen ließ mich aussetzen, und erst nachdem sie das Wasser vor uns auf den Tisch gestellt hatte und wieder gegangen war, beendete ich den Satz: »... hat er uns diese Adresse gegeben?«
»Ich möchte mit keinerlei Mutmaßungen vorgreifen, Miss McNamara. Doch den Namen des Salons empfinde ich als bezeichnend. « Er nippte an seinem Wasserglas und sah sich verstohlen aufmerksam um. »Aber sollte Ihnen tatsächlich ein Haar gekrümmt werden, opfere ich gerne einige Zentimeter von meinen.«
»Sie werden ja spitzfindig, Jason.«
Er erwiderte nichts, wies jedoch mit dem Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche drangen. Dann sah auch ich ihn, den großen Mann mit Glatze, der mehr an einen Ringer oder Bodybuilder denn an einen Friseur erinnerte. Sein Gesicht war oval, hohe Wangenknochen, breite Stirn, die Nase etwas breiter, als habe sie bereits mehrmals Bekanntschaft mit geballten Extremitäten gemacht. Seine wulstigen Lippen wurden von einem sehr filigranen Bärtchen umgeben, das sich von der Oberlippe bis hinunter zum Kinn zog. Der Kopf schloss an einen Stiernacken an, und seine ausladend breiten Schultern gingen in sehr muskulöse Arme und einen massiven Oberkörper mit schmaler Taille über. Seine vermutlich ebenso durchtrainierten Beine waren unter der schwarzen Hose nicht direkt zu erkennen. Er trug jedoch einen eng anliegenden, schwarzen Rolli, der jeden einzelnen Muskelstrang seines Oberkörpers sichtbar definierte. Und der Mann kam direkt auf uns zu.
»Dan Clint«, stellte er sich vor, nachdem er vor uns stehen geblieben war. »Ich bin der Geschäftsführer dieses Salons.«
Jason und ich erhoben uns aus den ausladenden Sesseln und nannten ebenfalls unsere Namen. Er nickte knapp, brach mir bei der Begrüßung fast die Hand und bat uns anschließend, ihn zu begleiten.
»Ich hoffe, Sie mussten nicht allzu lange warten und wurden in dieser Zeit entsprechend unterhalten. Und ich bedauere außerordentlich, dass Patricia sich zu diesem despektierlichen Verhalten hinreißen ließ. Ich werde es selbstverständlich entsprechend ahnden, Mrs. McNamara«, plauderte er dabei mit sonorer Stimme und führte uns zu meiner Verwunderung durch den vorderen Bereich in die hinteren Räumlichkeiten. Von dort aus ging es in einen kleineren, sehr gut beleuchteten Raum, der sich als Nagelstudio entpuppte. Drei bequem anmutende, kippbare Stühle aus schwarzem Glattleder standen für die Kunden bereit, daneben kleinere, mobile Tischchen mit großer, beleuchteter Lupe und dem entsprechenden Equipment. Der rechte Platz war besetzt. Eine ältere Dame in einem
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