Blut Schatten
Unmut darüber, dass Steven und Kimberly gemeinsam verschwunden waren, woraufhin er unsere gutmütige Spöttelei über sich ergehen lassen musste.
Niemand hatte Fragen über Darian gestellt, Jason hatte sie vorher eingehend informiert und Alistair den Rest berichtet. Was sollte es da noch für Fragen geben?
Nun lag ich auf diesen weichen Fellen, hatte meine Hand auf meinen Bauch gelegt und lächelte still in mich hinein. Allein. Nein, ich würde in dieser Nacht nicht nach ihm suchen. Er wusste, wo ich zu finden war, und hatte zusätzlich dafür gesorgt, dass er nicht gefunden wurde. Diesen Weg wollte er allein beschreiten, dann sollte er gefälligst zurückkommen, wenn er so weit war.
Überdies meldete mein Ego heftige Besitzansprüche an. Mein Kind hatte sich bemerkbar gemacht. Dieser Moment gehörte mir, und ich würde ihn nicht aufgeben, indem ich seinem Vater nachjagte.
Der leichte Knuff ließ mich auflachen. »Du hast alles gehört, hm?« Liebevoll strich ich über meinen Bauch und schloss die Augen. »Morgen sehe ich vielleicht nach, was dein Vater so treibt.«
- Kapitel Fünfundzwanzig -
N ein, ich suchte ihn nicht. Ständig kam etwas dazwischen. Einmal mein Ego, das sich noch immer nicht ganz beruhigt hatte wegen Darians – sicherlich notwendigen – Heimlichkeiten. Des Weiteren wegen der Unfähigkeit einiger Straßenbenutzer, denn obwohl Sonntag war und Alistairs Werkstatt normalerweise geschlossen hatte, wurde er zu mehreren Unfällen gerufen, zu denen Dad ihn begleitete. Und da beide Männer mir das Versprechen abgenommen hatten, nicht ohne sie auf die Suche zu gehen, musste ich es wohl oder übel unterlassen.
Um nicht vollkommen untätig herumzusitzen, entführte Jason Ernestine und mich gegen Mittag zu einem ausgedehnten Spaziergang. So liefen wir bei bewölktem, aber trockenem Wetter am Hudson entlang und betrachteten die vorbeifahrenden Schiffe.
Gegen Nachmittag kehrten wir zurück. Dad und Alistair luden ein weiteres, schrottreifes Taxi vom Schlepper, winkten uns kurz zu und machten sich erneut auf den Weg. Anscheinend war es einer dieser Tage, an denen die Verkehrsunfälle nicht abrissen.
Kimberly fiel erst gegen Nachmittag aus ihrem Bett und fütterte Breeze, der ihr mit energisch forderndem Maunzen regelrecht an den Hacken klebte. Danach stolperte sie recht wortkarg durch das Apartment und verschanzte sich schließlich im Schlafzimmer ihres Vaters, aus dem kurz darauf die lauten Geräusche des Fernsehers drangen.
Während Jason in der Küche für frischen Tee sorgte und nebenbei ein langes Telefonat mit seiner Frau Eileen führte, ließen Ernestine und ich uns im Wohnzimmer nieder. Ich werde nie verstehen, wie Alistair sich hier wohlfühlen konnte. Diese wuchtige, dunkelgrüne Sofagarnitur von anno dazumal, kombiniert mit einem monströsen, die ganze Wand einnehmenden, antik anmutenden Eichenschrank machte den ganzen Raum einfach nur dunkel. Die ehemals weiß gestrichenen Wände waren inzwischen total vergilbt, und der Teppich mit seiner undefinierbaren Farbkombination fristete ein recht fadenscheiniges Dasein. Das alles hätte ich vermutlich noch hingenommen, wenn ich nicht hinter der fürchterlichen Stehlampe in der Ecke zur Außenwand erste Anzeichen von Schwarzschimmel entdeckt hätte. Hier musste dringend etwas geschehen, zweifelsohne.
»Darian hat das Gebäude nebenan gekauft«, überlegte ich laut, und Ernestine nickte, als sei ihr das bereits bekannt. »Wenn wir es komplett sanieren, lässt sich darin sicherlich wunderbar leben.« Abermals nickte sie und sah mich weiterhin unverwandt an. Ich seufzte, schob Jasons akkurat zusammengelegte Bettdecke etwas mehr beiseite und ließ mich neben ihr auf dem Sofa nieder. »Meinst du, Alistair wäre einverstanden, umzuziehen? Ich glaube kaum, dass ich meine Zelte hier auf Dauer aufschlagen möchte.«
»Denkst du, er wird das großzügige Angebot ablehnen?«, stellte Ernestine die Gegenfrage.
Ich zuckte ahnungslos mit den Achseln. »Er wäre ein Idiot, wenn er es täte.«
»Und du hältst ihn für keinen Idioten«, ergänzte sie weiter.
»Nein«, lachte ich. »Trotzdem ist er extrem stur und wird sich nichts schenken lassen wollen.«
»Stur ist eure ganze Familie. Wenn du Sorge darum hast, er könnte es als Almosen betrachten, vermiete es an ihn. Damit bist du aus dem Schneider.« Dabei blickte sie sich um und zog die Nase ein klein wenig kraus. »Am besten gleich möbliert.«
»Auf den Müll?«, fragte ich unumwunden, und sie
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