Blut Schatten
auch Jason wirkte durchweg zufrieden, denn er brachte sogar einen aufrichtigen Dank zustande.
Jacques winkte abermals bescheiden ab, schickte das Mädchen aus dem Raum und eilte ihr nach. Kurz darauf kam er zurück und übergab mir eine in blaue Seide eingewickelte Schachtel. »Bevor Sie weitere Fragen haben, Mrs. McNamara: Ihr Mann betrat gestern Abend meinen Salon und übergab mir dieses Päckchen. Er verlangte zwei Umschläge und einen Bogen Papier, schrieb etwas auf und steckte einen der Umschläge ein. Den zweiten bestückte er mit einer gewissen Anzahl an Banknoten und händigte ihn nach Ablegen meines Schwures an mich aus. Da nun beide Seiten ihr Versprechen erfüllt haben, sind wir quitt.«
Verwundert hob ich die Seide an und schnappte laut nach Luft. Dann sah ich den Vampir an. »Wissen Sie, was sich in der Kiste befindet?«
Seine Empörung schien echt. »Ich bin ein Ehrenmann, Madame! Ich stecke meine Nase nicht in fremde Belange. Abgesehen davon warnte er mich vor dem Inhalt sehr nachdrücklich. Allerdings würde es mich schon interessieren, was ich die ganze Zeit über für Sie aufbewahrt habe.«
»Glauben Sie mir, er tat gut daran, Sie vor dem Inhalt zu warnen, Mr. Moret. Er ist tödlich, auch wenn er noch so harmlos wirken mag.« Zum Beweis meiner Worte klappte ich den Deckel auf und offenbarte die Rosen und meine verzweifelt vermissten Federn.
Skeptisch betrachtete er diese unschuldig wirkenden Gegenstände und streckte sehr vorsichtig einen Finger danach aus. Ich ließ ihn gewähren. Jeder musste schließlich seine eigenen Erfahrungen machen. Da zog er plötzlich seine Hand zurück, und in seinen Blick trat tiefe Furcht.
»Sie haben recht, Madame. Bitte schließen Sie diese Kiste umgehend. Bei meiner nicht vorhandenen Seele – hätte ich gewusst, was sich die ganze Zeit über in meinem Büro befand, ich hätte es niemals angenommen.«
Verwundert klappte ich den Deckel zu. Noch mehr verwunderte mich, dass Jacques mich sogleich am Ellenbogen fasste und recht energisch zum Ausgang seines Salons schob.
»Es war mir ein unübertreffliches Vergnügen, Sie bei mir gehabt zu haben«, meinte er leicht hektisch und schob Jason und mich gleichzeitig hinaus in die regnerische Dunkelheit. Er verschwand, kam kurz darauf mit unseren Jacken zurück und warf sie uns zu. »Tun Sie mir bitte den inständigen Gefallen und beehren Sie mich niemals wieder.« Dramatisch reckte er die Arme zum Himmel und fuhr herum. « Mon Dieu, quel malheur!« Dann fiel mit der melodischen Untermalung des Glockenspiels die Tür hinter ihm zu.
Fürsorglich half Jason mir in die Jacke, bevor er seine eigene überzog. Dabei schüttelte er den Kopf. »Je älter einige dieser Herrschaften werden, Miss McNamara, desto wunderlicher werden sie.«
»Er hatte Angst vor dem Inhalt«, sprach ich das Offensichtliche aus.
»Ich habe es bemerkt. Er muss gespürt haben, was die Gegenstände in sich tragen.«
»Komisch. Darian hat damals nicht so panisch reagiert, obwohl er nicht mit ihnen in Berührung kommen wollte, was meine Schusseligkeit ja leider zunichtemachte.« In Erinnerung daran knabberte ich verlegen an der Lippe. Es hätte nicht viel gefehlt, und Darian wäre verblutet. Lediglich Jasons schnelle Reaktion hatte Schlimmeres verhindert. »Ob dieser Jacques weiß, was genau sie bewirken?«
»Das ist durchaus möglich, zumal gewisse Geschehnisse sich herumsprechen wie ein Lauffeuer, Miss McNamara. Doch bevor wir uns darüber weiterhin den Kopf zerbrechen, sollten wir erst einmal aus dem Regen herauskommen.«
Ich nickte. Da bremste unerwartet heftig ein altersschwacher Pickup neben uns, und ich erkannte schemenhaft Alistairs Gesicht in der Dunkelheit. Er öffnete die Tür. »Ihr braucht nicht zufällig ein Taxi?«
- Kapitel Vierundzwanzig -
E s ist weg!, schoss mir als Erstes durch den Kopf, nachdem ich den Raum betreten hatte. Alarmiert blickte ich mich um, fand die Kerzen noch genau wie in der vergangenen Nacht um den Teppich stehend vor. Das Bündel Salbei lag auf der Kommode, Streichhölzer daneben. Nichts schien berührt. Doch mein Gefühl trog nicht. Die Ecke, in der das getarnte Katana gestanden hatte, war leer.
»Stimmt etwas nicht?«, erkundigte Alistair sich leise.
Meine Anspannung musste sich auf ihn übertragen haben, denn er legte mir die Hände auf die Schultern, schob mich sachte beiseite und trat als breiter Schutzwall vor mich.
Ich schüttelte mich und versuchte die aufsteigende Furcht zu bezwingen, die sich
Weitere Kostenlose Bücher