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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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meinen Ohren wider, und doch war es ruhig um mich herum.
    Was würde am Ende bleiben? Licht oder Schatten?
    Schlagartig trat Ruhe ein. Das Zerren riss ab, das Brennen erlosch. Der Sturm legte sich und glitt in lichten Spiralen gemächlich zu Boden, die wie auf einen Faden gezogene glitzernde Tropfen einen Moment lang liegenblieben, bis sie schließlich versik-kerten. Und mit ihnen der Groll, die Wut, der lodernde Zorn.
    Der Tod ist nur der Beginn.
    Ein leichtes Zittern breitete sich in mir aus. Die Verspannungen lösten sich. Ich riss die Augen auf und sog geräuschvoll die Luft in meine Lungen. Noch immer nahm ich alles durch einen leicht rötlichen Schleier wahr. Einige Meter von mir entfernt entdeckte ich meinen Bruder. Fassungslos starrte er mich an, die Augen weit geöffnet, einen Anflug von Erschrecken im Blick.
    »Verflucht, Faye, was ... ?« Er verstummte, dann startete er erneut: »Was war das eben?«
    »Was genau meinst du?« Gefasst ging ich auf ihn zu, blieb jedoch stehen, als er vor mir zurückwich. »Was hast du?«
    »Was ich habe? Frag dich lieber, was du hast, Faye. Du hast gerade geglüht. Oder nein. Du hast gebrannt. Als hättest du komplett in Flammen gestanden. Scheiße, was hast du gemacht?«
    »Das ist Unfug, Alistair«, wehrte ich ungläubig ab. »Du musst dich irren. Ich war lediglich etwas schlecht drauf.«
    »Etwas schlecht drauf?«, echote er schockiert. »Was bitte passiert, wenn du mal ganz schlecht drauf bist? Brennt dann die Hütte ab?«
    Ich fixierte ihn, als habe er den Verstand verloren. Dabei kniff ich kurz die Augen zusammen, um klarer sehen zu können. Der Schleier blieb. Vermutlich hatte ich etwas ins Auge bekommen. Sie brannten sehr unangenehm.
    Weiterhin leicht konfus ging ich an Alistair vorbei, hinaus in den Flur und hinüber ins Bad. Als ich aber das Licht anknipste und in den Spiegel sah, erwischte es mich eiskalt. Der sich mir bietende Anblick ließ mich sofort verstehen, was Alistair dermaßen entsetzt hatte. Es war unheimlich und faszinierend zugleich.
    Glühend rote Augen starrten mir aus einem bleichen Gesicht entgegen. Das Antlitz war meines, die Augen dagegen wirkten fremd, als gehörten sie nicht zu mir. Das war ich nicht. Unmöglich. Meine Augen hatten grün zu sein. Darian bekam bei bedrohlicher Gereiztheit bisweilen rote Augen, aber ich doch nicht. Oder doch?
    Geschockt drehte ich den Hahn auf und warf mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann blickte ich abermals auf und berührte mit meiner Nasenspitze fast den Spiegel, als ich konzentriert hineinstarrte. Mühsam schraubte ich meine Emotionen herunter und zwang mich zur Ruhe. Da erlosch das Glühen wie die langsam ersterbende Glut heißer Kohlen, wurde schwächer, bis es schließlich verschwand.
    »Glaubst du mir jetzt?«, klang es von der Tür her und erschrok-ken fuhr ich herum.
    Mein Finger tippte gegen die Spiegelung, mein Blick allerdings blieb anklagend an Alistair hängen. »Das hier ist schlichtweg unmöglich.«
    »Und trotzdem war es da«, konterte er, trat auf mich zu und blieb abrupt stehen. »Verdammt, Faye! Du machst es schon wieder.«
    »Was mache ich denn?«, brüllte ich nun und spürte, wie es erneut in mir aufwallte. Nein, nicht noch einmal. Mit erzwungener Ruhe atmete ich tief durch.
    Jäh stand Alistair vor mir und packte mich an einer Schulter, wobei seine andere Hand mein Kinn fest umspannte. Mit einem Ruck drehte er meinen Kopf nach rechts und dann nach links. Unvermittelt ließ er mich los, umfasste mein Handgelenk und schob den Ärmel zurück, bevor er den Vorgang mit meinem anderen Arm wiederholte.
    »Nichts«, murmelte er und sah mich durchdringend an.
    Ich ließ ihn gewähren, legte jedoch meinen ganzen Ärger in diesen einzigen Blick und zischte: »Wonach suchst du, Alistair?«
    Da ließ er mich los, riss den eigenen linken Ärmel hoch und zog aus seiner Hosentasche ein scharfes Klappmesser. Die Klinge blitzte im Licht silbern auf, ehe sie sich in einem einzigen gezielten Schnitt durch seine Haut fraß. Sofort quoll hellrotes, warmes Blut hervor, floss über die Innenseite seines Oberarms und erreichte sein Handgelenk, um dann daran hinunterzurinnen und langsam auf den Boden zu tropfen.
    Bestürzt verfolgte ich das Rinnsal und starrte auf die zerplatzen Tropfen am Boden, deren ausgefranste Ränder wie geklöppelte Spitzen das Lebensrot umgaben. Dann kehrte mein Blick zurück zu seinem Arm, den Alistair mir mit stoischer Miene weiter vor die Nase hielt. Der typische, leicht metallische

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